Nikos Skalkottas
Konzert
Dauer: 28'
Solisten:
Violine
Instrumentierungsdetails:
2 2 2 3 - 2 2 2 1 - Pk, Schl - Str
Skalkottas - Konzert für Violine und Orchester
Gedruckt/Digital
Übersetzung, Abdrucke und mehr
Nikos Skalkottas
Skalkottas: Konzert - A/K 22Instrumentierung: für Violine und Orchester
Ausgabeart: Dirigierpartitur
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Nikos Skalkottas
Skalkottas: Violine-solo - A/K 22Instrumentierung: für Violine und Orchester
Ausgabeart: Noten
Hörbeispiel
Werkeinführung
Veröffentlichung des Violinkonzerts
Fast alle Werke Nikos Skalkottas’ blieben während seines Lebens unveröffentlicht wurden bis auf einige wenige Kompositionen nicht aufgeführt. In den 1960er Jahren veröffentlichte Universal Edition posthum einige seiner Kompositionen (und einzelne Sätze größerer, mehrsätziger Werke). Der amerikanische Verlag Margun Music veröffentlichte später, in den 1980er und 1990er Jahren, weitere Werke.
Das Violinkonzert war eines jener Werke, das zu Skalkottas’ Lebzeiten weder aufgeführt noch veröffentlicht wurde. Die Autograph-Quellen blieben unbearbeitet und in Manuskriptform. Die erste Überarbeitung des Konzerts begann um 1960, und das Werk wurde 1964 von Universal Edition erstmals veröffentlicht – 15 Jahre nach Skalkottas’ Tod. Ähnlich wie die anderen, früh publizierten Werke enthält es einige Fehler von Kopisten und Notenstechern, Lesefehler der Quellen und einen erheblichen Anteil interpretativer Aufführungsangaben, die nicht von Skalkottas stammen. Außerdem fehlt ein kritischer Kommentar oder eine Erläuterung der Überarbeitung, die Änderungen, Zusätze und Verbesserungen mit sich brachte. *
Die neue kritische Ausgabe des Violinkonzerts, bearbeitet von Eva Mantzourani, will diesen Zustand bereinigen. Sie bietet zuverlässige Angaben zur Interpretation, die auf der sorgfältigen Studie aller bekannten Quellen basieren und gemäß moderner textkritischer Prinzipien und Überarbeitungsmethoden erstellt wurden. So werden neue Möglichkeiten für Interpretation, Aufnahmen und weitere Studien dieses außergewöhnlichen Werks geschaffen.
Kontextualisierung des Violinkonzerts
Obwohl Skalkottas ein angesehener Geiger und ein profilierter Konzert-Komponist war, kam die Violine in seinen Werken bis in die späten 1930er Jahre nur in Kammermusik-Besetzung vor, etwa in einem Konzert für Violine, Klavier und Kammerorchester (1929 oder 1930). Das Violinkonzert, ein groß angelegtes Zwölftonwerk, ist Teil einer Gruppe von groß angelegten Konzerten, die in den späten 1930er Jahren entstanden. Dazu gehören auch das Zweite Klavierkonzert und das Dritte Konzert für Klavier und zehn Holzblasinstrumente (bekannt als das Dritte Klavierkonzert). Es existieren keine Skizzen oder andere Textnotizen, die sich auf das Violinkonzert beziehen, und seine Kompositionsgeschichte ist unbekannt. Die erhaltene handschriftliche Partitur ist nicht datiert. Allerdings gibt der 1969 von John G. Papaioannou zusammen getragene Archivkatalog Skalkottas’ die Jahre 1937/38 als Entstehungszeitraum für das Violinkonzert an. Bedenkt man die Variante der „freien” Zwölftontechnik, die Skalkottas hier erkundet, ist es wahrscheinlich, dass er das Werk 1938, nach dem Zweiten Klavierkonzert und vor dem Dritten Klavierkonzert, komponiert hat.
Das Violinkonzert ist ein spannendes Werk voll von gegensätzlichen Farben und Emotionen, in dem dramatische Ausbrüche und lyrischere Passagen miteinander verwoben sind. Der Aufbau in drei Sätzen erinnert an klassische Formen, und das Stück ist ein Beispiel für Skalkottas’ freie Zwölftontechnik. Seine außergewöhnlichen Fähigkeiten im Bereich der Instrumentation kommen durchgehend zum Einsatz. Das orchestrale Gefüge zeigt ein Wechselspiel zwischen Licht und Dunkelheit; der Dialog zwischen dem Solisten und dem Orchester ist gleichzeitig herzzerreißend und berauschend. Die melodischen Gesten wechseln zwischen lyrischen Passagen und kühnen, anspruchsvollen Aussagen, vor allem im Solopart. Skalkottas’ Kompositionssprache ist durch rhythmische Vitalität gekennzeichnet, und der rhythmische Antrieb ist im gesamten Stück oft atemlos, aber fesselnd.
Der erste Satz, in Sonatensatzform, beginnt mit einem klassisch erweiterten Orchesterritornell, gefolgt von der Solo-Exposition der Violine, die eine erweiterte und abgeänderte Wiederholung des Zwölfton- und des thematischen Materials der Orchesterexposition ist. Die Durchführung ist kurz, sparsam und überwältigend. Die Reprise basiert mit einem besinnlichen, beinahe offenem Ende und zyklischen, aber variierenden Wiederholungen vorangegangener melodischer und rhythmischer Motive vor allem auf einer Transponierung der Exposition um eine reine Quinte.
Der zweite Satz ist lyrisch und beherzt. In der dreiteiligen Form werden Zwölftonmaterial und variierte thematische Reihen des ersten Satzes verwendet. Sein erweiterter, sich abhebender Mittelteil führt hin zu expressiven Höhepunkten und Pausen.
Der dritte Satz, in umgekehrter Sonatensatzform, basiert auf den 11 Zwölftonreihen des Einleitungsteils im ersten Satz, führt allerdings nach und nach neues harmonisches Material ein. Nach einem abenteuerlichen Wechselspiel zwischen dem Solisten und dem Orchester führt die kurze Durchführung zur Reprise, beginnend mit dem zweiten Thema, und bewegt sich nach und nach zum ersten thematischen Material des Satzes hin. Die erste thematische Idee, abgekürzt und zuerst in einen doloroso-Teil transformiert, erscheint zuletzt wieder und setzt sich in der Reprise durch. Das Stück endet mit einer spannenden und überschwänglichen Coda.
* Die frühere, mit Fehlern übersäte Ausgabe wurde für die erste aufgezeichnete Aufführung des Werks genutzt, die am 14. Mai 1962 in Hamburg mit dem NDR-Sinfonieorchester stattfand- zu den weiteren frühen Aufführungen zählt unter anderem die erste Aufführung im Vereinigten Königreich am 16. November 1963 durch das BBC Symphony Orchestra unter der Leitung von Antal Dorati und Lorand Fenyves als Solisten. Die erste kommerzielle CD-Aufnahme des Konzerts (wieder basierend auf der UE-Ausgabe von 1964) wurde 1998 von BIS Records (BIS CD-904) mit dem Malmö Symphony Orchestra unter der Leitung von Nikos Christodoulou und Georgios Demertzis als Solisten veröffentlicht.