Max Doehlemann
*21. Dezember 1970
Werke von Max Doehlemann
Biographie
Max Doehlemann wurde 1970 in Hamburg geboren. Bis 1997 studierte er Komposition und Klavier an der Musikhochschule München, außerdem Orchesterdirigieren an der Musikhochschule "Hanns Eisler", Berlin. Im Zentrum seiner musikalischen Arbeit steht seither das Komponieren. 1995 erhielt er einen Kompositionspreis der Reinl-Stiftung (Wien), 2010 den „International Music Prize for Excellence in Composition“ der Music Academy of Colorado. Doehlemann übte neben dem Komponieren eine große Bandbreite musikalischer Tätigkeiten aus, als Korrepetitor (zum Beispiel an der Komischen Oper, Berlin), als Komponist für eine Daily Soap Opera im Deutschen Fernsehen, als Theatermusiker vor allem am Berliner Ensemble unter Claus Peymann (als musikalischer Leiter, Komponist, Pianist), als Jazz- Pianist und Bandleader. Er war beteiligt in zahlreichen Konzerte im In- und Ausland, oft mit interkulturellen und genreübergreifenden Konzepten. Musik für Installationen und mediale Anwendungen zeigen weitere Facetten. Doehlemann arbeitet zusammen mit internationalen Künstlern, etwa der Geigerin Liv Migdal, oder dem Cellisten Ramon Jaffé, mit dem Brandenburgischen Staatsorchester, dem Deutschen Kammerorchester und vielen anderen. Er ist tätig als Projekt-Anstifter, als solcher ist er auch Mit-Gründer des Jüdischen Theaterschiffs MS Goldberg, Berlin. Als „klassischer Pianist“ ist er vor allem im Bereich „Neue Musik“ und Liedbegleitung zu hören, als Teil eines Comedy-Duos und mehr.
Über die Musik
Max Doehlemanns Musik verweigert sich einer klaren Zuordnung zu „Schulen“ oder Sparten. Man könnte sie beschreiben als eine Art von weltoffener, undogmatischer Moderne, die bei aller formalen Stringenz Wert auf musikalische Erzählung legt. Daneben ist Doehlemann vor allem auch jemand, der Stile und Genres auf ungewöhnliche Art verbinden kann, was zu neuen musikalischen Perspektiven führt. Ergebnis sind effektvolle Konzertstücke bis hin zu experimentellen Formen, die zwischen Musik, Literatur und modernem Musiktheater changieren. Auch seine "Jazz-Seite" lässt der Komponist in seiner musikalischen Haltung gelegentlich anklingen. Doehlemann hat keine Angst vor melodischer und klanglicher Schönheit, grenzt sich aber scharf ab von den aus seiner Sicht nichtssagenden und repetitiven Mustern der sogenannten „New Classic“. Liedkomposition betrachtet Doehlemann immer wieder als musikalisches Labor, in dem er neue musikalische Essenzen und Erzählweisen entwickelt. Wichtige Anregungen zog er auch aus er Musik der orientalischen Juden, er arbeitete in Band-Projekten mit solchen Musikern zusammen. Doehlemann hat eine eigenständige melodisch-harmonische Theorie entwickelt, zu der demnächst auch ein Buch erscheinen wird.
Statement
Max Doehlemann: „Ich bemerkte schon während seiner Studienzeit an der Musikschule München Anfang der 90er-Jahre, dass das Versprechen der damals akademisch noch sehr vorherrschenden „Neuen Musik“ auserzählt war. Bei allen Türen, die durch die akademische Avantgarde (im Sinne von Donaueschingen oder Darmstadt) aufgestoßen worden war: Diese Musik hatte sich abgekoppelt vom ganzheitlichen Musikempfinden. Und sie fand nur noch in hoch spezialisierten, beinahe sektenhaften Gruppierungen statt. Man konnte sich im akademischen Bereich nur diesen Neue-Musik-Sekten anschliessen oder galt pauschal als „konservativ-konventionell“. Ich wollte raus aus dieser kleinen Welt und die große Weite des Musiklebens auf eigene Faust erkunden. Ich brach mit der angebotenen akademischen Karriere und schlug mich als Freiberuflicher Musiker durch. Ich komponierte Mitte / Ende der 90er-Jahre für eine Daily Soap Opera Musik für ein Millionen- Publikum im Rekordtempo, aber auch das schien mir künstlerisch nach einer Weile sehr vorhersehbar zu sein. Ich komponierte, spielte Klavier, wirkte bei verrückten Theaterproduktionen mit (zB 1998 das Trash-Theaterstück „Hamlet, eine Sexkomödie“ von Rosa von Praunheim), wirkte bei Off-Projekten mit. Ich schätzte als Gutachter den Nachlass von Rio Reiser. Ich versuchte zusammen mit dem Autor Sten Nadolny ein Musical zu schreiben, ein Projekt, dass dann erst einmal lange Jahre liegen blieb. Ich gründete ein Jazz-Trio, spielte nach einer Weile mit sehr interessanten Leuten zusammen. Die Arbeit am Berliner Ensemble wurde dann sehr prägend - auch die an anderen Theaterhäusern. Im Theater lernte ich viel, besonders auch „das sehr wenig oft sehr viel sein kann“. Ich war immer ein sehr textaffiner Musiker: Literatur, Theater, aussermusikalische Inspirationen spielten eine große Rolle. Inzwischen glaube ich, dass ich als Komponist einen sehr persönlichen Weg gefunden habe, der Modernität und Unkonventionalität verbindet mit wirklicher Empfindung, Schönheit, Experimentierfreude, neuen harmonischen Konzepten und Melodie.“