
Luciano Berio
Momenti
Dauer: 7'
Solisten:
elektronische
Das Stück wurde 1960 im Studio di Fonologia in Mailand realisiert und besteht ausschließlich aus elektronischen Klängen. Es kann als eine Zusammenfassung der bis dahin von Berio auf dem Felde der elektronischen Musik unternommenen Versuche betrachtet werden. Momenti ist dazu eine Etüde über die unendlichen Variationsmöglichkeiten akustischen Materials, wobei alle technischen Möglichkeiten des Mailänder Studios bis an die äußersten Grenzen ausgeschöpft wurden. Das Werk ist aufgebaut auf „92 Frequenzbeziehungen“, unter denen die harmonischen Beziehungen der Quinte und der Septime eine hervorragende Rolle spielen. Fünf „Situationen“ – Momente – folgen aufeinander, nichtnach der formalen Logik einer kontinuierlichen Bewegung, sondern nach dem Prinzip der Gegenüberstellung von getrennten „Feldern“. Das Stück beeindruckt vor allem durch seine Beweglichkeit und Vitalität, aber auch durch seine Vorliebe für eine frenetische Virtuosität, die für den Instrumentalkomponisten Berio zwar typisch ist, aber in der elektronischen Musik am Ausgang der fünfziger Jahre wegen ihrer noch relativ begrenzten technischen Möglichkeiten doch sehr selten anzutreffen war. Momenti dann dabei gesehen werden als eine Art permanenter Ausstellung der verschiedenen Aspekte ein und desselben klingenden Materials. Das musikalische Material verdichtet sich und löst sich auf in einer stets unvorhersehbaren Weise, und ist dabei mit einem Elan an Phantasie versehen, der die besten Werke Berios auszeichnet. Die Auflösung des verbalen Materials und seine Manipulierung mit elektronischen Mitteln deutet dabei in sehr nachdrücklicher Weise den Punkt an, wo die vom klanglichen Pointillismus oder der Nach-Webern-Ära beeinflussten instrumentalen Experimente mit den elektronischen Experimenten zusammenfielen, die auf eine ähnliche kompositorische Strategie gegründet waren.