
Luciano Berio
Circles
Kurz-Instrumentierung: Hrf, Schlzg (2)
Dauer: 20'
Gesangstext: E. E. Cummings
Widmung: To Mrs. Olga Koussevitzky
Solisten:
Frauenstimme
Instrumentierungsdetails:
Harfe
Schlagzeug(2)
Wenn auch Berios Circles die musikalischen Hauptinteressen ihrer Zeit, vor allem auf der Ebene der Verwendung der phonetischen Qualitäten eines Textes aufweisen, liegen ihre vornehmlichen innovativen Qualitäten doch darin, dass das Stadium einer einfachen Entwicklung auf der Basis einer physischen Analogie zwischen phonetischem und instrumentalem Material zugunsten einer vertieften Arbeit in allen Bereichen der sprachlich-musikalischen Organisation vorangetrieben wird. In diesem Sinne ist der Text die Grundreihe, von der alles abgeleitet wird und auf die alles zurückgeführt werden kann.
Die Circles sind das Resultat einer Konvergenz zwischen einer Dichtung, welche seit dem Jahrhundertbeginn (ein Grenzfall wäre „Finnegans Wake" von Joyce) eine „musikalische" Autonomie und eine Explosion herkömmlicher Formen realisiert, und einer Musik, die, vermittelt durch Strukturen der gesprochenen Sprache, die Charakteristika jeder Sprache, ob sie nun musikalisch oder sprachlich sei, zurückzugewinnen sucht.
Jacques Demierre
Luciano hat drei Gedichte von Cummings ausgesucht und mich gebeten, sie so zu lesen, wie ich wollte, indem ich die besondere Verteilung des Textes, die eigenartigen Worttrennungen und die Großbuchstaben, die gewisse Laute akzentuieren, berücksichtigte. Dann hat er die Beziehung zwischen den Instrumentalisten und mir auskomponiert: Sie sollten Töne erzeugen, die dem von mir ausgesprochenen Wort glichen, und ich sollte den Ton des gesprochenen Wortes dem Klang der Instrumente angleichen. So entspricht beispielsweise das „sting-" des Beginns genau dem Klang der Harfe. Das war für mich eine völlig neue Interaktion, eine Art permanenter Austausch, eine für mich außerordentlich stimulierende Herausforderung.
Cathy Berberian