Francis Burt
Mahan
Kurz-Instrumentierung: 3 3 3 3 - 4 3 3 1 - Pk, Schl(3), Hf, Cel, Klav, Ssax(B), E-Git, Str
Dauer: -'
Libretto von: Richard Bletschacher
Widmung: im Gedenken an meine geliebte Frau
Chor: SSAATTBB: acht Stimmen aus den Fenstern eines Zinshofes sowie später acht Stimmen im Dunkeln
Rollen:
Mahan
ein erfolgreicher junger Mann ... Tenor<BR>Callaghan
sein Jugendfreund ... Bariton<BR>Die Freundin ... Sprechrolle<BR>Der erste Freund ... Sprechrolle<BR>Der zweite Freund ... Sprechrolle<BR>Der alte Mann ... Bass<BR>Die alte Frau ... Mezzosopran<BR>Das junge Mädchen ... hoher Sopran<BR>Der Aufseher ... Bassbariton<BR>Der Türhüter ... Bass<BR>Die schlaflose Frau ... Alt<BR>Der Herr des Gartens ... Charaktertenor<BR>Das erste Mädchen ... Sopran<BR>Das zweite Mädchen ... Sopran<BR>Das dritte Mädchen ... Mezzosopran<BR>Der erste Hafenarbeiter ... Tenor<BR>Der zweite Hafenarbeiter ... Bariton<BR><BR>Statisterie: Lagerinsassen
Aufseher
Gehilfen; Diener und Partygäste
Instrumentierungsdetails:
1. Flöte
2. Flöte
3. Flöte (+Picc)
1. Oboe
2. Oboe
3. Oboe
1. Klarinette in B
2. Klarinette in B
3. Klarinette in B
Sopransaxophon in B (+Asax(Es))
1. Fagott
2. Fagott
3. Fagott (+Kfg)
1. Horn in F
2. Horn in F
3. Horn in F
4. Horn in F
1. Trompete in B
2. Trompete in B
3. Trompete in B
1. Posaune
2. Posaune
3. Posaune
Basstuba
Pauken
1. Schlagzeug
2. Schlagzeug
3. Schlagzeug
Celesta
Elektro-Gitarre
Harfe
Klavier
Violine I
Violine II
Viola
Violoncello
Kontrabass
Burt - Mahan Oper
Werkeinführung
Mahan, ein junger, glückverwöhnter
Mann, gerät mit seiner Yacht in den Hafen einer südöstlichen Stadt. Aus der
lärmenden Gesellschaft seiner Freunde ruft ihn eine Stimme ans Land. Er glaubt
in dem Rufenden seinen lang verschollenen Freund Callaghan wiederzuerkennen und
folgt diesem, wie er meint, für eine kurze Promenade außer Sichtweite seines
hell erleuchteten Schiffes.
Bald jedoch findet er sich verlassen
auf einer Müllhalde unter Ruinen. Umherirrend und nach seinem Begleiter rufend
stürzt er und verletzt sich am Knie. Zwei düstere Alte, die im Abraum nach
Verwertbarem suchen, führen den hilfesuchenden widerwillig mit sich fort. Statt
ins Freie oder zurück zum Hafen aber, gerät er mit seinen beiden Führern in die
enge Gassenschlucht eines Elendsquartiers, aus dessen Fenstern gierige Augen
nach Beute lugen. Als die Bewohner des Viertels Anstalten machen den Verirrten
auszurauben, rettet ihn ein junges Mädchen, indem sie ihn rasch entschlossen
auf geheimem Weg mit sich fortzieht.
Das Mädchen führt Mahan in ein Lager,
in dem offenbar Flüchtlinge oder Zwangsarbeiter in großer Not und Bedrängnis
hausen. Zum Dank schenkt er dem Mädchen seine goldene Armbanduhr. Sie aber
bittet um seine Jacke. Während ihre Elendsgenossen sich bettelnd um den
wohlgekleideten jungen Mann drängen, zieht ihm das Mädchen die Jacke von den
Schultern. Ehe Schlimmeres geschehen kann, tritt ein uniformierter Aufseher
dazwischen und will Mahan, der sich ohne Papiere nicht ausweisen kann, in
Gewahrsam nehmen. Seine Beute wird ihm jedoch von einem offenbar höher
Gestellten sogleich wieder entrissen. Mit verbundenen Augen wird Mahan vom
Türhüter in das luxuriöse Gemach einer unglücklichen, schlaflosen Frau geführt.
Dort werden von ihm Liebesdienste erwartet. Ehe er diese jedoch zu leisten in
Verlegenheit kommt, wird die Ankunft des Herrn des Hauses, der zugleich der
Herr der Insel ist, angekündet. Nun wird Mahan unter Hohngelächter durch die
Hintertür davongejagt.
Von Schüssen verfolgt rettet sich der
Fliehende mit zerrissenen Kleidern über eine hohe Mauer und gerät zu seinem
Erstaunen in einen prächtigen orientalischen Garten. Ein alter Mann, der im
Rollstuhl sitzend die Wärme der Sonne genießt, fragt ihn freundlich nach seinem
Woher und Wohin. Da Mahan keine Hilfe annehmen will, lädt er den ungebetenen
Gast zu einem abendlichen Gartenfest ein, bei welchem neben den einheimischen
Schönen und Reichen auch fremde Besucher der Insel erwartet werden, und
entfernt sich.
Kaum ist er außer Sichtweite, treten
aus den Gebüschen drei junge Mädchen hervor, die sich wetteifernd um die
Blessuren des jungen Fremden bemühen. Als aus dem Spiel lüsterner Ernst zu
werden beginnt, werden die vier von der Rückkehr des Alten überrascht. Die in
Furien verwandelten Mädchen stürzen sich auf den heimlichen Späher und zerren
ihn aus dem Rollstuhl. Auf seine Hilferufe herbeieilende Diener finden ihren
Herrn tot auf der Erde liegen. Mahan erkennt seine Freunde im Scheinwerferlicht
auf einer Terrasse und ergreift in Panik die Flucht. Als beim Morgengrauen die
Freunde auf das im Hafen liegende Schiff zurückkehren, gehen sie an dem im
Staube liegenden Mahan vorüber, ohne ihn zu erkennen. Mahan, aus seiner
Betäubung erwachend, gibt sich selbst die Schuld am Tod des Alten und blickt
zurück auf all das in wenigen Stunden erschaute und erlittene Unheil. Er ruft
nach Callaghan, dem vermeintlichen Freund, der ihn aus seinem Glück gelockt und
ihm das Elend der Welt vor Augen geführt hat. Zwei Hafenarbeiter auf dem Weg
zur Arbeit entreißen dem Verletzten seinen letzten Besitz, ein Amulett. Als er
sich zur Wehr setzt, wird er von einem Messerstich tödlich getroffen. Noch
einmal blickt er hinaus auf den Hafen, sein zur Abreise gerüstetes Schiff und
auf das Meer, über dem sich die Morgennebel zerstreuen. Abschied nimmt er von
der Welt – glaubt noch einmal die lockende Stimme zu hören – und stirbt.
Richard Bletschacher