Johannes Maria Staud
*17. August 1974
Werke von Johannes Maria Staud
Biographie
17. August 1974 - geboren in Innsbruck/Österreich
1994–2001 – Kompositionsstudium an der Wiener Musikhochschule bei Michael Jarrell (Komposition), Dieter Kaufmann (Elektroakustische Komposition), Iván Eröd (Harmonielehre, Kontrapunkt) und bei Hanspeter Kyburz an der 'Hanns Eisler-Hochschule für Musik' in Berlin
Meisterkurse u. a. bei Brian Ferneyhough und Alois Pinos;
Mitbegründer der Komponistengruppe 'Gegenklang' in Wien
1999/2000 – Stipendium der Alban-Berg-Stiftung
2000 – Verlagsvertrag mit der Universal Edition;
1. Preis. Kompositionswettbewerb Hanns Eisler. Berlin
2001 – Förderpreis für Musik 2001 der Republik Österreich
2002 – Kompositionspreis der Salzburger Osterfestspiele;
Erste Bank-Kompositionspreis
2003 – International Rostrum of Composers 2003:
1. Preis für Polygon in der Kategorie der Komponisten unter 30 Jahren
2003/2004 – Stipendium der Heinrich-Strobel-Stiftung am SWR in Freiburg
2004 – Förderpreis der Ernst-von-Siemens-Musikstiftung
2005 – Uraufführung von Apeiron für großes Orchester (Berliner Philharmoniker, Dir. Simon Rattle) in Berlin
2006 – Österreichisches Komponistenstaatsstipendium;
Uraufführung von Segue für Violoncello und Orchester (Wiener Philharmoniker, Dir. Daniel Barenboim, Heinrich Schiff, vlc);
Featured Composer bei den Tanglewood Sommerkursen
2007–2009 – Daniel Lewis Young Composer Fellowship des Cleveland Orchestra
2009 – Paul Hindemith-Preis des Schleswig-Holstein Musik Festivals
Preis für zeitgenössische Musik des Landes Tirol
2010 – Uraufführung von Contrebande (On Comparative Meteorology II) (Ensemble Modern Orchestra, Dir. Peter Eötvös)
Uraufführung von Über trügerische Stadtpläne und die Versuchungen der Winternächte (Dichotomie II) (RSO Wien, Arditti Quartet, Dir. Emilio Pomárico)
2011 – Capell-Compositeur bei der Sächsischen Staatskapelle Dresden
Uraufführung von Tondo für Orchester (Staatskapelle Dresden, Dir. Christoph Eschenbach)
Uraufführung von Celluloid für Fagott (Joachim Hans, Fg)
Uraufführung von Der Riß durch den Tag für Sprecher und Ensemble (Bruno Ganz, Spr; Sächsische Staatskapelle Dresden, Dir. Asher Fisch)
Uraufführung von Tableaux Vivants (PHACE | contemporary music, Dir. Simeon Pironkoff)
2012 – Uraufführung von Maniai (SO des Bayerischen Rundfunks, Dir. Mariss Jansons)
Uraufführung von Le Voyage (Ensemble Intercontemporain, Cris de Paris, Dir. Geoffroy Jourdain)
Uraufführung von Infin che ’l mar fu sovra noi richiuso bei den Salzburger Festspielen 2012
Preis der Stadt Wien für Musik
2013 – Uraufführung der Neufassung von Par ici! (Ensemble Intercontemporain, Dir. George Benjamin)
Uraufführung von Fugu für Kinderorchester (Mozart Kinderorchester, Dir. Marc Minkowski)
Uraufführung von K'in für Fagott und Streichquartett (Pascal Gallois, Fg; Hugo Wolf Quartett)
2014 – Composer-in-Residence beim Lucerne Festival
2014 – Uraufführung der Oper Die Antilope am 03.09
2015/2016 – Gastprofessur an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
2016 – Uraufführung von Par là durch das Ensemble Intercontemporain
2016 – am 6. Mai Preis der Landeshauptstadt Innsbruck für künstlerisches Schaffen
– Kunstzweig Musik
2016 – Erhalt des Coup de Coeur des Jeunes Mélomanes für Oskar (Towards a Brighter Hue II)
seit 2018 – Professur für Komposition am Salzburger Mozarteum
2022 – Österreichischer Kunstpreis für Musik
Aufführungen:
Österreich: Wiener Festwochen, Konzerthaus Wien (Wien modern, Hörgänge), Musikverein, Salzburger Festspiele, Salzburger Osterfestspiele, Graz (Musikprotokoll), Klangspuren Schwaz, Bregenzer Festspiele, Tiroler Festspiele Erl.
Weiters in: Australien, Belgien, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Kroatien, Kuba, Lettland, Litauen, Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Rußland, Schweiz, Slowenien, Spanien, Ungarn, Tschechien, USA, Venezuela.
Orchester:
Wiener Philharmoniker, Berliner Philharmoniker, BBC Symphony Orchestra, Cleveland Orchestra, Deutsches Sinfonieorchester Berlin, Heidelberger Symphoniker, NDR SO, SWR-Symphonieorchester Baden-Baden/Freiburg, WDR Sinfonieorchester Köln, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Radio-Symphonieorchester Wien, Holland Symphonia, New World Symphony Orchestra, NHK Tokyo Symphony Orchestra, Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra, Prager Kammerphilharmonie.
Ensembles:
ASKO-Ensemble, Avanti!Ensemble, Birmingham Contemporary Music Group, Ensemble Intercontemporain, Ensemble Kontrapunkte, Ensemble Modern, Ensemble 20. Jahrhundert, Klangforum Wien, Österreichisches Ensemble für Neue Musik, die reihe, Remix Ensemble, Scharoun-Ensemble, Tiroler Ensemble für Neue Musik, Ensemble Laboratorium, Tokyo Sinfonietta, Windkraft Tirol, WDR-Chor Köln.
Solisten:
Korbinian Altenberger, Valdine Anderson, Irvine Arditti, Matthias Bundschuh, Uwe Dierksen, Marino Formenti, Viviane Hagner, Richard Haynes, Roger Heaton, Petra Hoffmann, Hugo-Wolff-Quartett, Nina Janßen, Otto Katzameier, Kläring Quartett, Piia Komsi, Ernst Kovacic, Katja Lämmermann, Thomas Larcher, Jenny Lin, Johannes Marian, Susanne Merth, Jan Michiels, Dorothee Mields, Ernesto Molinari, Hiroshi Nagao, Sarah Nicolls, Heikki Nikula, Keisuke Okazaki, Harald Ossberger, Ian Pace, Jonathan Powell, Martin Schwab, Heinrich Schiff, Anne-Carolyn Schlüter, Caroline Stein, Tamara Stefanovich, Petra Stump, Mário Teixeira, Nicole Tibbels, Marteen Van Veen, Anika Vavic, Marcus Weiss, Carolin Widmann, Ueli Wiget, Christine Whittlesey.
Dirigenten:
Stefan Asbury, Richard Baker, Daniel Barenboim, Bertrand de Billy, Michael Boder, Martyn Brabbins, Peter Burwik, Sylvain Cambreling, Dennis Russell Davies, Jean Deroyer, Sian Edwards, Mark Foster, Beat Furrer, HK Gruber, Tetsuji Honna, Johannes Kalitzke, Peter Keuschnig, Roland Kluttig, James MacMillan, Diego Masson, Andris Nelsons, Franck Ollu, Roland Peelman, Alejo Perez, Emilio Pomarico, Simon Rattle, Kasper de Roo, Henrik Schäfer, Dmitri Slobodeniouk, Ed Spanjaard, Markus Stenz, Pierre-André Valade, Franz Welser-Möst, Jürg Wyttenbach, Lothar Zagrosek, Noam Zur.
Über die Musik
Johannes Maria Staud wurde am 17. August 1974 in Innsbruck/Tirol geboren. Ein „Tiroler Komponist”? Keineswegs. Schon seine Studien sorgten für einen internationalen Ausblick: nach Wien (wo u.a. Michael Jarrell sein Professor war) wechselte Staud nach Berlin, wo er seine Studien bei Hans-Peter Kyburz an der 'Hanns-Eisler-Hochschule für Musik' fortsetzte. Es folgten Meisterkurse bei Brian Ferneyhough und Alois Pinos.
Seit er mit 26 seine Kompositionen der Universal Edition anvertraute, hat Staud wichtige Aufträge und Preise erhalten, die allesamt zeigen, wie er sich in der Musikwelt einen Namen gemacht hat, sodass heute Werke von Johannes Maria Staud international als geschätzte Vertreter der jungen österreichischen Komponistengeneration gelten.
Im Auftrag Sir Simon Rattles hat er Apeiron | Musik für großes Orchester (2004/2005) komponiert (es spielen 110 Musiker - Staud hat des Dirigenten Aussage: „you have the licence to kill” ernst genommen…); bei der Uraufführung wirkten die Berliner Philharmoniker mit. Die Wiener Philharmoniker unter Daniel Barenboim (mit Heinrich Schiff als Solisten) hoben Segue. Musik für Violoncello und Orchester (2006) aus der Taufe. Der prestigehafte Auftrag kam von den Salzburger Festspielen im Mozart-Jahr 2006. Für das Cleveland Orchestra und seinen Chef Franz Welser-Möst entstand On Comparative Meteorology (2008/2009) und das Gewandhausorchester Leipzig hat schon die Partitur der Komposition für Streichquartett und Orchester, Über trügerische Stadtpläne und die Versuchungen der Winternächte (Dichotomie II), erhalten. Riccardo Chailly leitete die Uraufführung unter Mitwirkung des Gewandhausquartetts.
Die Liste ist beeindruckend, doch könnte sie sich als kontraproduktiv erweisen, sollten noch viele ähnliche Angaben folgen. Also nur noch eine: für die Saison 2010/2011 hat die Staatskapelle Dresden Staud zu ihrem Capell Compositeur ernannt. Ausgedehnte Aufenthalte beim Orchester und drei neue Kompositionen gehen mit dem ehrenvollen Titel einher.
Was die Preise anbelangt, seien nur drei genannt: Erster Preis in der Kategorie von Komponisten unter 30 Jahren für Polygon. Musik für Klavier und Orchester beim Tribune International des Compositeurs 2003, Förderpreis der Ernst-von-Siemens Musikstiftung, München, 2004 und Paul Hindemith Preis 2009 des Schleswig-Holstein Musikfestivals.
Schauen wir uns die Titel der oben genannten Werke noch einmal an. Apeiron wurde durch Ideen Leonardo da Vincis sowie des griechischen Philosophen Anaximander inspiriert. In Segue hat Staud ein Mozart-Fragment für Violoncello und Klavier instrumentiert. Es ist ihm gelungen, die überlieferten Takte in einer Art und Weise zu rekonstruieren und zu orchestrieren, dass das Ergebnis authentisch nach Mozart klingt. Er hat es auch geschafft, den Übergang zu seiner eigenen Musik so zu gestalten, dass der Hörer Gänsehaut bekommt. On Comparative Meteorology und Über trügerische Stadtpläne und die Versuchungen der Winternächte. Dichotomie II schwören die einzigartige Welt des polnisch-jüdischen Schriftstellers und Zeichners Bruno Schulz herauf. Der Kompositionsarbeit ging eine eingehende Beschäftigung mit allen erhältlichen Schriften von Schulz voran. Dichotomie II weist auf Stauds frühes Streichquartett mit diesem Titel (1997/1998) hin. Es kommt selten vor, dass sich der Komponist ein altes Stück vornimmt, um es sozusagen neu zu verwerten. Viel eher schafft er Zyklen, wo ein ähnlicher Untertitel - und in diesem Fall auch der Titel selbst - auf die Zusammenhörigkeit der Stücke hinweist, etwa bei Incipit III. Esquisse retouchée II für Posaune solo, 2 Hörner, 3 Schlagzeuger und Streichorchester.
Staud ist ein leidenschaftlicher Leser und lässt sich immer wieder von der Weltliteratur inspirieren. Er hat auch einen sensiblen und verständnisvollen Zugang zur bildenden Kunst, bezeugt durch zahlreiche Werke, wie zum Beispiel Violent Incidents. Hommage à Bruce Naumann (2005/2006) für Saxophon solo, Bläserensemble und Schlagzeug. Die Filmkunst ist auch von Bedeutung: Black Moon (1998) für Bassklarinette etwa wurde durch Louis Malles gleichnamige Arbeit inspiriert.
Johannes Maria Staud hat nicht lange gebraucht, sich von den vermeintlichen Zwängen, als junger Komponist so genannte 'neue Musik' zu schreiben, loszusagen. Es ist ihm auch gelungen, der Gefahr der 'Postmodernität' auszuweichen. Er hat seine eigene Sprache gefunden, die ohne falsche Kompromisse den Hörer direkt anspricht, ihn emotional packt und dank den wunderbar ausgehörten Feinheiten der Instrumentation fasziniert. Er arbeitet äußerst selbstkritisch und langsam an seinen Partituren und es ist nicht von ungefähr, dass sie die große Hürde der zweiten Aufführung alle überlebt haben. Johannes Maria Stauds Name steht heute international für die junge österreichische Komponistengeneration schlechthin. Seine Kompositionen werden überall in der Welt (auch im Fernen Osten) gespielt und es gibt Grund für die Zuversicht, dass seine Musik das Verstreichen der Zeit überleben wird.