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Johannes Maria Staud
Staud: Oskar, für Violine solo, Streichorchester und Schlagzeug
UE36450
Ausgabeart: Studienpartitur
Format: 232 x 305 mm
Seiten: 56
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Beschreibung
Ausgangspunkt für seine neue „Musik für Violine solo, Streichorchester und Schlagzeug” – so der Untertitel des Konzerts, diente eine Auftragskomposition für den ARD-Musikwettbewerb 2005 in München, Towards a Brighter Hue für Violine solo. Entstanden im Sommer 2004, verwendet dieses in nervöser Agitation insistierend vorwärtsdrängende Solostück eine rhythmisch markante Keimzelle aus Stauds kurz zuvor vollendeter erster Oper Berenice, um im letzten Drittel durch Mikrointervalle eine, so der Komponist, „introvertiertere und lichtere Farbgebung” zu erreichen.
Inspiriert zu Towards a Brighter Hue wurde er durch Skulpturen des englischen Künstlers David Nash (*1945), der häufig mit verkohltem Holz arbeitet: „Unterschiedliche Hölzer nehmen unterschiedliche Tönungen an – verkohltes Holz hat nicht immer dieselbe Schwärze”, schildert Staud Nashs Ansatz, den er musikalisch zu adaptieren versucht hat. „Es war für mich reizvoll, diesem ‚verkohlten Holz’ eine hellere Tönung entgegenzusetzen. Das Holz ist für mich hierbei ein überspitztes Bild für ein hochvirtuoses Stück, da bringt man die Geige sozusagen zum Verglühen.”
Die Idee, einer heftigen Verdichtung zartere Auflichtungen gegenüberzustellen – also verschiedene „Holzarten” zu koppeln – hat der österreichische Komponist auch in seinem neuen Violinkonzert Oskar (Towards a Brighter Hue II) aufgegriffen, das eine Kontrafaktur von Towards a Brighter Hue darstellt, mit anderen Worten: bestehendes Material in einen neuen Kontext setzt. Noch vor Vollendung der Partitur erklärte Staud Anfang Mai in einem Telefongespräch, was es mit diesem alten Kompositionsverfahren auf sich habe: „An der Kontrafaktur fand ich schön, dass gewisse Dinge aufrechterhalten bleiben, andere sich aber ändern müssen, nicht zuletzt durch die zeitliche Distanz und die Erfahrung, die ich in der Zwischenzeit kompositorisch gesammelt habe. Zugleich entwickelt eine neue Besetzung stets auch eine andere Dynamik. Es ist ein Hin und Her, mäandernd zwischen einem alten Stück und einem kontrafaktorischen Neuerfinden, und das hat mich sehr interessiert.” In seinem neuen Konzert folge die Violinstimme „teilweise eng dem Solostück, das Orchester dagegen klopft das Potential ab, das in diesem Geigenstück eigentlich schlummert. Was neu für mich ist: Es wird in gewisser Weise ein asketisches Werk, asketisch in der Besetzung. Ein Stück, das viel ausspart. Es gibt keine Opulenz, die interessiert mich überhaupt nicht.”
Zur Besetzung zählten zunächst auch Bläser, doch Staud hat sie immer weiter entschlackt und verschlankt, bis am Ende neben der Solovioline nur ein Streichorchester und drei Schlagzeuger übrig blieben. Klanglich nutzt Staud die bewusst disparat gewählte Besetzung für interessante Konfrontationen und Annäherungen; das reduziert besetzte Schlagzeug beispielsweise wird mit Bogen und Reibestäben gespielt, und das Streichorchester lässt Staud in tiefer Lage einen sinnlichen Kontrapunkt setzen. Charakteristisch für sein Komponieren ist auch hier die Verschmelzung der Klangfarben: „Ich muss einen Punkt finden, wo Solopart und Streicher sich in einer für das Stück spezifischen Farbe zusammenfügen. Und durch das Schlagzeug entsteht wiederum eine spezielle Tönung, eine teils hölzerne Tönung.” Die Sologeige verbindet sich immer wieder mit den übrigen Streichern, um dann erneut aus dem Tutti hervorzutreten – alles sei, erklärt Staud, „wie ein grösser Organismus, der atmet und verschiedene Aggregatzustände anstrebt.”
In einem neu komponierten Prolog „wird altes Material aus dem Solostück mit einer anderen Klangwelt in Verbindung” gebracht. Allein durch diese Gegenüberstellung entstehen auch im weiteren Verlauf des Konzerts immer wieder kleine Inseln, die an den Prolog erinnern. Dabei hat Staud die ursprüngliche Dramaturgie umgekehrt: „Im Solostück erklingt der erste Pizzicato-Ton genau nach zwei Dritteln, jetzt ist bereits der Prolog vom Pizzicato des ganzen Streichorchesters geprägt.”
Komponiert hat Staud das Werk für Midori, die auch Towards a Brighter Hue im Repertoire hat. Mit ihrem spezifischen Geigenklang hat sich Staud vorab auseinandergesetzt: „Ich habe sie in Wien in Konzerten gehört: Sie kann stille und intime Momente wirklich schön gestalten. Deshalb versuche ich, diese zarteren Töne stärker herauszuarbeiten und ihnen mehr Zeit zu geben. Ich habe beim Komponieren Midori im Hinterkopf, höre vor meinem inneren Ohr, wie ihr Ton sich entfaltet und wie sie mit kleinen Vibrato-Schwellungen umgeht.” Eine Solokadenz im traditionellen Verständnis, die Raum für virtuose Brillanz bietet, ist in dem genuin melodisch empfundenen Konzert gleichwohl nicht vorgesehen, doch es gebe „einen kadenzartigen Zustand in diesem Stück”, räumt Staud ein. Und da der Solopart gewissermaßen aus dem Streichorchester herauswächst, „ist es natürlich auch ein Spiel mit der Idee eines primus interpares. Dennoch werden klangliche Delikatesse und eine gewisse Virtuosität nicht per se ausgeklammert.”
Towards a Brighter Hue für Violine solo (2004) war eine Auftragskomposition für den Internationalen Musikwettbewerb der ARD. Midori war von diesem Werk so angetan, dass sie sich von Staud ein Werk für Violine und Kammerorchester wünschte. Beim Lucerne Festival hob Midori nun das neue Werk aus der Taufe. Unüberhörbar hat Staud Elemente von Towards a Brighter Hue darin weiter gedacht, aber es wäre nicht Staud, wenn er uns nicht mit so mancher klanglichen Delikatesse überraschen würde.
Mehr Informationen
Ausgabeart: Studienpartitur
Format: 232 x 305 mm
Seiten: 56