David Fennessy
Foot foot and other stories
Dauer: 13'
Fennessy - Foot foot and other stories für 3 Flöten und Schlagzeug
Werkeinführung
1. My Pal Foot Foot
2. Letters to Jo/Innisfree
3. Who are Parents?
Als ich vor ein paar Jahren das erste Mal die Musik von The Shaggs hörte, war ich fasziniert und verwirrt von den Rhythmen und Harmonien, die sich beinahe, aber nicht ganz, ineinander fügten. Beim ersten Hören schien es mir, als hätte die Musik kein echtes verbindendes Element, aber gleichzeitig ergab sie auf eine seltsame Art und Weise Sinn. The Shaggs sind ein Pop/Rock-Trio aus den 1960er Jahren, das aus drei Bandmitgliedern besteht, den Schwestern Dorothy "Dot" Wiggin (Gesang/Gitarre), Betty Wiggin (Gesang/Gitarre) and Helen Wiggin (Schlagzeug). Unter der Leitung ihres ambitionierten Vaters nahmen sie nur ein Album auf, Philosophy of the World aus 1969. Seitdem ist das Album zu so etwas wie einem Kultklassiker geworden und wird von vielen als leuchtendes Beispiel für sogenannte Outsider-Kunst hochgehalten.
Die Ecksätze dieses Stücks sind Interpretationen oder Cover-Versionen von zwei Tracks aus diesem Album: My Pal Foot Foot und Who are Parents? Der Binnensatz, Letters to Jo/Innisfree, war von etwas gänzlich anderem, etwas, was mir persönlich im wahrsten Sinne des Wortes naheging, inspiriert.
2001 wurden die Leichen von vier Frauen in einem Haus in Leixlip (Kildare) – sehr nahe an dem Ort, an dem ich aufwuchs – gefunden. Es waren die drei Schwestern Josephine (47), die Zwillinge Catherine und Ruth (51) und ihre Tante Frances Mulrooney (82). Offensichtlich hatten sie eine Art Selbstmordpakt geschlossen und sich über einen Zeitraum von etwa vier Wochen zu Tode gehungert. Über die Jahre hatten sie sich völlig zurückgezogen und letztendlich beschlossen, mit der Außenwelt zu brechen. Im Mülleimer wurden Briefe gefunden, die Ruth an ihre bereits verstorbene Schwester, Jo, geschrieben hatte. Sie lesen sich wie die wirren Schreiben einer Verzweifelten und sprechen davon, zu „höheren Wellenlängen“ aufsteigen und den „engen physischen Körper“ abstreifen zu wollen. An einer anderen Stelle äußert sie Zweifel und fleht: „Bitte hör zu. Niemand von uns hat vorhergesehen, dass es so grausam und langwierig werden würde. Das hier kann sich für uns vier noch zu einer endlosen Hölle verschlimmern (grausamer Sehverlust, furchtbare Schmerzen). Bitte hör zu.“
Irgendwie, ich weiß nicht warum, haben sich diese zwei Geschichten in meinem Kopf miteinander verbunden. Ihre Charaktere sind austauschbar geworden. The Shaggs nehmen eine Art tragische Dimension an, und die Mulrooneys erzeugen diese unschuldig-entsetzliche, aber doch rührende Musik hinter verschlossenen Türen.
Natürlich sind die Mitglieder des Scottish Flute Trio hervorragend ausgebildete Musiker, und es war eine Herausforderung, diese scheinbar schlichte Musik in einer Weise zu notieren, die für sie angemessen schien. Ich hoffe, dass Sie wie ich den Rissen, dem Gestotter und den schiefen Tönen des Ganzen etwas abgewinnen können.
David Fennessy