Georges Lentz
Nguurraa
Dauer: 9'
Widmung: der Stad Eechternach, hirer Abtei an hirem groussen Hellejen
Instrumentierungsdetails:
Klarinette in B
Violine
Violoncello
Klavier
Schlagzeug
Lentz - Nguurraa für Klarinette, Violine, Violoncello, Klavier und Schlagzeug
Übersetzung, Abdrucke und mehr
Georges Lentz
Lentz: NguurraaInstrumentierung: für Klarinette, Violine, Violoncello, Klavier und Schlagzeug
Ausgabeart: Partitur und Stimmen
Hörbeispiel
Werkeinführung
1994 las ich ein Buch über die pythagoräische Idee der Sphärenmusik, einer Musik, die laut Pythagoras durch die Rotation der himmlischen Sphären erzeugt wird und für Gott hörbar, für menschliche Ohren hingegen unhörbar ist. Diese poetische Idee brachte mich darauf, eine Musik zu schreiben, die so 'rein' wie möglich sein und 'außerhalb der Zeit' stehen sollte, eine Musik, die zunächst überhaupt nicht zum Spielen, sondern nur zum Lesen bestimmt war. Ich nannte diese abstrakt-spekulative Musik damals 'Mysterium'. Später begann ich, Teile hieraus für Aufführungen zu 'arrangieren'. Meine 'Mysterium'-Werke kennzeichnen sich durch eine fast durchgehend leise Dynamik - Spannung entsteht lediglich durch die Polarität zwischen einem regelmäßigen Viertelnotenrhythmus und graphisch notierter rhythmischer Freiheit, gedehnter und geschrumpfter Zeit, zwischen Unisono und komplexen polyphonen Texturen, tonalem und mikrotonalem Material, zwischen Klang und Stille. Das kurze Stück Nguurraa entstand 2000 - 2001, zu einer Zeit, da ich mich vor allem mit Orchesterwerken befasste, als Versuch, eine ähnliche Farbenwelt ins Kammermusikalische zu übertragen. Nebenbei sei bemerkt, dass mir das Titelwort mit seinen doppelten Buchstaben gut gefiel, da es die Tonwiederholungen in der Musik widerzuspiegeln schien.
Der Titel Nguurraa ('Licht' in einer der Sprachen der australischen Aborigines) weist auf einen weiteren wichtigen Einfluss hin: die Malerei der Aborigines. Die bekannte 'Punkt'-Technik (oft über versteckten Linien), die ich besonders bei den Malerinnen Kathleen Petyarre und Emily Kame Kngwarreye sehr liebe und bewundere, hat mich zu einer Übersetzung ins Musikalische angeregt. Nicht so sehr das australische Tageslicht (das übrigens viel greller als in Europa ist), sondern vor allem die unglaubliche Leuchtkraft und Klarheit des Sternenhimmels in der völligen Stille des Outback sind Gegenstand der Komposition.
Georges Lentz