György Ligeti
*28. Mai 1923
†12. Juni 2006
Werke von György Ligeti
Biographie
1923 – György Ligeti wurd am 28. Mai in Dicsöszentmárton (heute Tîrnaveni) in Siebenbürgen (Rumänien) geboren.
1941 – Abitur in Klausenburg.
1941–1943 – Kompositionsunterricht bei Ferenc Farkas am Konservatorium in Klausenburg.
1942–1943 – Studium bei Pál Kadosa in Budapest.
1945–1949 – Studium an der Budapester Musikhochschule bei Sándor Veress, Pál Járdányi, Ferenc Farkas und Lajos Bárdos.
1945–1946 – Idegen földön für dreistimmigen Frauenchor a cappella.
1946 – Magány für gemischten Chor a cappella.
1949–1950 – Ballade und Tanz für Schulorchester.
1950–1956 – Lehrtätigkeit an der Budapester Musikhochschule.
1951–1953 – Musica Ricercata für Klavier.
1953 – Pápaine für gemischten Chor a cappella; Omaggio a Frescobaldi; Ricercar für Orgel; Sechs Bagatellen für Bläserquintett.
1953–1954 – Streichquartett Nr. 1; Métamorphoses nocturnes.
1956 – Flucht nach Österreich nach dem ungarischen Aufstand.
1957–1958 – Freier Mitarbeiter im Studio für elektronische Musik des WDR Köln.
1957 – Glissandi–elektronische Komposition.
1958 – Artikulation–elektronische Komposition .
1958–1959 – Apparitions für Orchester (UA 1960 bei IGNM–Festival Köln).
1959–1969 – Ligeti lebt in Wien.
1959–1972 – Lehrtätigkeit bei den Internationalen Ferienkursen in Darmstadt.
1961–1971 – Gastprofessur in Stockholm.
1961 – Kompositionskurs in Madrid; Atmosphères für großes Orchester; Fragment für Kammerorchester.
1961–1962 – Volumina für Orgel.
1962 – Kompositionskurs an der Gaudeamus–Stiftung in Bilthoven (Niederlande); Poème symphonique für 100 Metronome; Aventures für 3 Sänger und 7 Instrumentalisten.
1962–1965 – Nouvelles Aventures für 3 Sänger und 7 Instrumentalisten.
1963 – Kompositionskurse in Bilthoven und an der Folkwangschule in Essen.
1963–1965 – Requiem für Sopran– und Mezzosopran–Solo, zwei gemischte Chöre und Orchester.
1964 – Kompositionskurse an der Folkwangschule in Essen und in Jyväskylä (Finnland); Mitglied der Schwedischen Akademie der Musik, Stockholm.
1965 – Kompositionskurs in Jyväskylä.
1966 –Lux aeterna für 16–stimmigen gemischten Chor a cappella; Konzert für Violoncello und Orchester.
1967 – Ligeti wird österreichischer Staatsbürger. Lontano für großes Orchester; 1. Etüde für Orgel Harmonies.
1968 – Continuum für Cembalo; Streichquartett Nr. 2; Zehn Stücke für Bläserquintett
1968–1969 – Ramifications für Streichorchester oder 12 Solostreicher.
1969 – Mitglied der Akademie der Künste, Berlin. 2. Etüde für Orgel Coulée.
1969–1973 – Ligeti lebt in Berlin und Wien.
1969–1970 – Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Berlin. Kammerkonzert für 13 Instrumentalisten.
1971 – Mitglied der Freien Akademie der Künste, Hamburg.
1972 – Composer in residence an der Stanford University in Kalifornien. Doppelkonzert für Flöte, Oboe und Orchester.
1972–1973 – Clocks and Clouds für 12–stimmigen Frauenchor und Orchester.
1973–1989 – Professur an der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Hamburg.
Ab 1973 – lebt in Hamburg und Wien.
1973 – Kompositionskurs am Berkshire Music Center in Tanglewood (Massachusetts).
1973–1974 – San Francisco Polyphony für Orchester.
1974 – Kompositionskurs an der Accademia Chigiana in Siena.
1974–1977 – Le grand Macabre Oper in 2 Akten (UA in Stockholm 1978).
1976 – Rondeau; Monument–Selbstportrait–Bewegung 3 Stücke für 2 Klaviere.
1978 – Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, München. Hungarian Rock für Cembalo; Passacaglia ungherese für Cembalo.
1979 – Kompositionskurs in Aix–en–Provence.
1982 – Trio für Violine, Horn und Klavier; Drei Phantasien nach Friedrich Hölderlin für 16–stimmigen Chor a cappella; Magyar Etüdök (Ungarische Etüden) für Chor a cappella.
1984 – Mitglied der American Academy and Institute of Arts and Letters.
1985 – Etudes pour piano Premier livre 1–6.
1988 – Konzert für Klavier und Orchester; Nonsens Madrigals für sechsstimmigen Chor a cappella.
1989 – Etudes pour piano Deuxième livre 7–8.
1990 – Mitglied des Österreichischen Kunstsenats. Etudes pour piano Deuxième livre 9.
1991 – Loop für Bratsche solo.
1992 – Mitglied der Ungarischen Akademie für Literatur und Kunst (Széchenyi Iroldami és Mûvézsti Akadémia). Mysteries of the Macabre Collage für Orchester; Konzert für Violine und Orchester (Neufassung, 5 Sätze).
1993 – Ordentliches Mitglied in der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste (Academia Scientiarum et Artium Europaea).
1994 – Mitglied des Club of Budapest.
1996 – Pièces Electronique No. 3.
1998–1999 – Hamburgisches Konzert für Horn solo und Kammerorchester.
2000 – Síppal, dobbal, nádihegedüvel/Mit Pfeifen, Trommeln, Schilfgeigen/
With Pipes, Drums, Fiddles auf Gedichte von Sándor Weöres für Mezzosopran und vier Schlagzeuger
2006 – György Ligeti stirbt am 12. Juni 2006 in Wien.
Über die Musik
Jede Komposition ist ein Dokument ihrer Zeit. Im Falle von Apparitions und Atmosphères, der beiden Orchesterwerke György Ligetis, die sein Oeuvre im Katalog der Universal Edition vertreten, ist diese Feststellung im besonderen Maße wahr.
Apparitions (1958/1959) und Atmosphères (1961) dokumentieren die Arbeit des Komponisten nach seiner Flucht aus Ungarn, sie repräsentieren die ersten Schritte (abgesehen von einigen elektronischen Werke, wie Artikulation) in eine Richtung, die ihn bald zueinem der führenden Komponisten der Avantgarde werden ließ.
Zusätzlich sind Apparitions und Atmosphères sind Meilensteine der Musikgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg, sie haben ihre Gültigkeit ein halbes Jahrhundert nach ihrem Entstehen in keiner Weise eingebüßt.
Gleichzeitig sind diese Kompositionen auch Dokumente der Originalität und Experimentierfreudigkeit eines Musikers hinter dem „Eisernen Vorhang”: Ligeti hat sie noch in Budapest konzipiert, die Vision dieser Musik fiel ihm während nächtlicher Spaziergänge ein (der ursprüngliche Titel der Erstfassung von Apparitions war Víziók), als deren Realisation ihm wohl noch utopistisch vorkam.
Zusätzlich ist Ligetis Name im UE-Katalog mit dem seines großen Vorbilds Béla Bartók verknüpft („Ich war ein Bartók Epigon”, gestand er offen ein, mit Hinweis auf sein frühes Schaffen), als Autor des Vorwortes zu dessen 5. Streichquartett. Ligeti war ein analytischer Kopf, wenn er kein Komponist geworden wäre hätte er mit Sicherheit eine erfolgreiche Karriere als Naturwissenschaftler führen können. Zeit seines Lebens bewahrte er seine Neugierde für die Errungenschaften der fraktalen Geometrie und andere Disziplinen, Wissenschaftler waren unter seinen engsten Freunden. Es ist wohl nicht von ungefähr, dass er sich ganz besonders für die Kunst des Holländers Maurits Escher begeisterte.
György Ligeti war ein politischer Mensch. Als Überlebender des Holocaust (er verlor seinen Vater und Bruder, und war nur knapp der Vernichtung durch die Nazis entkommen) war er ein kompromissloser Gegner von Diktaturen aller Ausprägungen. Vor seiner Emigration erlebte er den Stalinismus in Ungarn, der ihm auch als Künstler die Freiheit beraubte. Im Westen angekommen, wurde er über die Jahre eine Art Übervater vieler ungarischer Komponisten. Diese schickten ihm ihre Partituren zu, und schätzten seine Ratschläge und Kommentare als Aussagen eines Weisen.
György Ligeti ist 2006 gestorben. In seinem Fall gilt die leidliche Tatsache, dass der Tod eines Schaffenden mit einer vorübergehenden Flaute seines Ansehens einhergeht, nicht: seine Musik wird weiterhin mit jener Selbstverständlichkeit programmiert, die einem Klassiker zusteht.