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Kurt Weill – 125. Geburtstag & 75. Todestag
Ein Leben zwischen Oper, Musical und politischem Theater
Kurt Weill (* 2. März 1900, in Dessau; † 3. April 1950, in New York) zählt zu den einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Seine Musik verband klassische Traditionen mit Jazz, Kabarett und populärer Musik. In Zusammenarbeit mit renommierten Librettist:innen wie Bertolt Brecht, Elisabeth Hauptmann, Georg Kaiser, Langston Hughes und Alan Jay Lerner schuf er Werke, die häufig soziale und politische Themen aufgriffen.
Nach seiner Emigration aus Deutschland im Jahr 1933 wurde Weill zu einem der führenden Komponisten des amerikanischen Musiktheaters. Sein bekanntestes Werk, Die Dreigroschenoper (1928), revolutionierte das Musiktheater mit Liedern wie „Mack the Knife“. Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (1930) setzt sich mit Kapitalismus und Moral auseinander und wurde wegen seiner provokanter Themen von den Nazis verboten. Der Zar lässt sich photographieren (1927) verbindet Spionage mit einer ironischen Betrachtung der politischen Macht.
Für den Broadway komponierte Weill eine Reihe bedeutender Werke, darunter Knickerbocker Holiday (1938) mit dem berühmten „September Song“, das Antikriegsstück Johnny Johnson (1936), die Oper Street Scene (1947) und das Musical Lost in the Stars (1949), das den Rassismus in Südafrika thematisiert. Anders als viele seiner Zeitgenossen fand Weill in den Vereinigten Staaten nicht nur eine neue Heimat, sondern entwickelte auch eine einzigartige musikalische Sprache, in der er Broadway-Traditionen mit europäischen Elementen verband. Sein Ziel war es, eine „Volksoper“ für das amerikanische Publikum zu schaffen - ein anspruchsvolles Musiktheater, das dennoch ein breites Publikum ansprechen konnte.
Weills Vermächtnis wird von der Kurt Weill Foundation for Music bewahrt, die sein Werk fördert und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit ihm unterstützt. Die Kurt Weill Foundation gibt auch kritische Ausgaben seiner Werke heraus. Kürzlich wurde der Herausgeber der kritischen Ausgabe von Weills bahnbrechender Broadway-Show Love Life von der American Musicological Society mit dem renommierten Claude V. Palisca Award ausgezeichnet.
„Kurt Weill widmete sein Leben der Schaffung eines neuen Musiktheaters. Je nach Kulturkreis, in dem er arbeitete, von den Theatern und Opernhäusern der Weimarer Republik bis zu den Broadway-Bühnen in New York City, kam dieses Engagement auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck. Bestimmte Gemeinsamkeiten verbanden alle Teile seiner Karriere: sein Engagement für soziale Gerechtigkeit, sein entschlossenes Streben nach hoch angesehenen Dramatikern und Lyrikern als Partnern und sein inspiriertes Interesse an der Entwicklung hybrider Genres von Eleganz und Kraft. Das Gesamtwerk Weills hat seit seinem Tod und insbesondere seit seinem hundertsten Geburtstag im Jahr 2000 eine bedeutende Renaissance erlebt. Da sich 2025 sowohl sein Geburtstag als auch sein Todestag zum 125. Mal jähren, wird seine Musik in den kommenden Jahren noch an Bedeutung gewinnen.“ – Kurt Weill Foundation
Werke zum Entdecken
Hier sind drei Werke von Kurt Weill, die hervorragende Möglichkeiten für Produktionen und Aufführungen bieten:
Die Bürgschaft
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In dieser Szene aus der Uraufführung erscheint der Protagonist Johann Mattes vor dem neu eingesetzten Kommissar, der das Urteil, aber nicht die Gerechtigkeit sprechen wird; Berlin, Städtische Oper, 1932.
Weills selten aufgeführtes, aber höchst aktuelles Meisterwerk, eine
mahnende
Geschichte über die zersetzende Allianz zwischen Geld, Macht und Recht. Die Bürgschaft wurde unter den schwierigen Umständen des Jahres 1932 in Deutschland uraufgeführt und kündigt die schrecklichen Folgen einer Gesellschaft an, die sich von gegenseitigem Vertrauen, persönlicher Verantwortung und Großzügigkeit loslöst. Im Mittelpunkt des Werks steht die Beziehung zwischen zwei Männern im mythischen Land Urb, Johann Mattes und David Orth. Zu Beginn des Werks ist Orth bereit, für Mattes' Schulden zu bürgen, doch am Ende, als ein neues, autoritäres Regime an die Macht gekommen ist, verrät Orth Mattes an einen mörderischen Mob. Der Chor intoniert in Schlüsselmomenten die thematische Phrase: „Menschen ändern sich nicht, aber die Umstände ändern ihr Verhalten“. Die Partitur, die unmittelbar nach Weills epochalem Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny komponiert wurde, zeigt, dass Weill die ihm zur Verfügung stehenden Opernmittel vollständig beherrschte, und enthält einige der kraftvollsten Stücke, die er je geschrieben hat.
Royal Palace
Dejanira und die begleitenden Herren, Staatsoper Berlin, 1927.
Ein zukunftsweisendes, genreübergreifendes Theaterstück, das kühn Tanz- und Filmelemente in ein revueartiges Opernsetting einbaut. Der Einakter auf ein Libretto von Iwan Goll
thematisiert
eine mythologische Figur, Dejanira, die Ehefrau des Herakles, die ungewollt den Tod ihres Mannes verursachte und sich dann aus Reue und Verzweiflung selbst tötete. In dieser Erzählung findet sich Dejanira in der modernen Welt wieder, wo sie mit ihrem Ehemann, dem Liebhaber von gestern und dem Verehrer von morgen, in einem Luxushotel an einem See in den Alpen faulenzt. Unverstanden von den Männern, die sie bestechen und besitzen wollen, zieht sie es vor, in den See zu gehen und (scheinbar) zu ertrinken. Weills Musik weist einen Pluralismus der Stile auf. Elemente der populären Musik halten Einzug in die Partitur. Abgesehen von europäisierten Jazzelementen (in Form eines Foxtrotts, eines Autohorns und Weills erstem Einsatz des Saxophons) dominiert der Tango wesentliche Teile der Partitur. Royal Palace war als Partner für die Aufführung von Weills einaktiger Oper Der Protagonist gedacht, aber bei der Uraufführung 1927 an der Berliner Staatsoper wurde es stattdessen mit Weills anderer Kantate und genreübergreifendem Stück auf einen Text von Goll, Der neue Orpheus, zusammengeführt. Die vollständige Partitur ging während des Zweiten Weltkriegs verloren, aber ihre Instrumentierung wurde von Gunther Schuller und Noam Sheriff aus Weills detaillierten Notizen in einem Klavierauszug rekonstruiert.
Suite aus der Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“
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Eine Szene aus der Uraufführung von Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Leipzig, 1930.
Eine Zusammenstellung der instrumental wirksamsten Musik aus Weills großer Opernzusammenarbeit mit Bertolt Brecht, Elisabeth Hauptmann und Caspar Neher. Diese Zusammenstellung musikalischer Höhepunkte wurde nach Weills Tod von dem Dirigenten Wilhelm Brückner-Rüggeberg geschaffen, der zusammen mit Lotte Lenya in den 1950er Jahren eine Reihe von Aufnahmen machte, die für das erste Wiederaufleben des Interesses an den Werken des Komponisten von zentraler Bedeutung waren. Die Suite enthält sieben Nummern in der Reihenfolge, in der sie in der Oper vorkommen, jedoch mit Kürzungen und Endungen, die einem Konzertstück angemessen sind. Die Orchesterbesetzung ist praktisch identisch mit derjenigen der Oper, wobei die Gesangspartien von Instrumenten in den entsprechenden Registern übernommen werden.
Highlights in 2025
Vom 28. Februar bis 16. März 2025 feiert das Kurt Weill Fest in Dessau-Roßlau den 125. Geburtstag des Komponisten Kurt Weill. Das Motto des Jahres 2025 lautet Farben des Lebens.
Kurt Weill Fest Dessau 2025
Schon Kurt Weill wusste die Bedeutung der Vielzahl musikalischer und kultureller Strömungen, Sichtweisen, Traditionen, Religionen und Hintergründe, die den immateriellen Reichtum dieser Welt ausmachen, zu schätzen und zu bewahren, indem er seine Kompositionen stets mit Einflüssen aus den unterschiedlichsten kulturellen und musikalischen Richtungen anreicherte. Deshalb ist er auch ein Vorbild für das Kurt Weill Fest 2025, das verschiedene Richtungen, Trends, Stile und Welten zusammenführt. Insgesamt 72 Veranstaltungen an 23 Spielorten bieten eine bunte Mischung aus Musik, Theater, Lesungen, Tanz, Workshops, Führungen, Filmvorführungen und Podiumsdiskussionen. Das Festival zelebriert die kulturelle Vielfalt und Offenheit, die Weill in seinen Werken verkörperte.
