Jay Schwartz
In Paradisum
Dauer: 20'
Widmung: for my father Howard Leonard Schwartz (1933 – 2016)
Chor: SSATTB
Instrumentierungsdetails:
1. Violoncello
2. Violoncello
1. Kontrabass
2. Kontrabass
Orgel
Schwartz - In Paradisum gemischten Chor, 2 Violoncellos, 2 Kontrabässe und Orgel
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Jay Schwartz
In paradisumInstrumentierung: gemischten Chor, 2 Violoncellos, 2 Kontrabässe und Orgel
Ausgabeart: Studienpartitur
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Jay Schwartz
In paradisumInstrumentierung: gemischten Chor, 2 Violoncellos, 2 Kontrabässe und Orgel
Ausgabeart: Dirigierpartitur
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Werkeinführung
„In paradisum ist eine lateinische Antiphon, benannt nach ihren Anfangsworten. Erstmals bezeugt ist sie in Handschriften des 7./8. Jahrhunderts. Sie war im Mittelalter Teil der Sterbeliturgie, sie wurde am Übergang vom Leben zum Tod gesungen. Im Rituale Romanum von 1614 ist sie mit der Antiphon Chorus angelorum verbunden. Im Laufe der Liturgiegeschichte wurde In paradisum Teil der Exequien und wird heute für gewöhnlich gesungen, während – oder kurz bevor – der Sarg zum Grab geleitet wird. Der Gesang deutet Sterben als rite de passage und verwendet dafür die endzeitliche Metapher vom himmlischen Jerusalem.“ (Wikipedia)
Meine Komposition In paradisum für Chor, 2 Celli, 2 Kontrabässe und Orgel, bezieht sich auf den gleichnamigen Gregorianischen Gesang. Während meines Aufenthalts in Rom wurde ich erneut fasziniert von der Akustik der Kirchen dieser Stadt, die die Gregorianischen Gesänge hervorgerufen hat. Ich unternahm kleine Untersuchungen, machte Aufnahmen von Gesängen und Liturgischen Handlungen in den Kirchen Rom und seiner Umgebung, und experimentierte mit dem gesammelten Material am Computer im Studio.
Die große, resonanzreiche Akustik dieser Sakralbauten und der extreme Nachhall fungieren als Verstärker und Multiplikator des Klangs, so dass relativ schlichte Gesänge in ein schimmerndes üppiges Klanggewand von Akustik gekleidet werden. Das führt dazu, dass die Töne einer einstimmigen Melodie sich überlappen und, auf Grund des Nachhalls, übereinander geschichtet werden. Es entstehen Akkorde und Cluster, Bündel von Klängen. Die Musik wird beinahe polyphon. Später in der Musikgeschichte wurden diese Gesänge Grundlage mehrstimmige Kompositionen, die Polyphonie war geboren. Aber nicht zufällig, sondern als natürliche Entwicklung auf der Grundlage der akustischen Gegebenheiten. Die abendländische Musik ist Resultat dieser Prozesse. Während meines Aufenthalts in Roms habe ich das Gefühl, am Ursprungsort der Musikgeschichte zu sein. Als Komponist konnte ich in dieser Stadt unmöglich diesem Geist widerstehen.
Ich habe in meiner Studioarbeit an den Aufnahmen dieser Gesänge diese Aspekte der Akustik drastisch verstärkt und vor allem durch eine extreme Verlangsamung die Klänge im akustischen Sinne unter die Lupe genommen. Dadurch habe ich Klangeigenschaften und Phänomene entdeckt, die im normalen Tempo nicht hörbar waren.
Die resultierende Komposition kommt allerdings ganz ohne Elektronik aus. Sie ist gewissermaßen eine Instrumentierung, eine Orchestrierung meiner elektronischen Experimente zur Verlangsamung der römischen Kirchengesänge.
Das Sujet meiner Komposition verstehe ich als rite de passage: das Leben als Übergang. Das musikalische Mittel der Glissandi, der immer zwischen fixen Stufen gleitenden Töne – eine Musiksprache, die längst zum festen Vokabular meiner Ästhetik geworden ist – verkörpert in der Komposition diesen Zustand des permanenten Übergangs.
Jay Schwartz