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Wolfgang Rihm
Rihm: "Séraphin"-Symphonie, für Ensemble und großes Orchester
UE35282
Ausgabeinfo: -
Ausgabeart: Studienpartitur
Reihe: -
Sprachen: -
Schwierigkeit: -
Format: 297 x 420 mm
ISBN: -
Seiten: 274
ISMN: -
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Beschreibung
Bei der rund einstündigen „Séraphin“-Symphonie in einem Satz handelt es sich um den jüngsten Spross einer weit verzweigten Werkfamilie, deren sehr unterschiedliche Abkömmlinge in unregelmäßigen Abständen während der letzten zwanzig Jahre Gestalt annahmen. Eine entsprechende komplizierte Entstehungsgeschichte weisen sie auf. Diese Werke sind Produkte einer Poetik, die man eine „Poetik des Taktilen“ nennen könnte. Ihr Ausgangspunkt ist immer das konkrete Klangobjekt, auf das der Komponist aus dem Moment heraus reagiert und das ihn in seiner Erfindung stimuliert.
Bei der „Séraphin“-Symphonie hat man es mit einem mehrfachen Palimpsest zu tun. Es ging aus einem zweifachen Überschreiben einer Grundschicht gleichen Umfangs hervor: dem 2007 für eine Tanztheaterproduktion von Jan Fabre entstandenen Séraphin III – I am a mistake für zwei Baritone, eine Sprecherin und 14 Instrumente. Erstmals überschrieben wurde diese Musik ein Jahr später als Concerto „Séraphin“ für 16 Spieler. Rihm übertrug dafür im Wesentlichen die Partien für Stimme zwei vorher im Ensemble nicht vertretenen Hörnern, und zwar die textlosen gesungenen genauso wie am Ende des Stückes die gesprochenen Interpolationen des Textes von Jan Fabre, der dem Stück seinen Untertitel gab. Die musikalischen Funktionen der Vokalpartien blieben von dieser Transformation weitgehend unberührt, auch die schlussbildende Wirkung der Interpolationen als retardierendes Moment, nun in Form von Hornduos „senza tempo“. Durch ein weiteres Überschreiben des Concerto „Séraphin“ mit einer Schicht für groß besetztes Orchester entstand 2011 die „Séraphin“-Symphonie. Das Concerto ist der Ensemblepart der „Symphonie“.
Auch die Grundschicht selbst war schon – ohne dass dies hier im Detail ausgebreitet werden könnte – Ergebnis eines teilweise mehrfachen Überschreibens gewesen, wobei die ältesten Schichten bis in die frühen 1990er Jahre zurück reichen. Angeregt von Antonin Artauds Ideen zu einem „Theater der Grausamkeit“, das auf wortsprachliche Mittel ganz verzichtet und allein auf andere Theatermittel baut, hatte Rihm damals unter dem Titel Séraphin. Versuch eines Theaters – Instrumente / Stimmen/… (1993/1994) ein zweiteiliges, formal offenes Musiktheaterkonzept in Form von insgesamt elf Klangsätzen entworfen, in das als eigene Schicht verschiedentlich Ausschnitte aus der 1991/1992 entstandenen Étude pour Séraphin für Blechbläser und Schlagzeug eingelassen waren. Dieses Material, dessen ausgesprochene Körperlichkeit auf die Herkunft vom Theater verweist, hat Rihm seither immer wieder aufgegriffen, wobei der Bezug auf das Seraphin-Theater Artauds im Titel der Werke durchwegs kenntlich blieb.
Séraphin III – wie schon das im Jahr zuvor entstandene Ensemblestück Séraphin-Sphäre, das nicht ganz die erste Hälfte von Seraphin III und entsprechend in übermalter Form auch der „Symphonie“ bildet – bediente sich in spielerischer Anordnung einzelner mehr oder weniger bearbeiteter Klangsätze aus dem formal offenen Baukasten von „Séraphin“. Rein vokale Abschnitte wurden dabei ersetzt durch Bruchstücke aus fremdem Material, und zwar aus Über Schrift für zwei Klaviere (2003). Der ursprüngliche Wechsel von instrumental zu vokal in „Séraphin“ wurde damit musikalisch transformiert in einen Wechsel von Farben und Klangcharakteristika. Zusammen mit neu komponierten Segmenten verband Rihm all dies zu einem fest stehenden Ablauf. Das familienfremde Material, das seit Séraphin-Sphäre in die Musik einfloss, stammte aus dem 1994 mit Sphere für Klavier, Bläser und Schlagzeug begründeten Zweig der ebenfalls in die frühen 1990er Jahre zurückreichenden, aus dem Bläserstück Et nunc I (1992) hervorgegangenen Familie. Diese, teilweise mit anderen Instrumentalfarben leicht übermalten Passagen für zwei Klaviere mit Material aus fremder Quelle blieben über alle Verwandlungen hinweg immer klar erkennbar.
Die neu komponierte Orchesterschicht der „Séraphin“-Symphonie tritt in vielfache Wechselwirkung mit dem Ensemble. Gelegentlich, so erstmals am ursprünglichen Ende von Séraphin-Sphäre, schweigt das Orchester auch für kurze Zeit ganz. Dann tritt die frühere Schicht direkt und ungeschminkt hervor.
Ulrich Mosch
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Ausgabeart: Studienpartitur
Reihe: -
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Schwierigkeit: -
Format: 297 x 420 mm
ISBN: -
Seiten: 274
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