

Raymond Deane
*27. Januar 1953
Werke von Raymond Deane
Biographie
Raymond Deane (geb. 1953) verbrachte seine Kindheit im Westen Irlands bis seine Familie 1963 nach Dublin umsiedelte. Im Januar 1969 debütierte er als Komponist und Pianist im “Young Composers’ Concert” des 1. Dublin Festival of 20th Century Music, und später im gleichen Jahr nahm er an den Darmstädter Ferienkursen teil.
Nachdem er 1974 mit einem B. Mus das University College Dublin absolvierte, studierte er Komposition bei Gerald Bennett (Basel 1974-5), Karlheinz Stockhausen (Köln 1976-7) und Isang Yun (Berlin 1978-9).
1986 wurde er zum Mitglied der irischen Künstlerakademie Aosdána gewählt und er erhielt 2005 einen Doktortitel in Komposition von der National University of Ireland.
Er war künstlerischer Leiter der ersten beiden RTÉ Living Music Festivals (Dublin 2002 und 2004), mit Musik von Luciano Berio und zeitgenössischer französischer Musik. 2010 fand im Purcell Room in London ein Porträtkonzert seiner Kammermusik statt, mit dem Fidelio Trio.
Sein Werk umfasst zahlreiche Kompositionen für Klavier solo, Kammermusik für diverse Kombinationen inklusive acht Streichquartetten, mehrere umfangreiche Orchesterwerke inklusive konzertanter Stücke mit Klavier-, Violin-, Viola- und Oboesolisten, und vier Opern.
Raymond Deanes Werke wurden mehrfach dem UNESCO International Rostrum of Composers präsentiert, wo sein Orchesterwerk Ripieno im Jahr 2000 einen Preis erhielt. Er war der irische Delegierte auf den Weltmusiktagen (World Music Days) der IGNM in Mexico City, Stockholm und Essen (1993-5).
Seine Werke wurden aufgeführt von, unter anderen, dem National Symphony Orchestra of Ireland, dem Irish Chamber Orchestra, den Vanbrugh, Callino, Con Tempo, Arditti, Duke und Bozzini Streichquartetten, dem Schubert Ensemble of London, den Rudersdal Chamber Players, den Violinist/-innen Christine Pryn and Darragh Morgan, den Pianist/-innen Hugh Tinney, Ian Pace, Mary Dullea und Isabelle O'Connell, und dem Bassklarinettisten Harry Sparnaay.
Deanes Musik erschien auf CDs verschiedener Labels — Black Box, Naxos/Marco Polo, Resonus Classics, LCMS und RTÉ.
Er veröffentlichte einen Roman, Death of a Medium (1992), und seine Memoiren, In My Own Light (2014), sowie zahlreiche Artikel über Ästhetik und Politik, und deren Schnittstellen.
Raymond Deane lebt in Dublin und Fürth (Bayern).
Über die Musik
Wenn Sie auf eine entscheidende Veränderung durch das Auftreten eines neuen Komponisten hinweisen wollten, wäre der Moment wahrscheinlich der Auftritt von Raymond Deane, der seine eigene Musik beim Konzert junger Komponisten des ersten Dubliner Festivals für Musik des 20. Jahrhunderts im Jahr 1969 spielt. Deane war der erste einer neuen Generation, der für Furore sorgte.
Michael Dervan: Einführung, Die unsichtbare Kunst, New Island 2016
Schönberg, Boulez und Stockhausen waren frühe Einflüsse auf mich. Darmstadt 1969 führte mich zum Minimalismus. Ich habe versucht, eine dualistische Opposition zwischen diesen Strömungen durch eine dialektische Verhandlung zwischen ihnen zu ersetzen – das hat seitdem meine Musik geprägt. Anders als in der Tonalität (ein Zentrum und harmonische Hierarchie), oder Atonalität (kein Zentrum und keine Hierarchie), errichte ich in meiner Musik provisorische Zentren und Hierarchien und baue sie wieder ab. Zwischen 1975-1988 versuchte ich, die Prämissen meiner Arbeit zu erweitern und „Avantgarde“-Elemente wieder zu integrieren. Seitdem wehre ich mich weiterhin gegen die verschiedenen dogmatischen „Ismen“, in denen die zeitgenössische Musik gefangen ist, und versuche gleichzeitig, reaktionäre Nostalgie zu vermeiden. Ich habe immer wieder gerne Stockhausens Satz zitiert, „dass es interessanter wäre, einen Apfel als einen Gesteinsbrocken auf dem Mond zu finden“. Das Konzept der Dialektik bleibt für mich zentral – meine Musik lässt das Statische und das Entwickelnde, das Atonale und das Tonale miteinander verhandeln und manchmal in Konflikt geraten. Planflächen und Homogenität werden vermieden.