

Ian Wilson
*26. Dezember 1964
Werke von Ian Wilson
Biographie
Ian Wilson wurde 1964 in Belfast in Nordirland geboren und begann bereits an der Universität zu komponieren. Seitdem hat er mehr als 150 Werke verfasst, darunter Kammeropern, Konzerte, Streichquartette, multimediale Stücke sowie Orchester- und Kammermusik. Seine Kompositionen wurden auf sechs Kontinenten aufgeführt und ausgestrahlt, und unter anderem auf Festivals wie den BBC Proms, der Biennale di Venezia und der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Zu den Aufführungsorten von Wilsons Werken zählen die New Yorker Carnegie Hall, die Royal Albert Hall und Wigmore Hall in London, Amsterdams Concertgebouw und Muziekgebouw, der Musikverein in Wien und die Suntory Hall in Tokyo. In den letzten Jahren zeichnete sich Wilson durch seine Zusammenarbeit mit Jazzmusikern, traditionellen irischen Sängern und Spielern der asiatischen Tabla und chinesischen Pipa aus. Des Weiteren hat er mit Choreographen, Theaterdirektoren und elektroakustischen und Computermusik-Komponisten kollaboriert.
1991 gewann sein Orchesterwerk Running, Thinking, Finding den Preis für Komposition des Ultima Festivals in Oslo, 1992 erhielt er die Macaulay Fellowship durch den Arts Council of Ireland. 1998 wurde er zum Mitglied von Aosdána gewählt, einer staatlich gesponserten irischen Institution von kreativen Künstlern. In den letzten Jahren war er als AHRB Research Fellow an der University of Ulster tätig, An Foras Feasa post-Doctoral Forschungsstipendiat des irischen Dundalk Institute of Technology und Associate Composer des Camerata Pacifica Ensembles (USA) und des Ulster Orchestras (UK). Von 2003 bis 2011 fungierte Wilson als Leiter des Sligo New Music Festivals.
Fast 50 Werke von Wilson sind kommerziell erhältlich, unter anderem auf Diatribe, Riverrun, Black Box, Timbre, Guild, Meridian und Chandos. Seine Musik ist bei Ricordi (London) und Universal Edition verlegt.
Über die Musik
Eine starke spirituelle Dimension
Ian Wilson ist keinesfalls ein 'heiliger Minimalist'; seine Musik hat aber eine sehr starke spirituelle Dimension. Fast könnte man meinen, seine Musik kommt aus der Stille selbst, aus der Reinigung des Geistes in Vorbereitung auf Meditation.
Seine bewegendsten Werke sind jene, die sich mit Tod und irreversibler Zeit auseinandersetzen, die inspiriert sind von der Atmosphäre eines alten Friedhofes, den letzten Worten Christi am Kreuz oder St. Pauls steigendem Bewußtsein seiner Sterblichkeit (cf. Timelessly This, The Seven Last Words, Winter’s Edge).
Wilsons harmonische Sprache deckt ein breites Spektrum ab, das vom freien Einsatz der Chromatik bis zur Diatonik reicht. Seine frühere Tendenz zur Homophonie ist zugunsten einer verstärkt linearen Schreibweise in den Hintergrund getreten. "Technische Kompositionsvorgänge dienen nur dem Ausdruck und werden eingesetzt, um eine bestimmte Stimmung, ein Gefühl oder eine Vorstellung wiederzugeben, die mich in diesem Augenblick beschäftigt." Er hat ein sehr persönliches Vokabular musikalischer Motive entwickelt, die leicht verändert immer wiederkehren, und er verwendet eine breite Palette an instrumentalen Effekten und Klangfarben.
Die Quellen seiner Inspiration sind bildhaft und dramatisch und reichen von den Gemälden Paul Klees über Skulptur bis zu biblischen Texten. Wilson nimmt den Kern einer Idee, die ihn inspiriert hat und verwandelt sie mit alchemistischem Geschick in eine musikalische Einheit. Das Ergebnis ist eine Musik, die durch ihre Reinheit und emotionale Direktheit besticht.
Miranda Jackson (1997)
Übersetzung von Claudia Patsch