Wolfgang Rihm
Akt und Tag
Dauer: 24'
Text von: William Blake
Solisten:
Sopran
Instrumentierungsdetails:
1. Violine
2. Violine
Viola
Violoncello
Rihm - Akt und Tag für Sopran und Streichquartett
Übersetzung, Abdrucke und mehr
Wolfgang Rihm
Rihm: Akt und Tag für Sopran und StreichquartettInstrumentierung: für Sopran und Streichquartett
Ausgabeart: Stimmensatz
Sprache: Englisch (Großbritannien)
Wolfgang Rihm
Rihm: Akt und Tag für Sopran und StreichquartettInstrumentierung: für Sopran und Streichquartett
Ausgabeart: Partitur
Sprache: Englisch (Großbritannien)
Hörbeispiel
Werkeinführung
Das Werk Akt und Tag basiert auf der Vertonung des Titel gebenden Gedichts „Day“ von William Blake:
The Sun arises in the East
Cloth’d in robes of blood and gold
Swords and spears and wrath increast
All round his bosom roll’d,
Crown’d with warlike fires and raging desires
Die Sängerin singt den Text von William Blake in hochexpressiven Melodiebögen; Stimmumfang umfasst zwei Oktaven, die strahlenden Spitzentöne sind dynamisch sorgfältig modelliert. Dieser „Akt 2“ bezieht seine geballte, in einer furiosen Stretta explodierenden Kraft aus Blakes großartigem Bild der grausamen, waffenbewehrten Sonne – eine archetypische Vorstellung, die sich bis zum kosmischen Drama von Phaetons Sturz mit dem Sonnenwagen bei Ovid und noch weiter zurückverfolgen lässt.
Den dramatischen Kontrast zwischen den beiden „Akten“ unterstreicht Rihm durch eine klangfarbliche Verfremdung, indem er den ganzen ersten Teil mit Dämpfern spielen lässt. Zunächst sind es normale Dämpfer, später so genannte Hoteldämpfer aus Metall, die den Streicherton auf diskrete Zimmerlautstärke reduzieren und in den Obertönen stark beschneiden. An dieser Stelle, die rhythmisch und dynamisch plötzlich ausbricht aus dem bis dahin vorherrschenden verhaltenen Tonfall, spielen die Streicher im dreifachen Forte, doch die Musik klingt wie hinter verschlossenen Türen. Die paradoxe Gleichzeitigkeit gegensätzlicher Affekte ist charakteristisch für die Dialektik von Nähe und Ferne, die Rihm im Umgang mit Blakes Text an den Tag legt. Bi der virtuosen Schluss-Stretta setzt allein der Cellist nochmals den Hoteldämpfer auf – diesmal einen Gummidämpfer mit dumpferem Klang. Zu den grell leuchtenden Oberstimmen bilden seine grundierenden Haltetöne einen geheimnisvoll-düsteren Kontrapunkt.
Max Nyffele