Nigel Osborne
Prelude and Fugue
Dauer: 17'
Instrumentierungsdetails:
Fl, Kl - Trp, Pos - Schl - Klav - Vl, Va, Vc, Kb
Osborne - Prelude and Fugue für Kammerensemble
Werkeinführung
Prelude
ist von einem zentralbrasilianischen Mythos inspiriert,
der sich auf „Das honigsüchtige Mädchen“ bezieht. Die Heldin ist eine
aggressive Verführerin, welche den Honig vernascht, der ihrem Mann einen Platz
in der Gesellschaft sichern würde. Ihre Verbindung sinkt so auf eine physische
Ebene herab: Der Honig als Symbol des Natürlichen im Gesellschaftlichen
entspricht hier etwa der europäischen Bedeutung „Honigmond“. Die Instrumente
werden symbolisch verwendet: Flöte = Mädchen, Flexation = Honig, Posaune =
Mann.
Die Fuge
lehnt sich an Levi Strauss‘ Analyse der südamerikanischen Mythologie an, wo
aufgezeigt wir, dass die allgemeine Sprache für soziale, religiöse und
ökonomische Mitteilungen eigentlich ein akustischer Code ist. Der Klang der
Kürbisrasse zum Beispiel vermittelt zwischen Geistern und Menschen. Der
Gebrauch von Rasseln und Klappern als „Instrumente der Dunkelheit“ zur Beschwörung
und Vertreibung von Geistern im Europa des Mittelalters lässt darauf schließen,
dass diese Art von akustischem Code
weiter verbreitet ist als man allgemein annehmen möchte und deshalb für die
Phänomenologie unserer Instrumente große Bedeutung hat.
Nigel Osborne