Anton Webern
6 Stücke op. 6
Kurz-Instrumentierung: 1 1 1 0 - 0 0 0 0 - Schl, Harm, Klav, Str
Dauer: 12'
Instrumentierungsdetails:
Flöte
Oboe
Klarinette
Harmonium
Klavier
Schlagzeug
Violine I
Violine II
Viola
Violoncello
Kontrabass
Webern - 6 Stücke op. 6 für Kammerorchester
Gedruckt/Digital
Übersetzung, Abdrucke und mehr
Anton Webern
Webern: Sechs Stücke op. 6 (Kammerfassung) - op. 6Instrumentierung: für Kammerorchester
Ausgabeart: Studienpartitur
Anton Webern
Webern: Sechs Stücke op. 6 (Kammerfassung) - op. 6Instrumentierung: für Kammerorchester
Ausgabeart: Partitur
Musterseiten
Hörbeispiel
Werkeinführung
Dieses Werk, 1909 entstanden,
wendet die in den Streichquartettstücken neu erschlossenen Möglichkeiten der
atonalen Instrumentalkomposition auf ein großes Instrumentarium an, auf das
größte, das Webern je vorgeschrieben hat: 4 Flöten (auch 2 kleine Flöten und 1
Alt-Flöte), 2 Oboen, 2 Englischhörner, 3 Klarinetten, 2 Bassklarinetten, 2
Fagotte (auch 1 Kontrafagott), 6 Hörner, 6 Trompeten, 4 Posaunen, Basstuba, 2
Harfen, Celesta, 3 Pauken, Triangel, Glockenspiel, Rute, Becken, Tamtam, Kleine
und Große Trommel, tiefes Glockengeläute und Streicher. Diese ungeheuren
Klangmassen werden aber so gut wie nie geschlossen eingesetzt. Typisch für
Weberns Instrumentation ist etwa der Beginn des ersten Stückes: Eine
Melodielinie von zwei Takten Umfang ist zwischen 1. Flöte, 1. Trompete (mit
Dämpfer), wiederum 1. Flöte und 3. Horn (mit Dämpfer) aufgeteilt. Daneben gibt
es Massierungen von einheitlicher Klangfarbe, besonders die bedrückenden
Ballungen von Blechbläsern und Schlagwerk im vierten Stück, der „marcia
funebre“.
Wie viele seiner früheren Werke
wurde auch die Konzeption des op. 6
durch den Tod von Weberns Mutter (1906) ausgelöst. Webern schreibt darüber kurz
vor der Uraufführung am 31. März 1913 im Großen Musikvereinssaal in Wien an
Arnold Schönberg, der dieses Konzert dirigierte: „Das erste Stück will meine
Stimmung ausdrücken als ich noch in Wien war, bereits das Unglück ahnend, aber
doch noch immer hoffend, die Mutter lebend anzutreffen. Es war ein schöner Tag,
eine Minute lang glaubte ich ganz sicher, es sei nichts geschehen. Erst auf der
Fahrt nach Kärnten, es war der nämliche Tag, am Nachmittag, erfuhr ich die
Tatsache. Das 3. Stück ist der Eindruck des Duftes der Eriken, die ich an einer
für mich sehr bedeutungsvollen Stelle im Walde pflückte und auf die Bahre
legte. Das vierte Stück habe ich nachträglich marcia funebre überschrieben.
Noch heute verstehe ich nicht meine Empfindung, als ich hinter dem Sarge zum
Friedhof gieng. Ich weiß nur, daß ich den ganzen Weg hoch aufgerichtet gieng,
vielleicht um im weiten Umkreis alles niedrige zurückzubannen.“
Eine weitere Selbstdeutung gab
der Komponist für eine – nicht zustande gekommene – Aufführung in Dortmund
1933: Diese Stücke „stellen kurze Liedformen dar, meist im dreiteiligen Sinne.
Ein thematischer Zusammenhang besteht nicht, auch nicht innerhalb der einzelnen
Stücke. Diesen nicht zu geben, war sogar bewusst angestrebt: in dem Bemühen
nach immerfort verändertem Ausdrucke. Um den Charakter der Stücke – sie sind
rein lyrischer Natur – kurz zu beschreiben: das erste drückt die Erwartung
eines Unheils aus, das zweite die Gewissheit von dessen Erfüllung; das dritte
die zarteste Gegensätzlichkeit; es ist gewissermaßen die Einleitung zum
vierten, einem Trauermarsche; fünf und sechs sind ein Epilog: Erinnerung und
Ergebung.“ Auch der Schönberg-Schüler Erwin Stein überlieferte (1926) –
abweichende – Untertitel, die Webern für die Wiener Aufführung angegeben hatte:
„‚Urbild’, ‚Verwandlung’, ‚Rückkehr’, ‚Erinnerung’ und ‚Seele’. Urbild – damit
ist jenes vom Menschen gemeint, was nicht von dieser Welt ist, Verwandlung –
die Menschwerdung, Rückkehr – der Tod, Seele – die kindliche, hinträumend,
spielend, ungezogen, fromm.“ 1928 hat Webern eine zweite Fassung der Stücke
ausgearbeitet, die neben zahlreichen veränderten Vortragsbezeichnungen vor
allem den hypertrophen Orchesterapparat der Erstfassung auf das übliche Maß
reduziert und dadurch die Struktur der Stücke häufig in größerer Klarheit in
Erscheinung treten lässt.
Manfred Angerer