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Mauricio Kagel
Kagel: Kantrimiusik für Stimmen und Instrumente, für Stimmen und Instrumente
UE15919
Ausgabeinfo: -
Ausgabeart: Partitur
Reihe: -
Sprachen: -
Schwierigkeit: -
Format: 232 x 305 mm
ISBN: 9783702447946
Seiten: -
ISMN: 979-0-008-02706-2
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Beschreibung
Die acht Sätze und sieben Intermedien dieser pastoralen Musik aus verschiedenen Ländern bilden als Ganzes ein Veranstaltungsprogramm, wie es – in erweiterter Form – von jenen Ensembles der Unterhaltungsbranche häufig dargeboten wird, die zur Abteilung Volkstum (Unterabteilung Arrangements) gehören. Es treten an solchen Abenden kinderreiche, trachten[-] frohe „Familien”-Gruppen auf, die in der Überzeugung, einen bestimmten Landstrich unverfälscht zu vertreten, diese akustische Solidarität ausschließlich durch verfälschte Musik bekunden. (Wie oft bedauert man dann das Schicksal der Folklore, Sprachrohr und zugleich Unterhaltung der Gemeinschaft zu sein.)
Gerade der pseudo-volkstümliche Charakter einiger Sätze der Kantrimiusik, ihre doppeldeutige, vage Folklore, dürfte nicht zu doppelsinnigen Darstellungen führen. Das Stück stellt absichtlich keinen Anspruch auf Authentizität der Quellen, im Gegenteil: es will gewöhnliche apokryphe Tonkunst weiterverarbeiten. Wie viel Parodie und Karikatur oder verselbständigter Ernst hier vorhanden sind, müsste aus jeder akkuraten musikalischen Interpretation deutlich zu hören sein.
Zwei verschiedene Aufführungsformen sind möglich: 1. konzertant, 2. szenisch (Untertitel: Pastorale in Bildern). Der musikalische Kontext der Komposition bleibt bei jeder Darbietungsform gleich. Bei den Donaueschinger Musiktagen 1975 wird die konzertante Fassung uraufgeführt, in der die Stimmen ausschließlich über Lautsprecher zu hören sind.
Die Vokalpartien müssen mit mindestens drei Sängern besetzt sein: A (hoher Sopran), B (Mezzosopran/Alt), C (Tenor). Durch Einbeziehung anderer Stimmen (z. B. Kinder, Baritone, Bässe) kann diese Gruppe erweitert bzw. verändert werden. Es ist aber auch möglich, einige der Vokalabschnitte mit ungeschulten Sängern (z. B. Instrumentalisten) oder Laiensängern (Chorknaben, Choristen in fortgeschrittenem Alter) zu besetzen. Ausdrucksvolle, aber gebrochene Stimmen mit ungenauer Intonation – wie in musikethnologischen Dokumentaraufnahmen häufig zu hören – können der Interpretation einiger Partien jene erhoffte Ähnlichkeit verleihen, die professionelle Sänger vielleicht nur gekünstelt zu erreichen vermögen.
Die sieben Spieler des Ensembles (Klarinette, Trompete, Tuba, Geige, Klavier und zwei Gitarristen mit verschiedenen Zupfinstrumenten: Tenorbanjo, Ukulele, Mandoline, Oktavgitarre, Spanische Gitarre, Westerngitarre, Mexikanischer Bass) führen einige Abschnitte ihrer Partien mit zusätzlichen Instrumenten aus (z. B. Mundharmonika, Akkordeon, Zither, Saxophon, Fiddle, Westernklavier). Außerdem können auch folkloristische Raritäten sowie durch Kitsch verniedlichte Klangerzeuger verwendet werden. Während der Intermedien bedient jeder Mitwirkende überdies einige Schlaginstrumente.
Vier Geräuschmontagen aus der akustischen Umwelt auf dem Lande werden im Verlauf der Aufführung eingeblendet. „Mehr Ausdruck der Empfindung als Mahlerey”. Ich möchte diese zweite Hälfte des Vermerks auf der Rückseite der bei der Uraufführung verwendeten 1. Violinstimme zu Beethovens Pastorale auch in Zusammenhang mit der Atmosphäre der Tonbandeinspielungen erwähnen. Wann immer Komponisten ihre „Erinnerungen an das Landleben” (erste Hälfte des obigen Vermerks) niederschrieben, stand das Anekdotische, der illustrierende Charakter der jeweiligen Musiksprache, im Vordergrund. Erst die Einbeziehung von konkretem Tonmaterial gibt uns die Möglichkeit zu einer variablen Synthese zwischen Naturalismus, Impressionismus und veristischem Expressionismus.
Hier die Montage-Anweisungen aus der Partitur:
1.Tonbandeinspielung (Satz III)
„Die Atmosphäre dieses Abschnittes soll – mit betont sparsamen Mitteln und häufigen Pausen – ein Kompositum von Waldesruhe an einem Wintertag und Nachtstille im Sommer sein. Gedämpfte und helle Geräusche dürfen also nicht fehlen: zarter Wind und Nachtigall, kaum vernehmliches Troikageläute und Froschgequake, leise Schritte im Schnee und Bienengesumm, Wasserplätschern und Lockrufe.”
2.Tonbandeinspielung (Satz V)
„Hier wird die ‚Handlung’ nur im Zusammenspiel mit dem Instrumentalensemble deutlich. Auf dem Dorfplatz spielt die Kapelle einen Walzer. Allmählich kommt ein schwerer Sturm auf, der – immer im Crescendo – orkanartige Böen erreicht. Regen, Donnerschlag sowie klappernde Türen und Fensterläden sind hörbar. Inmitten dieser Naturgewalt spielen die Musiker ihre Nummer unbeirrt weiter. Gegen Schluss tritt wieder Ruhe ein, kurz danach beendet das Ensemble den Walzer abrupt.”
3.Tonbandeinspielung (Satz VI)
„Diese Montage besteht aus zwei ineinandergeblendeten Geräuschebenen: 1. unruhige Pferdeherde in freiem Gelände (wiehernd, galoppierend, schnaubend), 2. Westernfilmatmosphäre. Verschiedene Gangarten von einzelnen Reitpferden (begleitet von Sporengeklirr, Peitschenhieben usw.): Schritt, Tölt, Trab, Paß, Galopp.”
4. Tonbandeinspielung (Satz VIII)
„Bukolische Atmosphäre auf dem Bauernhof: Kuhglocken, Hahnenschreie, Meckern, Drosselgesang, entferntes Geläute der Dorfkirche usw.”
Mehr Informationen
Ausgabeinfo: -
Ausgabeart: Partitur
Reihe: -
Sprachen: -
Schwierigkeit: -
Format: 232 x 305 mm
ISBN: 9783702447946
Seiten: -
ISMN: 979-0-008-02706-2