Henri Pousseur
*23. Juni 1929
†6. März 2009
Werke von Henri Pousseur
Biographie
Henri Pousseur wurde am 23. Juni 1929 in Malmédy/Belgien geboren. Von 1947 bis 1953 studierte er Musik am Konservatorium von Liège und Brüssel (er selbst sieht sich aber großteils als Autodidakt, d.h. als Schüler aller musikalischen Richtungen, mit denen er sich auseinandersetzen konnte). Schon 1950 nimmt er an der internationalen Avantgarde-Bewegung (dodekaphonische, serielle, elektronische, aleatorische Musik etc.) mit Boulez, Stockhausen, Berio und anderen teil. 1954 heiratet er Théa Schoonbrood, mit der er vier Kinder hat: Isabelle (1957), Denis (1958), Marianne (1961) und Hélène (1965).
Ab 1960 nimmt er eine unabhängige Position ein: Er weigert sich, die Erfahrungen der Vergangenheit – von manchen "tabula rasa" genannt – abzulehnen und versucht, die dualistische Kluft zwischen Antike und Moderne, zwischen Wissenschaft und Volkstümlichkeit zu schließen. Diese Wende (in seinen Augen keine Abkehr von seiner tiefen Treue zu Webern, sondern im Gegenteil deren Erfüllung) ist der Beginn seiner Zusammenarbeit mit Michel Butor, die sich seitdem fortgesetzt hat (zu den etwa zwanzig Werken, an denen sie gemeinsam gearbeitet haben, zählen u.a. Votre Faust, 1961-68, La Rose des Voix, 1982; Le Sablier Du Phenix, 1994).
Ab 1970 unterrichtet er in Deutschland, in der Schweiz und in den Vereinigten Staaten, dann an der Universität und am Konservatorium von Liège, wo er auch das Centre de recherches et de formation musicales de Wallonie gründete. Als Direktor des Konservatoriums kann er ab 1975 neue Ideen im Bereich der Musikpädagogik einbringen und übt dadurch nachhaltigen Einfluss auf das musikalische Leben der Stadt aus. Infolgedessen wird er beauftragt, beim Aufbau des Pariser Instituts für Musikpädagogik, das heute als Centre de ressources in die Cité de la Musique integriert ist, federführend mitzuwirken. In diesem Zusammenhang gründet er die Zeitschrift Marsyas, von der bis heute ungefähr 40 Ausgaben erschienen sind. Er schafft eine Verbindung zwischen Universität und Konservatorium in Form eines Studiengangs für Musikkommunikation, der auch Schülern des Konservatoriums offensteht und von Lehrern beider Institutionen betreut wird. Nach seiner Emeritierung im Jahr 1994 zieht er mit seiner Frau nach Waterloo, um näher bei Brüssel und seiner Familie zu leben. Bis 1999 ist er Composer-in-residence am K.U.L. (Universität Leuven).
Pousseur hat etwa 150 Werke verschiedener Größe, Gattung und Besetzung komponiert. Neben zahlreichen Artikeln hat er auch einige Bücher verfasst. Er ist Doktor honoris causa der Universitäten Metz und Lille.