Martin Lichtfuss
…luceat…
Kurz-Instrumentierung: 1 1 1 1 - 1 1 1 0, vib, acc, str
Dauer: 14'
Instrumentierungsdetails:
Flöte (+Picc)
Oboe
Klarinette in B
Fagott
Horn in F
Trompete in C
Tenorbassposaune
Vibraphon
Akkordeon
Violine I (6 Spieler)
Violine II (4 Spieler)
Viola (3 Spieler)
Violoncello (2 Spieler)
Kontrabass
…luceat…
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Werkeinführung
Nicht nur in der Welt des Sehens, auch in der Welt des Hörens kann es "leuchten". Was den Augen die Farben, sind den Ohren die Klänge. Ihre unerschöpfliche Vielfalt erstreckt sich von allen Arten an Harmonien bis zu Geräuschhaftem, von sinnlich Betörendem bis zu verstörender Dunkelheit. Wie eine Vielzahl von Kompositionen der Gegenwartsmusik begibt sich auch dieses Stück auf die Suche nach Klangschattierungen und orchestralen Farbnuancen.
Dabei ergibt sich die Frage nach der Wechselwirkung mit der Gestaltung der Zeitachse: Vollzieht sich das Ausleuchten und Umkreisen von Klang"objekten" in zumeist statischen Flächen, steht das in gewissem Gegensatz zu traditioneller Phrasenbildung: Kann man in die Tiefen orchestraler Klangschichten eindringen und gleichzeitig melodische Bögen und Kulminationen bauen?
Während das Erforschen von Klängen in Neuer Musik oft mit einem Verzicht auf narrative Gestaltung einhergeht, thematisiert dieses Stück genau das Spannungsfeld zwischen "horizontalem" Fluss und "vertikalem" Innehalten. Im ersten Satz durch eine breit ausschwingende Trompetenmelodie, die sich aus unterschiedlichen Klangzuständen allmählich herausschält und schließlich wieder in sich zusammenfällt; und im zweiten Satz durch die Gattung der Passacaglia, die durch ihr Grundkonzept wie kaum ein anderes Formmodell den Ablauf der Zeit selbst zum Thema erhebt. Die zyklische Wiederkehr eines Modells und seine Variationen repräsentieren Kreisen und Fluss zugleich, Bewegung, aber nicht Fortbewegung, Pantha Rhei: eine menschliche Vorstellung von Ewigkeit.
"Luceat": Der Wortsplitter aus dem Lux æterna des Requiems unterdrückt den verbalen Kontext mit Absicht. Der erste Satz greift zwar zunächst die Vorstellung eines statischen "ewigen Lichts" auf; der zweite hingegen erinnert an das Feuer als an dessen energetischen Ursprung. Auch wenn uns das Bild einer transzendenten Ruhe fasziniert: Wir, in unserer endlichen Wirklichkeit, können auf dynamische Verläufe letztlich nicht verzichten.