Mauricio Sotelo
Azul de lontananza
Kurz-Instrumentierung: Vl1, Vl2, Va1, Va2, Vc1, Vc2
Dauer: 6'
Instrumentierungsdetails:
1. Violine
2. Violine
1. Viola
2. Viola
1. Violoncello
2. Violoncello
Sotelo - Azul de lontananza für Streichsextett
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Mauricio Sotelo
Sotelo: Azul de lontananzaInstrumentierung: für Streichsextett
Ausgabeart: Stimmensatz
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Mauricio Sotelo
Sotelo: Azul de lontananzaInstrumentierung: für Streichsextett
Ausgabeart: Partitur
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Werkeinführung
Als Carmelo di Gennaro mich in Madrid dazu aufforderte, eine neue Komposition zu schreiben und mir erklärte, in welchem Rahmen die Uraufführung stattfinden sollte, zögerte ich keinen Augenblick. Zunächst einmal war ein herausragendes Ensemble junger Mitglieder des Projekts Accademia Teatro alla Scala mit den Premierenaufführungen in Mailand und Madrid betraut worden. Außerdem war das Konzert als Hommage an den großen italienischen Komponisten Giacomo Manzoni gedacht und sollte in Madrid im Rahmen des Zyklus Música de Hoy präsentiert werden, den Javier Guell mit großer Umsicht und der unschätzbaren Unterstützung Rebeca Largos leitet. Dazu kommt, dass ich seit jeher das Urteil und das erstaunliche musikalische Wissen Carmelos bewundere, mit dem mich fruchtbare künstlerische Erfahrungen und geistige Abenteuer verbinden.
Die Partitur hebt mit einer schwingenden wellenförmigen Bewegung im Dreivierteltakt an, die zum einen an eine Bulería aus Jerez erinnert, zum anderen Anklänge an die „symphonische“ Ouvertüre der wunderbaren Nozze di Figaro enthält. Bald darauf entfaltet sich ein Schleier mikrointervallischer Resonanzen in himmel- oder meerblauen Schattierungen – dem Blau der Ferne –, auf einer Spektralsäule rund um die Noten G und As, der Tanz von Lichtreflexen auf einem imaginären Meer, woraus eine kanonische, mit einem harmonischen „Choral“ verschränkte Textur entsteht – eine chromatische, mikrointervallische Modulation, Akkordverwandlungen zwischen zwei Zuständen einer gefilterten Spektralsäule. Ein Unisono auf G, mit denselben Stimmen, die den Kanon führen, mündet in einem langsamen, fast außerzeitlichen „Satz“, mit Wellen irisierender Skalen auf instabilen Obertonsäulen in zerbrechlichem Gleichgewicht. Klangbilder, die sich langsam „drehen“, wie ein Kaleidoskop, dessen letzte Drehung oder Schleife uns zu einer umgekehrten Reexposition des Kanons zurückführt, und dann von Neuem das wellenförmige Pulsieren im Dreivierteltakt, mit dem die Komposition begann.
Selbstverständlich ist dies – hier im Wissenschaftskolleg – auch eine Reminiszenz an den venezianischen Maestro, der hier in Berlin in der Wohnung Nr. 232 der Villa Walther, die Teil jenes Wissenschaftskollegs ist, das mich heute beherbergt, den Horizont meines musikalischen Denkens „entflammte“. Mein tiefer Dank gilt Luigi Nono, sowie dem Rektor Luca Giuliani, meinen Freunden Carmelo di Gennaro und Javier Guell, dem Komponisten Giacomo Manzoni, und selbstverständlich den großartigen jungen Musikern des Sestetto d’archi dell’Accademia del Teatro alla Scala.
Mauricio Sotelo