Martin Lichtfuss
*3. Mai 1959
Werke von Martin Lichtfuss
Biographie
Nach umfangreichen Studien am Tiroler Landeskonservatorium und an der Wiener Musikuniversität (Komposition, Dirigieren) sowie an den Universitäten Innsbruck und Wien (Germanistik) erwarb sich Martin Lichtfuss im Laufe von 10 Jahren als Dirigent an mehreren Theatern umfassende praktische Erfahrungen. Ab 1995 unterrichtete er als Professor für Tonsatz/Komposition zunächst am Tiroler Landeskonservatorium und dann an der Wiener Musikuniversität, wo er zudem von 2008-11 die Leitung des Instituts für Komposition, Elektroakustik und TonmeisterInnen-Ausbildung innehatte.
Neben seiner Lehrtätigkeit wirkte Martin Lichtfuss in mehreren künstlerischen Verbänden als Vorstandsmitglied mit. Er erhielt Aufträge von Institutionen wie der Stadt Innsbruck, den Klangspuren Schwaz und der Tiroler Landesregierung und wurde für sein Schaffen mit mehreren Preisen, darunter dem 1. Preis der Stadt Innsbruck für Komposition, ausgezeichnet.
Über die Musik
Muss Neue Musik wirklich immer „neu“ sein? – „Ja, sie muss“, meint Martin Lichtfuss, dessen Musik manchmal traditionsverbundener anmutet, als dass man sie auf den ersten Blick als „experimentell“ bezeichnen wollte. „Neu“ allerdings bedeutet für Lichtfuss nicht ausschließlich die Suche nach einer Erweiterung klanglicher Mittel, etwa durch experimentelle Spieltechniken, und ist für ihn schon gar nicht unvereinbar mit Denkweisen und Errungenschaften traditioneller Kunst. Deshalb gibt es für Lichtfuss auch keine Berührungsängste mit Formen und Gestaltungsmitteln der Vergangenheit. „Tabus darf es heute keine geben – von einem abgesehen: jenem der Unehrlichkeit.“
„Neu“ ist für Lichtfuss vielmehr die subjektive Suche nach Unerforschtem, nach immer wieder anders zu Kombinierendem, aber auch die wiederholte, weil vertiefende Auseinandersetzung mit bestimmten kompositorischen Fragestellungen. „Die unerschöpflichen Möglichkeiten, verschiedene Elemente und Materialien immer wieder neu in Beziehung zu setzen, auch wenn diese schon erschlossen scheinen, stellen Komponistinnen und Komponisten immer wieder vor neue Aufgaben und Herausforderungen“, ist der Komponist überzeugt.
Ein breit gefächertes Ausdrucksspektrum
Seine Musik fühlt sich nicht einer bestimmten Ideologie verpflichtet. Durch Einbeziehung unterschiedlichster musikalischer Tendenzen erschließt er sich ein breit gefächertes Ausdrucksspektrum und gibt so seiner Musik ein abwechslungsreiches Profil. Trotz aller Verschiedenheit der eingesetzten Mittel zielt er dabei auf eine einheitliche musikalische Sprache ab. Diese ist häufig von tänzerischer Rhythmik erfüllt, der immer wieder ametrische Klangfelder gegenüberstehen; und wenn die Harmonik über weite Strecken tonal ist, so kippt sie doch immer wieder ins Atonale.
Synthese unterschiedlicher Elemente und Strömungen
Lichtfuss’ Kompositionen erforschen das Spannungsfeld klanglicher Möglichkeiten zwischen einfachen Dreiklängen und scharfen Dissonanzen oder Clustern, zwischen einstimmiger Melodik und komplexer Polyrhythmik, zwischen traditioneller Tonerzeugung und experimentellen Spielweisen bekannter Instrumente bis hin zum Einsatz elektronischer Klänge. In der unerschöpflichen Vielfalt möglicher Synthesen unterschiedlicher Elemente und Strömungen liegt für ihn das Neue, Spannende aktueller Kunst.
Zwischen allen Stühlen…
Lichtfuss ist es bewusst, dass man, im Bestreben, das unendliche Spektrum an Möglichkeiten Neuer Musik in seiner ganzen Vielfalt abseits ideologisch festgefahrener Positionen einzufangen, und im Bemühen, zwischen gegensätzlichen, einander ausschließenden musikalischen Standpunkten zu vermitteln, unweigerlich in Gefahr gerät, eingeschworene Zielgruppen zu verfehlen und "zwischen allen Stühlen" zu sitzen.
Aber: „Genau dieser Platz ist es, der mich interessiert.“