Wenn man etwas transkribiert oder übersetzt, dann gibt es drei verschiedene Möglichkeiten: dass der Transkriptor sich emotional mit dem Original identifiziert, dass das Original als Vorwand für das Experimentieren genommen wird, und schließlich, dass das Original überwältigt und philologisch „missbraucht“ wird.
Ich denke, es wäre ideal, wenn alle drei Bedingungen zusammen fielen, sich anglichen und gegenseitig rechtfertigten. Ich glaube, nur so ist es möglich, dass die Transkription zu einem kreativen, konstruktiven und ausdrucksstarken Akt wird.
Voci, 1984 für Aldo Bennici geschrieben und Laura und Paolo Martelli gewidmet, befasst sich gerade mit dem Problem der Übereinstimmung dieser drei Bedingungen. Ich stehe tief in Aldo Bennicis Schuld, der mir das originale musikalische Material für das Werk besorgt hat: Lieder über Arbeit, Wiegenlieder, Volkslieder und Liebeslieder aus verschiedenen Teilen Siziliens. Ich hoffe, damit unter anderem dazu beizutragen, ein tieferes Interesse für die sizilianische Folklore zu wecken, die neben der sardischen die reichhaltigste, umfassendste und glühendste unserer mediterranen Kultur ist.
Luciano Berio