

Wolfgang Florey
Brüche
Dauer: 27'
Instrumentierungsdetails:
Violine I
Violine II
Viola
Violoncello
Brüche
Musterseiten
Hörbeispiel
Werkeinführung
Je elastischer ein Körper, desto leichter läßt er sich formen. Je dichter dagegen seine molekulare Struktur ist, desto eher wird er, unter Druck geraten, brechen. Genau so ist es bei Menschen: Während die Lebensläufe von Menschen, die sich gerne den jeweiligen Verhältnissen anpassen, nur selten aus der Bahn geraten, sind Brüche das biographische Merkmal von Menschen mit festem Charakter, starkem Willen und ausgeprägter Individualität.
„Brüche“ verdankt seine Entstehung der Beschäftigung mit dem außergewöhnlichen Leben und Werk des 1888 in Schlesien geborenen Franz Jung – Expressionistischer Autor, Journalist, Dadaist und Revolutionär; 1921 Mitarbeiter der Komintern in Moskau und später verantwortlich für den Aufbau industrieller Anlagen in Nowgorod und Petrograd; 1923 reist er illegal nach Deutschland ein, wird Mitarbeiter von Erwin Piscator und Bertold Brecht, verfasst etliche Theaterstücke und ist journalistisch tätig. Planung einer Gartensiedlung nach Entwürfen von Le Corbusier. 1936 wird er als Widerstandskämpfer verhaftet und emigriert nach seiner Haftentlassung zunächst nach Prag, später nach Wien. Nach dem Einmarsch der Deutschen flieht er in die Schweiz, wird aber von dort bald unter dem Verdacht der Spionage ausgewiesen und geht als Mitarbeiter eines Schweizer Versicherungsunternehmens nach Ungarn. 1944 vom deutschen Sicherheitsdienst verhaftet, gelingt ihm die Flucht nach Italien, wo er erneut verhaftet und im KZ Bozen interniert wird. 1948 wandert Jung in die USA aus und wird 1955 amerikanischer Staatsbürger; schwer erkrankt kehrt er schließlich 1960 nach Europa zurück und lebt in Frankreich und Deutschland, wo er 1963 stirbt.
In Teilen fand dieses Streichquartett Verwendung als Bühnenmusik zu Franz Jungs Drama „Der verlorene Sohn“, das im November 1992 am Ulmer Theater uraufgeführt wurde.