Im Gespräch mit CCOM Komponist:innen
1. Wie würden Sie Ihre Musik jemandem beschreiben, der sie nicht kennt?
Meine Musik zeichnet sich durch ihren „kulturübergreifenden“ Charakter aus und sucht nach einem persönlichen Ausdruck mit asiatischen Elementen. Manchmal ist dieser Ausdruck explizit und ruft einen starken kulturellen Einfluss auf das Publikum hervor, während er manchmal implizit ist, lediglich ein unterbewusstes Verhalten, das im Herzen verborgen ist. In der heutigen Zeit der Globalisierung ist die Interkulturalität ein unvermeidliches Phänomen. Obwohl viele Komponisten bezweifeln, dass musikalisches Material aus verschiedenen Kulturen integriert werden kann, beschäftigt sich meine Musik nicht mit dieser Frage, sondern konzentriert sich auf den Prozess. Ich habe einen offenen Raum für Menschen aus verschiedenen Kulturen geschaffen und lade sie ein, die Musik von WEN Ziyang zu hören.
2. Wie sieht Ihr Ausbildungshintergrund aus?
Ich wurde in eine musikalische Familie hineingeboren und kam schon in jungen Jahren mit einer Vielzahl von Musik in Berührung. Ursprünglich wollte ich Pianist werden und erhielt daher eine formale Klavierausbildung am Sichuan Conservatory of Music in meiner Heimatstadt Chengdu, die den Grundstein für meine Komposition legte.
Später schloss ich mein Kompositionsstudium an der Attached Middle School of Sichuan Conservatory of Music ab.Schließlich zog ich nach Peking, um am Zentralen Konservatorium für Musik sowohl ein Grundstudium als auch ein Aufbaustudium zu absolvieren.Derzeit plane ich, mein Promotionsstudium am Zentralen Konservatorium für Musik unter der Leitung von Professor Qin Wenchin fortzusetzen.
Darüber hinaus habe ich an Kompositionskursen bei verschiedenen Meisterkursen teilgenommen, wie z. B. den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt, dem Meisterkurs des St. Petersburg Contemporary Music Festival in Russland, dem Kompositionsmeisterkurs des Beijing Modern Music Festival, dem Internationalen Studenten-Kompositionsmeisterkurs der Shanghai Contemporary Music Week und dem Internationalen Kompositionsmeisterkurs in Peking, neben vielen anderen.
3. Warum haben Sie sich entschieden, Komponist:in zu werden?
Ursprünglicher Grund: Um nicht Klavier üben zu müssen.
Späterer Grund:
Das Komponieren hat es mir ermöglicht, die verschiedenen Landschaften der Welt zu erkunden, und ich genieße es sehr, mit Musikern aus verschiedenen Ländern zusammenzuarbeiten.
4. Wie sieht Ihr Prozess beim Komponieren eines Stücks aus?
Ich persönlich habe die Angewohnheit, mir zuerst Gedanken über den Titel und den Ausdruck eines Stücks zu machen, was für mich entscheidend ist.
Ich bin der Meinung, dass jede Komposition ihren eigenen Ausdruck und ihre eigenen Merkmale haben sollte, und der Titel spielt dabei eine entscheidende Rolle. Anschließend entwerfe ich einen umfassenden Plan für das Stück, einschließlich Tonhöhe, Struktur und Materialien, der fast die Gesamtheit der Komposition wiedergibt. Sobald der Plan fertig ist, gehe ich zur „Handarbeit“ über, indem ich jede Note akribisch in die Partitur transkribiere, obwohl sich dies eher wie eine mechanische Arbeit anfühlt, da die Musik in meinem Kopf während der Planungsphase bereits Gestalt angenommen hat. Nach der Uraufführung schließlich nutze ich oft die Gelegenheit der Proben und des Feedbacks, um einige Anpassungen am Stück vorzunehmen und nach Perfektion zu streben.
5. Was sind Ihre Hauptinspirationsquellen?
Küchen aus aller Welt, die Landschaften meiner Heimatstadt, traditionelle Kultur und zeitgenössische chinesische Kunst.
6. In welcher Weise hat UE Ihre Arbeit als Komponist:in beeinflusst?
Ich glaube, dass die UE scodo den Komponisten eine große Autonomie gewährt und es ihnen ermöglicht, den Prozess der Partiturerstellung zu genießen. Es ist meine Leidenschaft, Partituren auf professionellem Niveau zu produzieren. Eine gute Partitur ist, wie ein Gemälde, auf den ersten Blick einprägsam. Die klaren Standards und das effiziente Feedback von scodo ermöglichen es mir, genaue Überarbeitungen an der Partitur vorzunehmen, wodurch der mühsame Prozess der Kommunikation mit den Redakteuren entfällt und ich jederzeit Änderungen an der Partitur vornehmen kann.
7. Wer ist Ihr:e Lieblingskomponist:in bzw. was ist Ihr Lieblingsstück und warum?
Ich habe derzeit keinen. Ich glaube, dass Komponisten keine Lieblingskomponisten haben sollten; sie sollten sowohl aus Vorlieben als auch aus Abneigungen lernen.
8. Welchen Rat haben Sie für angehende Komponist:innen?
Haha, ich bin auch ein Komponist, der gerade dabei ist, seine eigene Karriere zu starten, und ich lasse mich ständig von meinen Lehrern beraten und lerne von ihnen. Derzeit nutze ich jede Gelegenheit für einen Kompositionsauftrag und bemühe mich, das Beste aus den Proben und Aufführungen herauszuholen, um Erfahrungen zu sammeln. Ich lerne ständig verschiedene musikalische Materialien und genieße die Schönheit der Welt. Ich hoffe, dass all diese Erfahrungen in Zukunft zusammenfließen und es mir ermöglichen werden, noch bessere Werke zu schaffen.
9. Was ist Ihrer Meinung nach derzeit die größte Herausforderung für Komponist:innen?
Die Informationsflut und die veränderten Hörgewohnheiten des Publikums stellen in der heutigen Musiklandschaft eine große Herausforderung dar. Einerseits haben wir leichten Zugang zu einem riesigen Angebot an Musikliteratur und können Werke von unzähligen Komponisten hören, denen wir vielleicht nie persönlich begegnen. Dies erweitert unseren Horizont, birgt aber auch die Gefahr, dass wir unsere eigene Identität verlieren, wenn wir uns in der Informationsflut des digitalen Zeitalters bewegen. Auf der anderen Seite gewöhnt sich das Publikum an hochfrequente, schnelle Hörgewohnheiten, die die Messlatte für musikalische Standards höher legen und kürzere Stücke bevorzugen (vielleicht beeinflusst durch die Popularität der Popmusik). Angesichts dieser Herausforderungen ist es für Komponisten schwierig, ihre künstlerische Richtung zu finden - ein großes Dilemma, dem ich in meinem kreativen Prozess begegne.
10. Was sollte man Ihrer Meinung nach wissen, bevor man den Berufsweg "Komponist:in" einschlägt?
Komponisten sind sehr müde und fleißig.
11. Was sollte Ihrer Meinung nach jede:r Zuschauer:in...?
Die Ohren öffnen und sich auf jedes Musikstück einlassen. Ob es einem gefällt oder nicht, solange man zuhört und die Atmosphäre der Musik spürt und von einer Emotion berührt wird, ist es eine gelungene Erfahrung der Wertschätzung.
12. Was ist der größte Popsong aller Zeiten?
Mir fällt kein bester Song ein, aber ich persönlich höre oft BLACKPINKs „Pink Venom“ auf Repeat.
13. Was wäre Ihr Traum-Ort bzw. Ihr:e Traum-Interpret:in für eine Uraufführung?
An einer bestimmten Straßenecke ist der Darsteller niemand anderes als ich selbst. Ich habe einmal einen Straßenkünstler in Europa Tango tanzen hören, ein Erlebnis, das mir bis heute unvergesslich ist.
14. Was bevorzugen Sie – das Arbeiten an Klavier- oder Orchesterkompositionen?
Orchestermusik. Es gibt zu viele großartige Klavierwerke, ich kann gar keine nennen.
15. Komponieren Sie lieber auf Papier oder digital?
Ich bevorzuge es, zuerst mit der Hand zu schreiben und es dann digital in Noten zu übertragen. Ich genieße das taktile Gefühl der Handschrift.
16. Kaffee oder Tee?
Milchkaffee von Starbucks, wichtig beim Komponieren.