Mauricio Sotelo
Wall of light black
Kurz-Instrumentierung: 1 1 1 1 - 1 1 1 1 - Schl(2), Klav, Str(1 1 1 1 1)
Dauer: 16'
Widmung: für Sean Scully
Solisten:
Saxophon
Instrumentierungsdetails:
Flöte
Oboe
Klarinette in B (+Bkl(B))
Fagott
Horn in F
Trompete in C
Posaune
Basstuba
1. Schlagzeug
2. Schlagzeug
Klavier
1. Violine
2. Violine
Viola
Violoncello
Kontrabass
Sotelo - Wall of light black für Saxophon und Kammerensemble
Gedruckt/Digital
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Mauricio Sotelo
Sotelo: Wall of light blackInstrumentierung: für Saxophon und Kammerensemble
Ausgabeart: Studienpartitur
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Werkeinführung
Unter den vielfältigen Einflüssen, die das Schaffen Mauricio Sotelos prägen, nehmen die zeitgenössische Malerei und der traditionelle Flamenco-Gesang einen besonderen Stellenwert ein. So auch in Wall of light black, das Sotelo dem aus Irland stammenden US-amerikanischen Maler Sean Scully widmete. Mit Scully verbindet ihn nicht nur eine enge Freundschaft, sondern auch eine Reihe von Berührungspunkten in der künstlerischen Auffassung, woraus 2003 die Zusammenarbeit in den Sonetos del amor oscuro – Cripta sonora para Luigi Nono hervorging, einer Art multimedialen Requiem für Sotelos einstigen Lehrer Luigi Nono, zu dem Scully die Bilder beisteuerte.
In Wall of light black – der Titel ist dem gleichnamigen Werk Scullys aus dem Jahr 1998 entlehnt – ließ Sotelo sich von dessen „vibrierenden“, zwischen Schwarz und verschiedenen Grau- und Rottönen wechselnden Farbflächen inspirieren, die er in komplexen Klangmixturen und flirrend bewegten Klangbildern aufgreift. Mindestens ebenso wichtig wie diese äußerliche Korrespondenz aber ist Sotelo die verborgene Nähe seiner Kompositionsweise zur Arbeitsmethode Scullys, der seine vorgeordneten Farbflächen mehrfach übermalte und so erst allmählich zur endgültigen Farbgebung fand. Sotelos Partitur vollzieht in ihrem zeitlichen Verlauf einen ähnlichen Prozess der „Übermalung“. Im Zuge einer großen Steigerung – Sotelo spricht von einem „spiralförmigen“ Verlauf, der von langsamen in immer schnellere Strukturen übergehe und gleichsam wie aus weiter Entfernung auf ein „Gravitationszentrum“ zusteuere – wird ein zeitliches Raster, eine Art rhythmisches Grundgerüst, zunehmend rhythmisch „überschrieben“. Eine besondere Rolle spielen dabei die rhythmischen Muster aus dem Flamenco, insbesondere der Seguidilla, einer Unterart des ausdrucksstarken Cante jondo, oder der Bulería, die dem schlichteren Cante chico angehört. Jedoch geht es Sotelo keineswegs um eine folkloristische Exotik. Zuallererst interessieren ihn die strukturellen Momente des Flamencos, die er seit Jahren analysiert und in seiner Musik zur Grundlage neuer Zusammenhänge macht. Ähnliches hatte Sotelo bereits in Chalan unternommen, einem Werk für Tabla, Schlagzeug und Ensemble, das die musikFabrik im Dezember 2003 in Köln zur Uraufführung brachte. Ausgehend vom Klang und den Rhythmen der Tabla in Chalan entwickelte Sotelo in Wall of light black eine eigene Klangkonzeption, in der sich der Ensembleklang im Verlauf des Stücks allmählich wandelt hin zum Klangbild einer einzigen, imaginären Tabla.
© Andreas Günther
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