Georges Lentz
Ingwe
Dauer: 55'
Widmung: in memoriam Pieter Bersée (1950–2008)
Instrumentierungsdetails:
Elektro-Gitarre
Lentz - Ingwe für Elektrogitarre
Übersetzung, Abdrucke und mehr
Georges Lentz
Lentz: Ingwe für ElektrogitarreInstrumentierung: für Elektrogitarre
Ausgabeart: Noten
Hörbeispiel
Video
Werkeinführung
Der in Australien ansässige luxemburgische Komponist Georges Lentz hat vielen seiner Werke ein Wort aus den verschiedenen Dialekten der Eingeborenen als Titel gegeben. Die meisten Wörter bedeuten „Star“ (z. B. Ngangkar, Guyuhmgan, Monh oder Birrung); für sein Gitarrenstück hat er das australische Wort „Ingwe“ gewählt, das „Nacht“ bedeutet.
Der Komponist hat für die Uraufführung folgenden Text verfasst:
Erste Impulse während einer Autoreise ins australische Outback im Dezember 2004: in einem Pub („Royal Hotel“) im Wüstennest Brewarrina sitzt eines Abends ein Mann allein am Tresen und stimmt seine E-Gitarre für die bevorstehende Rock-Session. Sofortige Gewissheit, etwas für jenes Instrument schreiben zu müssen - die ganze Einsamkeit, Abgeschiedenheit, Trostlosigkeit der mich umgebenden Landschaft ist in diesem Klang enthalten. Erste Skizzen am selben Abend, in der Wüste im Auto sitzend.
2005 - zahllose Skizzen (unter Miteinbeziehung eines verworfenen Cellostücks von 2003/2004). Erste Kontaktaufnahme mit dem Gitarristen Zane Banks.
März 2006 - erster vollständiger Entwurf während eines Aufenthalts in der Abtei Clerf. Seither zahlreiche Überarbeitungen, Ergänzungen, Streichungen.
Ingwe: zum einen die leuchtende Sternennacht in der Wüstenstille, zum anderen - und in diesem Werk besonders - die „innere Nacht“. Finsternis im persönlichen Leben. Einsamkeit. Schmerz. Depression.
Die Trostlosigkeit der Outback-Landschaft sicherlich auch als Sinnbild für die von mir über die Jahre immer schmerzvoller empfundene Vermutung, dann Gewissheit, dass kein Gott mich auffängt. Ingwe als Meditation über die Unmöglichkeit zu beten.
Mein ganzer Zyklus Caeli enarrant... als stetige „Bergabwärts-Reise“. Begonnen 1989 in pantheistisch-pathetischer Erbaulichkeit. Nun erreicht er im Verzweiflungsschrei Ingwe seine vorläufige dämonisch-düstere Endstation. Einzig die nicht abzuschüttelnde Hintergrund-Präsenz eben dieses Dämons, Beelzebubs, jenes großen Widersachers Diabolus, gibt mir zu denken: Weiß ich unbewusst, dass ich vielleicht doch noch nicht ganz mit höheren Regionen abgeschlossen habe? Denn: keine Nacht ohne Tag, keine Finsternis ohne Licht. Keine Stille ohne Klang. Ohne ohrenbetäubenden Lärm.