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Mauricio Sotelo
Sotelo: Cripta, für Cantaor, gemischten Chor, Instrumentalensemble und Tonträger
UE34363
Ausgabeart: Studienpartitur
Format: 297 x 420 mm
Seiten: 170
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Beschreibung
Seit dem Tod von Luigi Nono am 8. Mai 1990 war ich von der Idee besessen, eine Hommage-Komposition für meinen Lehrer und Freund zu schreiben. Es musste natürlich ein ganz besonderes Stück werden und sollte daher einerseits eine enge Verbindung zur Gedankenwelt des Venezianers aufweisen, der so entscheidend meine eigene Klangsprache beeinflusst hatte, andererseits auch einen Bezug zu Spanien herstellen, ein Land, dem zeitlebens sein großes Interesse galt.
Anlässlich eines monographischen Konzerts mit meiner Musik kam Nuria Nono-Schönberg nach Madrid, da auch ein ihr gewidmetes Werk zur Uraufführung kam. Wir trafen uns mit unserer gemeinsamen Freundin Isabel de Falla in der berühmten "Residencia de estudiantes", jenem geschichtsträchtigen Ort, wo Dalí, Buñel, Lorca und zahlreiche spanische Komponisten einst aufeinander trafen und sich künstlerisch entwickelten. Isabel brachte Nuria zu diesem Treffen ein für das "Archivio Nono" in Venedig bestimmtes Geschenk mit: einen an sie gerichteten Brief und Nonos Garzanti-Ausgabe der Sonetos del amor oscuro (Sonette der dunklen Liebe) von Federico García Lorca. Zu unserer Überraschung entdeckten wir ein bis dahin unveröffentlichtes Detail: Gigi, so Nonos Spitzname, plante eine Komposition zu diesen eindringlichen Gedichten Lorcas und hatte bereits durch das Unterstreichen einiger Verse damit begonnen, ein Netz aus Worten aufzuspannen, das seinem Klangraum als inneres Gerüst dienen sollte.
Ich erinnerte mich dann wieder an den Winter 1989 in Berlin, als Nono mir gegenüber besonders eindringlich von seinem Interesse an erinnerter, mündlich überlieferter Kunst erzählte hatte. Er legte mir damals nahe, als einzigartiges Beispiel den andalusischen Cante jondo zu studieren. Isabels Geschenk für Nuria entpuppte sich so für mich als ein möglicher Anknüpfungspunkt für die Umsetzung einer cripta sonora para Luigi Nono (Klangkrypta für Luigi Nono), so der Titel einer ersten Fassung, die am 1. Juli 2005 in Granada aufgeführt wurde. Darin sollten die Jondo-Stimmen erklingen, die ihn so sehr fasziniert und mich seit unserem ersten Treffen (1988) beschäftigt hatten.
Getreu der Ideen von suono mobile und suono caminante, welche die letzte Schaffensphase von Nono prägten, waren es in der ersten Version nicht nur die Töne und Interpreten, welche die imaginären Territorien durchwanderten, sondern es war der Zuschauer selbst, der sich bewegte und dem Unbekannten nachging und so in das Innere eines Raumklangbildes schaute. Es handelte sich hierbei um ein Art spektrale Architektur in langsamer Verwandlung. Diese Klangvision lässt sich nur in den Raum projiziert umsetzen. Aus diesem Grund entstand die Notwendigkeit einer neuen Version für Salzburg, welche sich auch in einem Theater oder Konzertsaal mit einer frontalen Klangquelle 'projizieren' könne. Ausgehend von dieser neuen akustisch-räumlichen Situation erarbeitete ich letztlich ein ganz neues Werk mit einem formal veränderten Aufbau. Ich wechselte das Klangmaterial mit daraus resultierenden neuen Spannungsbögen. Nötig wurde auch eine veränderte Instrumentierung und sogar die verwendeten Texte habe ich verändert. Diese neue kompositorische Lektüre der ursprünglichen Idee ist für meinen guten Freund und außergewöhnlichen Musiker Beat Furrer gedacht.
Beat Furrer lernte ich in Wien 1984 kennen und seit damals haben wir gemeinsam sehr intensive musikalische Momente erlebt: die ersten Konzerte des Klangforum Wien (damals hieß es noch "Socité de l’art acustique"), das erste Konzert von Beat als Dirigent in Spanien 1987, Aufführungen über Aufführungen und dann natürlich noch die Nächte in Spanien mit Flamenco. Meine Bewunderung für seine Musik steigt unaufhörlich. Wenn auch aus sehr unterschiedlichen Perspektiven, so glaube ich dennoch, dass wir auch künstlerisch einer gemeinsamen Idee folgen. Das musikalische Panorama dieser Tage in Salzburg mit Beat Furrer bezeichnet zweifellos nicht nur eine ästhetische Position, sondern auch eine besondere Art und Weise Musik zu verstehen, das Leben und die Existenz zu lieben und diese mit Musik zu konfrontieren.
Mauricio Sotelo
(Übersetzung: Till Knipper)
Mehr Informationen
Ausgabeart: Studienpartitur
Format: 297 x 420 mm
Seiten: 170