Othmar Schoeck
Das Schloss Dürande
Kurz-Instrumentierung: 2 2 3 3 - 4 3 3 1 - Pk, Schl, Hf, Klav, Str, Bühnenmusik: Fl(2), Hr(4), Trp(3), Schl, Klav, Cel, Org
Dauer: 150'
Libretto von: Hermann Burte
Dichter der Textvorlage: Joseph von Eichendorff
Chor: Kinder-, Frauen-, Männer- und gemischter Chor
Rollen:
Renald Dubois (dramatischer Bariton) Gabriele (jugendlich-dramatischer Sopran) Armand (lyrischer oder Helden-Tenor) Priorin (Alt) Der alte Graf (Charakter-Tenor) Nicolas (lyrischer Bariton) Gräfin Morvaille (dramatischer Mezzosopran) Ein Wildhüter (Bariton) 1. Helferin (Sopran) 2. Helferin (Sopran) Volksredner (Tenor) Der Wirt Buffon (Bariton) Gärtnerbursche (Buffo-Tenor) Ein Advokat (Spiel- oder Charakter-Tenor) Soldat (Bariton) Kommissar (Bariton) Ein Anderer/Revolutionär (Bariton) Ein Polizist (Tenor) Ein Wachtmeister (Bariton) Der Pariser (Bariton) 1. Jäger (Bariton) 2. Jäger (Bariton) 3. Jäger (Tenor) Eine Stimme (Tenor)
Instrumentierungsdetails:
1. Flöte (+Picc)
2. Flöte (+Picc)
1. Oboe
2. Oboe (+Eh)
1. Klarinette in B (+Kl(A))
2. Klarinette in B (+Kl(A))
Bassklarinette in B (+Bkl(A))
1. Fagott
2. Fagott
Kontrafagott
1. Horn in F
2. Horn in F
3. Horn in F
4. Horn in F
1. Trompete in C
2. Trompete in C
3. Trompete in C
1. Posaune
2. Posaune
3. Posaune
Tuba
Pauken
Schlagzeug (Xylophon
Glockenspiel
Glocken
Triangel
Becken
Tam-Tam
Tamburin
kleine Trommel
große Trommel)
Harfe
Klavier
Violine I
Violine II
Viola
Violoncello
Kontrabass
Bühnenmusik: 1. Flöte (+Picc)
2. Flöte(+Picc)
1. Horn in F
2. Horn in F
3. Horn in F
4. Horn in F
1. Trompete in C
2. Trompete in C
3. Trompete in C
Schlagzeug (Rührtrommel)
Klavier
Celesta (Spieluhr)
Orgel
Schoeck - Das Schloss Dürande
Werkeinführung
Dass die Oper – durch die [...] Umstände ihrer Entstehungs- und Aufführungsgeschichte stigmatisiert – in ihrer ursprünglichen Form nicht wieder aufführbar ist, versteht sich von selbst. Nachdem ich in einem ersten, damals noch halbherzigen Versuch den meist notdürftig gereimten und dramaturgisch platten Burte-Text radikal aus der Partitur entfernt hatte, und nur noch die Musik übrig war, erkannte ich erst, welche Sogwirkung, Kraft und unmittelbare Wahrhaftigkeit ihr innewohnen. Auch verstand ich, dass Schoeck offenbar die Musik über weite Strecken voraus komponiert hatte, bevor er den Text von seinem Librettisten bekam. Die Musik erzählt – textlos und ohne Worte – stringent und eindeutig die Geschichte von Eichendorffs Novelle. Ebenfalls erkannte ich, an welchen Stellen der Komponist später – wenn das Libretto dann jeweils eintraf – die Phrasen verlängern und Takte ankitten musste, um die mühsamen Verse einigermaßen achtbar unterzubringen. Diese Nahtstellen sind so sichtbar geblieben, dass man sie ohne Verlust von musikalischer Substanz einfach auftrennen und mit etwas Geschick die neuen Verse ohne die Burte’schen Ausbuchtungen fließend einpassen konnte.
Wenn ich heute unsere auf dieser CD dokumentierte Aufführung anhöre, so stellt sich ein, was ich mir so erhofft hatte: der fast süchtig machende Rausch des großen Othmar Schoeck, die Löwenpranke und die Stimme des Visionärs. Dieses Werk gehört zweifellos zum Eigenartigsten, was der Komponist zeitlebens geschrieben hat. Es ist recht eigentlich sein geheimes Hauptwerk. Zwar verwendet er wie in seinen anderen Werken aus den Kriegsjahren eine Tonsprache, die damals schon längst nicht mehr aktuell und gar schon obsolet geworden war. Viel Tonales, viel Altbekanntes finden wir da, jedoch so klug und leidenschaftlich gebündelt, dass es nicht nur vollkommen authentisch, adäquat, sondern vielmehr aufregend, neu und nachhaltig modern wirkt. Einmalig in jedem Fall! Diese CD ist sozusagen der zweite Schritt eines einzigartigen Projektes, wie es die Hochschule der Künste in Bern angestoßen hat. In seinem Buch Zurück zu Eichendorff! – Zur Neufassung Othmar Schoecks historisch belasteter Oper «Das Schloss Dürande» (Zürich: Chronos Verlag 2018) hat Thomas Gartmann die ganze Restaurierungsarbeit akribisch dokumentiert, so dass sich jedermann selbst ein Urteil bilden kann, ob diese ethisch, moralisch und künstlerisch gelungen ist. Denn jetzt in besagtem zweiten Schritt geht es nur noch um die Musik, die jedermann nun im neuen Kontext bewerten kann. Es war deswegen unser Bestreben, die ekstatische, farbenprächtige Partitur auf dieser CD möglichst so wiederzugeben, wie sie an der neuen Uraufführung erklungen ist. Es sind kaum Schnitte ausgeführt und keine „Tricks“ angewendet worden. Kleine sprachliche Unebenheiten der Großartiges leistenden Sänger sind nicht ausgemerzt. Der Hörer soll nun selbst bestimmen, ob er den letzten Schritt des Experimentes gutheißt: die Wiederintegration des Werkes ins Repertoire.
(Mario Venzago)