Alban Berg
*9. Februar 1885
†24. Dezember 1935
Werke von Alban Berg
Biographie
9.2.1885 – geboren in Wien als Sohn des Buchhändlers Conrad Berg und seiner Frau Johanna, geb. Braun.
1900 – Tod des Vaters (30. März). Erste Kompositionsversuche mit Liedern. Beginn des lebenslänglichen Asthmaleidens.
1903 – Berg besteht die Matura nicht und verfällt in Depression. Im September unternimmt er sogar einen Selbstmordversuch.
1904 – Berg besteht die Matura und beginnt ein Praktikum im Rechnungswesen in der Niederösterreichischen Statthalterei. Gleichzeitig besucht er Vorlesungen in Jura und Musikgeschichte. Bei Arnold Schönberg studiert er privat - und wegen seiner prekären finanziellen Lage - sogar kostenlos bis 1906. Bekanntschaft mit Webern.
1905 – Besuch einer Aufführung von Frank Wedekinds Die Büchse der Pandora in der Regie von Karl Kraus.
1906 – Durch eine Erbschaft ist Berg in der Lage, die verhasste Bürotätigkeit aufzugeben. Bekanntschaft mit Helene Nahowski.
1907 – Am 7. November erste öffentliche Aufführung von drei Liedern und der Fuge für Streichquartett und Klavier.
1910 – Beendigung des Studiums bei Schönberg. Das Streichquartett Op. 3 entsteht.
1911 – Uraufführung der Klaviersonate und des Streichquartetts am 14. April, am 3. Mai Heirat mit Helene Nahowski. Gustav Mahler stirbt am 18. Mai.
1912 – Komposition von 5 Orchesterliedern nach Ansichtskarten-Texten von Peter Altenberg op. 4.
1913 UA am 31. März von zwei Altenberg-Liedern, die einen Entrüstungssturm veranlassen. Beendigung der Komposition der Vier Stücke für Klarinette und Klavier op. 5.
1914 – Berg besucht am 14. Mai eine Aufführung von Georg Büchners Woyzeck und entschließt sich sogleich, das Stück zu vertonen.
1915 – Ab August bis Kriegsende Militärdienst, zunächst in Ungarn. Aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme wird Berg ins Kriegsministerium versetzt. Die Arbeit am Wozzeck beginnt.
1918 – Gründung des Vereins für musikalische Privataufführungen unter Leitung von Arnold Schönberg, der 1921 aufgelöst wurde.
1920 – Erfolgreiche publizistische Tätigkeit. Lange Zeit kann sich Berg nicht entschließen, weiterhin zu komponieren oder sich ganz der musikschriftstellerischen Tätigkeit zu widmen.
1921 – Fertigstellung des Wozzeck.
1922 – Der Klavierauszug des Wozzeck erscheint im Selbstverlag mit finanzieller Unterstützung von Alma Mahler.
1923 – Vertragsabschluß mit der Wiener Universal-Edition, die auch Bergs frühe Werke veröffentlicht.
1924 – Uraufführung von Teilen des Wozzeck in Frankfurt am Main durch Hermann Scherchen.
1925 – Entstehung der Lyrischen Suite für Streichquartett, die am 8.1.1927 durch das Kolisch-Quartett uraufgeführt wird. Uraufführung des Wozzeck an der Berliner Staatsoper durch Erich Kleiber am 14.12.
1926 – Wozzeck wird in Prag aufgeführt.
1927 – Wozzeck wird in Leningrad gespielt. Berg spielt mit der Idee, Gerhart Hauptmanns Glashüttenmärchen Und Pippa tanzt zu vertonen.
1928 – Entschluß zur Vertonung des Lulu-Stoffes von Frank Wedekind. Bearbeitung des zweiten, dritten und vierten Satzes der Lyrischen Suite für Streichorchester.
1929 – Wozzeck wird in Oldenburg aufgeführt. Danach wird die Oper zu Bergs Lebzeiten an 25 weiteren Theatern aufgeführt.
1930 – Ernennung zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste.
1932 – Erwerb eines Feriendomizils am Wörthersee.
1933 – Am 3. Dezember ist das Lied der Lulu fertig, das Webern zum 50. Geburtstag gewidmet ist.
1934 – Im April vollendet Berg Lulu im Particell. Die Uraufführung ist für Berlin mit Erich Kleiber geplant. Auf Vermittlung von Arnold Schönberg erwirbt die Library of Congress in Washington das Autograph der Wozzeck-Partitur. Am 30. November Uraufführung der Symphonischen Stücke aus der Oper Lulu an der Berliner Staatsoper durch Erich Kleiber. Aufgrund der Anfeindungen Kleibers und der Pressekampagne emigriert Kleiber im Januar 1935. Bergs Werke werden nicht mehr in Deutschland aufgeführt.
1935 – Unterbrechung an der Arbeit an der Oper Lulu von April bis August und Komposition des Violinkonzerts ("Dem Andenken eines Engels") für Manon Gropius, die am 22. April 1935 an Kinderlähmung verstorbene Tochter aus Alma Mahlers zweiter Ehe mit dem Architekten Walter Gropius.
Berg konnte seine zweite Oper Lulu bis zu seinem Tod nicht mehr fertig stellen. Der österreichische Komponist Friedrich Cerha ergänzte sie durch den 3. Akt. Die 3-aktige Fassung wurde am 24.2.1979 in Paris erstmals aufgeführt.
1936 – Am 19. April Uraufführung des Violinkonzerts durch den Geiger Louis Krasner und den Dirigenten Hermann Scherchen in Barcelona.
24.12.1935 – Berg erleidet eine Blutvergiftung durch Furunkulose und stirbt am 24.12. in Wien.
Über die Musik
Pierre Boulez nannte Alban Berg einmal „die letzte Treibhauspflanze der Spätromantik“. Das war durchaus anerkennend gemeint. Denn so beeindruckend überlegt Berg seine Werke auch konzipierte, an deren Grund schwelte immer eine expressive Glut. Künstlerischer Ausdruck bedeute Berg alles. Nicht ohne Grund wird immer darauf verwiesen, dass ohne Berg die Wiener Schule Arnold Schönbergs eine elitäre Sache geblieben wäre.
Komponieren heißt für Berg in erster Linie: organisieren und übereinanderschichten, außerdem große, weiträumige Formen entwerfen, die mit überlegenem, architektonischem Blick geplant werden. Dass dies zu keinen sterilen Tonexperimenten führte hat mit Bergs Überzeugung zu tun, dass Sinnlichkeit kein bloßes Schlagwort ist, sondern ein künstlerisches Prinzip. In einem Interview für das österreichische Radio betonte Berg, dass alle sogenannten „atonalen“ Klänge, auch die komplexesten, „der schärfsten Kontrolle des Gehörs, des äußeren und inneren“ unterworfen werden müssen.
Bergs Genauigkeit bei der Ausarbeitung seiner Werke war legendär. Dies erklärt seinen überschaubaren Werkkatalog. Nach der Partitur des Wozzeck (1917 bis 1922) verzichtete er völlig auf Opuszahlen, weil er beschämt war, so langsam mit seinen Werken voranzukommen. Komponiert hat Berg ausschließlich Meisterwerke, darunter zwei Opern, die zu den meistgespielten des 20.Jahrhunderts gehören. Im Konzertbereich hat Berg Werke geschaffen, die längst zum Repertoire gehören: Violinkonzert, Kammerkonzert, Lyrische Suite, Orchesterstücke op.6 sind von einer Qualität, die im 20. Jahrhundert nicht übertroffen wurde.