Eugen d' Albert
Die schwarze Orchidee
Dauer: -'
Text von: Karl M. von Levetzow
Bearbeitet von: Wolfgang Hocke
Albert - Die schwarze Orchidee
Werkeinführung
[...] eine jener typischen Zeitopern der späten Zwanziger präsentierte, die neben Kreneks
„Jonny spielt auf“, Weills „Der Zar lässt sich fotografieren“ und Hindemiths „Neues vom Tage“ durchaus einen Platz in den Nischen des Repertoires verdient.
D’Alberts Operngroteske kokettiert mit dem Amerika der Prohibitionsära, spielt im Gangster- und Nachtclubmilieu von Manhattan und präsentiert als ihren Helden Percy Garnett, Chef einer Einbrecherbande (halb Mackie Messer, halb Cardillac), der bei jedem Coup eine schwarze Orchidee zurücklässt. Prompt verliebt er sich in Lady Grace, das „schönste Weib New Yorks“, und wird so zum Konkurrenten des Geheimdienstchefs Bobby Pinkleton. Sonst noch mit von der Partie, jede Menge schräger Typen, einschließlich des Sensationsreporters Schmuckele und des Niggers (so nannte man die Farbigen damals) vom Dienst, mitsamt der Gletschergirls aus der Mount Everest Bar. Diese Ingredienzien hat der Librettist Karl Michael von Levetzow zu einem abenteuerlichen Cocktail aus Oper, Operette, Revue und Krimi zusammengemixt, der einem derart zu Kopfe steigt, dass man nicht mehr imstande wäre, die einzelnen Stationen der Handlung zu entwirren, selbst wenn man mehr Text verstünde.
Eine Jazzoper mag man das Kolportagestück nicht nennen - doch die Anleihen bei der Unterhaltungsmusik jener Jahre, bei Spiritual, Foxtrott und Shimmy, und die Instrumentation mit Saxofonen, Tuba, Banjo und Vibrafon (anstelle der ursprünglich geplanten singenden Säge) suggeriert unmissverständlich das Zeitkolorit der Swinging Twenties.
Opernwelt, Ausgabe Mai
2003