Johannes Maria Staud
On Comparative Meteorology
Kurz-Instrumentierung: 4 3 3 3 - 4 1 2 1 - Kornett(2), 1.-4. Violine I, 5.-8. Violine I, 9.-14. Violine I, 1.-6. Violine II, 7.-12. Violine II, 1.-6. Viola, 7.-10. Viola, 1.-4. Violoncello, 5.-8. Violoncello, 1., 2. Kontrabass, 3., 4. Kontrabass, 5., 6. Kontrabass, Pk, Schl(4), Hf, Cel, Klav, BaHn, Btrp
Dauer: 20'
Widmung: für Silvia
Franz Welser-Möst gewidmet
im Andenken an Bruno Schulz
Instrumentierungsdetails:
1. kleine Flöte
2. kleine Flöte
1. Flöte
2. Flöte (+Bfl)
1. Oboe
2. Oboe
Englischhorn
kleine Klarinette in Es
1. Klarinette in B
2. Klarinette in B
Bassetthorn (+Bkl(B))
1. Fagott
2. Fagott
3. Fagott (+Kfg)
Horn in F
Horn in F
Horn in F
Horn in F
kleine Trompete
1. Kornett in C
2. Kornett in C
Basstrompete
1. Posaune
2. Posaune
Tuba
Pauken
1. Schlagzeug
2. Schlagzeug
3. Schlagzeug
4. Schlagzeug
Harfe
Celesta
Klavier
1.-4. Violine I
5.-8. Violine I
9.-14. Violine I
1.-6. Violine II
7.-12. Violine II
1.-6. Viola
7.-10. Viola
1.-4. Violoncello
5.-8. Violoncello
1., 2. Kontrabass
3., 4. Kontrabass
5., 6. Kontrabass
Staud - On Comparative Meteorology für Orchester
Übersetzung, Abdrucke und mehr
Johannes Maria Staud
Staud: On Comparative MeteorologyInstrumentierung: für Orchester
Ausgabeart: Studienpartitur
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Hörbeispiel
Werkeinführung
Dieses Werk entstand unter dem Eindruck einer tiefen Erschütterung: Ich habe Bruno Schulz (1892 - 1942) kennengelernt. Seine beiden Erzählbände Die Zimtläden (Sklepy cynamonowe; Cinnamon shops) und Das Sanatorium zur Todesanzeige (Sanatorium pod klepsydra; Sanatorium under the sign of the hourglass), sowie die Erzählung Der Komet (Kometa, The Comet) sind neben einigen Prosafragmenten, Briefen und Zeichnungen die einzigen erhaltenen Werke dieses polnisch-jüdischen Visionärs, dessen Werk wie ein Meteorit in die Literaturgeschichte ragt und dessen Bedeutung erst allmählich weltweit bewusst wird.
Die Erinnerung an die eigene Kindheit fantastisch überhöhend, erschafft Bruno Schulz mit einer hyperreal präzisen, an Buntheit nicht zu überbietenden Sprache eine ganz und gar eigengesetzliche, bizarre Welt. Zeitlicher Kausalität enthoben, zerlegt Schulz die Realität in ihre Einzelbestandteile und setzt sie, gebrochen durch ein Ich, für das prosaische Eindeutigkeit nicht zu existieren scheint, kaleidoskopartig völlig neu zusammen.
Hypertrophe Natur- und Wetterbeschreibungen und deren eigenartige Spiegelungen im menschlichen Innenleben; zweifelhafte demiurgische Aktionen und nicht erprobte Register des Daseins; Nebenstränge und Blindgeleise der Zeit: dies sind seine Themen, die Grundlagen seiner skurrilen Welt, die sich um den kleinen Ich-Erzähler Józef, den schillernden Vater Jakub, das laszive Dienstmädchen Adela und eine Reihe anderer bizarrer Figuren dreht. Die Hitze eines Augusttages, die Gewalt einer Sturmnacht (mit ausrastender und verpuffender Tante), die Fruchtbarkeit des hereinbrechenden Frühlings (und dessen Deutung mit Hilfe eines Briefmarkenalbums),…: all dies habe ich ohne Übertreibung nach der Lektüre von Bruno Schulz mit völlig neuen Augen zu sehen und veränderten Sinnen zu fühlen gelernt.
Dieses Werk ist durch meine großartigen Erfahrungen mit Franz Welser-Möst und dem Cleveland Orchestra inspiriert und stellt meinen Versuch dar, der geheimnisvollen Welt Bruno Schulz’ auf musikalischem Wege nachzuspüren, sie aber nicht zu verdoppeln oder gar zu illustrieren. Der Titel entstammt der Kurzgeschichte Der andere Herbst (A Second Autumn), bei der der Vater des Erzählers eigenartigste Studien über das parasitenhaft wuchernde Wesen des Herbstes und das spezifische Klima in seiner Region anstellt.
On Comparative Meteorology besteht aus sechs kürzeren Stücken, die attacca ineinander übergehen und von kleinen Schulz’schen Textfragmenten gleichsam entzündet werden. Darüber hinaus bildet dieses Werk den ersten Teil eines Orchester-Diptychons, das mit Contrebande (On Comparative Meteorology II) – 2010 vom Ensemble Modern Orchestra und Pierre Boulez uraufgeführt - seinen Abschluss findet.
Johannes Maria Staud