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Gustav Holst
2. Violine (Scherzo for String Sextet)
Bearbeitet von: Klaus Simon
UES102412-110-02
Ausgabeart: Stimme
Format: 210 x 297 mm
Seiten: 12
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Hörbeispiel
Beschreibung
Gustav Holst: Scherzo für Streichsextett d-moll H. 23 (1897)
In Gustav Holsts Werkverzeichnis finden sich nur wenige Instrumentalwerke in kleiner Besetzung. Ein ausgeprägter Kammermusiker war Gustav Holst also sicher nicht und bis auf wenige Ausnahmen handelt es sich bei seinen Kammermusikwerken um Frühwerke, die er selbst später als „early horrors“ bezeichnete. Auch sein 1897 entstandenes Scherzo für Streichsextett in d-moll H. 231 fiel wohl in diese Kategorie, wurde es doch bis heute nicht veröffentlicht und erst am 20. Juli 2019 in Freiburg/D durch ein Streichsextett der Holst-Sinfonietta offiziell uraufgeführt. Dabei handelt es sich um ein durchaus gelungenes, in mehrerlei Hinsicht originelles Werk, das den jungen Holst als einen handwerklich brillanten und musikalisch phantasievollen Komponisten zeigt. Im Manuskript steht über der ersten Partiturseite „II Scherzo“, was suggeriert, dass Holst zum Zeitpunkt der Komposition möglicherweise noch an ein mehrsätziges Sextett gedacht hatte. Weitere Sätze sind allerdings nicht erhalten bzw. nicht überliefert.
Formal handelt es sich um ein großes Scherzo von wahrhaft sinfonischem Ausmaß (523 Takte!) mit zwei Trios:einem etwas gemächlicheren in B-Dur und einem schnellen in D-Dur. Das eigentliche Scherzo ist nach einer klassischen Entwicklungsdramaturgie angelegt: Im ersten Teil werden zwei Hauptgedanken etabliert, davon der erste eher rhythmisch-gestisch, der zweite gesanglich definiert. Der zweite Teil verarbeitet die beiden Gedanken in motivisch-thematischer Arbeit, bevor eine variierte Reprise beide Hauptgedanken noch einmal abschließend präsentiert. Ungewöhnlich ist, wie Holst die Gesamtform gestaltet: Zum einen komponiert er fließende Übergänge zwischen den Formteilen inklusive allmählicher Tempoveränderungen, zum anderen lässt er zwischen und nach den beiden Trios nicht etwa einfach das Scherzo noch einmal ablaufen, sondern setzt neu komponierte verkürzte, weiter verarbeitete Rekapitulationen der Hauptgedanken ein. Am Ende steht eine Coda, die auch Elemente der Trios wieder aufnimmt. So ist dieses Frühwerk ein durchkomponierter, von der alten Schematik der Scherzoform weitgehend befreiter Formentwurf, der seinesgleichen nur bei Mahler wiederfindet, was erstaunen mag.
Holsts musikalische Ideen weisen teilweise bereits auf seinen reiferen Stil voraus. So benutzt er immer wieder einen klopfenden Grundrhythmus, der schon an die Ostinati z.B. der Choral Hymns from the Rig Veda op. 26 bzw. an den berühmten hämmernden Rhythmus im Mars aus The Planets op. 32 erinnert. Harmonisch interessant ist insbesondere das zweite Scherzo, das den Hörer am Anfang lange über die Grundtonart im Unklaren lässt und erst im quasi letzten Moment der Phrase D-Dur etabliert – eine Vorahnung von Holsts ambivalentem Umgang mit Tonalitäten in späteren Werken. Und wahrhaft meisterlich ist sein Spiel mit den Motiven, die kontrapunktisch über das ganze Ensemble verteilt werden und ein Geflecht von Mikrokanons und Imitationen ergeben, auf das sogar ein Beethoven stolz gewesen wäre.
Angesichts all dieser Qualitäten des Stücks bleibt es ein Rätsel, warum weder Holst noch seine Nachlassverwalter dieses Stück bis heute an die Öffentlichkeit gebracht haben. Es mag sich dabei noch nicht um ein Werk des reifen, vollendeten Komponisten Holst handeln, aber als ein brillantes Gesellenstück verdient es allemal seine Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Möge diese Edition das Stück endlich aus seinem Dornröschenschlaf reißen.
Denzlingen, April 2022
Cornelius Bauer und Klaus Simon
Zur Edition
Diese Ausgabe basiert auf Holsts Manuskript, das in der British Library in London unter der Nummer Add MS 57868 archiviert ist. Holsts Handschrift ist meistens gut lesbar und konnte ohne große Probleme in die Druckform übertragen werden. Kleine Fehler oder Ungereimtheiten wurden aus dem Werkzusammenhang korrigiert. Fehlende Bögen usw. sind in Klammern ergänzt.
Ich danke Chris Cope von der Holst-Society und Colin Matthews von der Holst-Foundation für die Bereitstellung des Scans von Holsts Manuskript und der Genehmigung dieses Werk nun endlich der Öffentlichkeit zukommen zu lassen.
Ferner danke ich meinem langjährigen Freund, dem Geiger und Musikwissenschaftler Dr. Cornelius Bauer für das Vorwort, das er bereits für die offizielle Uraufführung 2019 geschrieben hatte und das wir nun gemeinsam für diese Ausgabe um einige weitere inhaltliche Aspekte ergänzt haben.
Denzlingen, April 2022
Klaus Simon
Interpreten der Uraufführung am 20. Juli 2019 in der Pauluskirche in Freiburg/D
Streichsextett der Holst-Sinfonietta:
Sylvia Oelkrug – 1. Violine; Cornelius Bauer – 2. Violine
Filomena Felley – 1. Viola; Annette Blecher – 2. Viola
Philipp Schiemenz – 1. Violoncello; Mika Tamura – 2. Violoncello
1 H. steht für einen Eintrag in A Thematic Catalogue of Gustav Holst’s Music von Holsts Tochter Imogen Holst, London 1974.
Mehr Informationen
Ausgabeart: Stimme
Format: 210 x 297 mm
Seiten: 12