Hikaru Suzukis 24 Konzert-Etüden für Pianist:innen | Uraufführung und Aufnahme

Sie ist ein Genie! In letzter Zeit tönen viele neue Kompositionen zum Teil ähnlich wie Musik, die man schon von Anderen kennt, oder ihre Musik berührt einen nicht. Die Werke von Suzuki dagegen sind ebenso original wie originell, sie berühren und gehen tief. Sie verdient es wirklich, weitherum bekannt zu werden!

André Manz, Träger Thurgauer Kulturpreis und ehem. Präsident Amriswiler Konzerte, über Komponistin Hikaru Suzuki

Im vergangenen Herbst wurden in der Schweiz 7 Konzerte mit drei verschiedenen Programmen mit ausschliesslich Werken der in der Schweiz lebenden japanischen Komponistin Hikaru Suzuki aufgeführt. Gespielt wurden sie von zehn hervorragenden Musiker:innen; die Zuhörer:innen waren schockiert und tief bewegt. Darunter waren viele Uraufführungen. Eines dieser Werke, die 24 Konzert-Etüden für Pianist:innen, wurde von den drei jungen Schweizer Pianisten Stefan Kägi, Johannes Herrmann und Max Petersen aufgenommen.

Uraufführung mit etwa der Hälfte der 24 Konzert-Etüden am 29. Okt. 2022 in Kreuzlingen, Schweiz

Diese Stücke stehen zweifellos auf Augenhöhe mit den Chopin Etüden! Es geht der Komponistin ebenfalls um Ausdruck, Tonmalerei, Charaktereigenschaft auf der virtuosen Stufe des Klavierspiels. Verschiedenartigste Techniken kommen dabei zur Geltung. Mit viel Fantasie wird der Hörer durch eine Welt unterschiedlicher Tonlandschaften geführt. Dabei wird die Vorstellungskraft des teilnahmsvollen Publikums durch mancherlei Spiel- und Klangeffekte angeleitet. Die kraftvollen, wie auch die leisen Töne, langsame, verhaltene wie auch erregte, schnelle Passagen geben dem ganzen Geschehen eine immerwährende Spannung. Es lohnt sich sicher, sowohl für Pianisten wie auch für interessierte Hörer, sich in dieses neu erschienene Werk mit 24 Konzertetüden zu vertiefen.

Jörg Engeli, ehem. Kulturbeauftragter Stadt Kreuzlingen

Die Live Aufnahme von einigen Stücken sind hier zu sehen:

Über den Musiker: Stefan Kägi

Stefan Kägi – Stuhlperformer, Lamellophonvirtuose und passionierter ComputerMusiker – studierte an der Zürcher Hochschule der Künste Klavier bei Karl-Andreas Kolly, Improvisation bei Lucas Niggli, Neue Musik bei See Siang Wong, Jazzklavier bei Tim Kleinert und Orgel bei Ursina Caflisch. In seiner künstlerischen Praxis stehen die Auseinandersetzung mit Bananenkostümen und Algorithmen in reger Wechselwirkung. Häufig spielt er improvisierte Musik und tritt als Liedbegleiter auf. Bei Breitkopf & Härtel trat er als Co-Herausgeber einer Neuedition eines Werks von Joachim Raff in Erscheinung. Aktuelle Projekte sind die Dada/Commedia dell‘Arte-Truppe Piffalamozza, die Japanese-HC-Techno-Band Candytoe, ein Orgel/Elektronik-Duo, das Duo Ohrablüatler und das Duo tbc.

Über den Musiker: Johannes Herrmann

Johannes Herrmann studierte bei Prof. Hans-Jürg Strub an der Zürcher Hochschule der Künste. Er absolvierte den Specialised Master Performance Kammermusik bei Prof. Friedemann Rieger mit Auszeichnung. Neben zahlreichen Auftritten in den Konzertsälen der ZHdK spielt er an den Museumskonzerten in Winterthur und den Prélude-Konzerten in der Tonhalle Zürich. Weiter trat er an der Hanns-Eissler-Akademie in Berlin, im Gasteig in München und am Festival für Elektroakustische Musik in Monaco auf. Er ist Präsident des Vereins „Musik in der Fabrik“ mit welchem er Konzerte organisiert und spielt. Neben seiner Konzerttätigkeit ist er Klavierlehrperson an der Musikschule Konservatorium Zürich und forschender Mitarbeiter am Institute for Computer Sound and Music Technology mit welchem er die CD „Les Éspaces Electroacoustiques II“ aufnahm, die den Preis der deutschen Schallplattenkritik erhielt.

Über den Musiker: Max Petersen

Der Deutsch-Australische Pianist und Komponist Max Petersen bewegt sich zwischen Jazz, klassischer und improvisierter Musik. Seine Ausbildungen führten ihn nach Zürich, Basel, Lugano und New York. Mit verschiedenen Projekten veröffentlichte er bereits fünf Alben welche in der Presse gelobt wurden: „Kaum zu glauben, dass der gebürtige Australier mit Wohnsitz Winterthur erst 25 ist. Seine technische Brillanz ist atemberaubend, seine Zitate und Anspielungen reichen von Barock bis Bebop, seine Musikalität gründet in Volkslied und Jazz-Ballade ebenso wie in Minimal und Neuer Musik“ (Zürcher Kulturtipp). Neben seiner Arbeit als Pädagoge, arbeitet Max Petersen mit Künstlerinnen und Künstlern aus verschiedensten Disziplinen und strebt für 2023 ein Forschungsstudium an der University of Sydney an.

Die Aufnahme ist auf der Internetplattform BandCamp erschienen und kann über diesen Link gekauft werden.

Über die seltsame Entstehungsgeschichte der Konzert-Etüden

Eigentlich arbeitete sie gerade an einem anderen Stück, das sie machen wollte. (Ein Stück für Klavier solo über den Bodensee). Wie immer hatte sie es bestellt, aber es kam nicht, egal wie lange sie wartete. Das konnte nur bedeuten, dass etwas nicht stimmte. Sie verstand es aber nicht. So wartete sie lange, aber nichts kam. Sie dachte: „Das ist dann nicht dieses Klavierstück?“, und dann hörte sie: „Etüde!“ Sie dachte: „Was? Etüde?“ Genau in dem Moment, in dem sie das fragte, fühlte sie ein Gefühl des Offen werdens, ein grosse Aufregung und sofort eine Unzahl von Ideen, die um ihren Kopf herumflogen. Sie hat dann ohne Pause eine Etüde pro Woche geschrieben. Alle anderen Stücke sind entstanden, indem sie sie wie durch eine Art „Bestellung zu oben“ gewünscht hatte (siehe „Über die Musik“). Aber nur die 24 Konzert-Etüden kamen von selbst, mit großer Geschwindigkeit.

Die Noten sind hier bei der UE erhältlich:

Hikaru Suzuki: 14 Konzert Etüden

Instrumentierung: für Klavier

Dauer: 55'

Diese Etüden wurden geschaffen, nicht nur um zu Hause geübt und gespielt zu werden, sondern auch, um von Menschen im Konzert gehört zu werden. Die Technik ist nicht extrem schwierig für Pianisten, aber hochmusikalisch, wobei der Schwerpunkt auf dem musikalischen Aspekt liegt.

Alle anderen Stücke sind entstanden, indem ich sie wie durch eine Art „Bestellung zu oben“ gewünscht hatte (siehe „über die Musik“). Aber nur die 24 Konzert-Etüden (14 Etüden im Band 1 und 10 Etüden im Band 2) kamen von selbst, mit großer Geschwindigkeit. Ich habe ohne Pause eine Etüde pro Woche geschrieben.

Eigentlich arbeitete ich gerade an einem anderen Stück, das ich machen wollte. (Ein Klaviersolo über den Bodensee). Wie immer habe ich es bestellt, aber es kam nicht, egal wie lange ich gewartet habe. Das konnte nur bedeuten, dass etwas nicht stimmt. Ich habe es aber nicht verstanden. Ich habe lange gewartet, aber nichts kam. Ich dachte: "Das ist dann nicht dieses Klavierstück!", und dann hörte ich: "Etüde! Ich dachte: "Was? Etüde?" Genau in dem Moment, in dem ich das fragte, fühlte ich ein Gefühl des Offen werdens, ein grosse Aufregung und sofort eine Unzahl von Ideen, die um meinen Kopf herumflogen.

Als ich mit dem Komponieren der Etüden begann, hatte ich keine Ahnung, wie viele Etüden entstehen würden. Die Intensität der Energie und die Menge der Ideen, die oben auf der rechten Seite von meinem Kopfes herumflogen, gaben mir das Gefühl, dass ich so viele machen könnte, wie ich wollte. Ich liebe ungerade Zahlen, also wollte ich, als die vierzehnte Etüde fertig war, noch eine machen, damit es fünfzehn werden. Aber egal, wie sehr ich mich bemühte, die Energie war vorbei und ich konnte es nicht mehr schaffen. Der Raum, der so offen war, wurde wie ein Steinblock. Also habe ich aufgegeben.

In den Etüden gibt es langsame Stücke mit wenigen Noten, aber ich denke, da ist wirkliche Musikalität gefragt. In einem Konzert bewegt ein schnelles und intensives Stück mit vielen Noten und schwieriger Technik oft das Publikum, aber ich glaube, dass Musik mit wenigen Noten, die von einer Person mit hoher Musikalität in der Stille gespielt wird, das Herz der Menschen anders berührt, vielleicht sogar mehr als das andere.

Mehr über das Werk erfahren

Hikaru Suzuki: 10 Konzert Etüden

Instrumentierung: für Klavier

Dauer: 30'

Diese Konzert Etüden Band 2 sind auch wie der Band 1 nicht extrem schwierig für Pianisten, aber hoch musikalisch, wobei der Schwerpunkt auf dem musikalischen Aspekt liegt. Diese Etüden wurden geschaffen, um nicht nur zu Hause geübt und gespielt zu werden, sondern auch, um von Menschen im Konzert gehört zu werden.

Ich hatte vor etwa einem Jahr 14 Etüden komponiert, also hatte ich nicht erwartet, weitere Etüden zu komponieren. Wiederum im Gegensatz zu meinem üblichen Bestellmuster kamen sie von selbst.

Ich brauchte 2-3 Tage zum Schreiben für eine Etüde und ein paar Tage zum Vorbereiten und Aufladen für das nächste Stück, also, genau wie bei den 14 Etüden, eine pro Woche.