Georges Lentz
Monh
Kurz-Instrumentierung: 3 0 3 3 - 4 3 3 0 - Schl(3), Klav, Str(11 11 10 8 6), Elektronik
Dauer: 25'
Solisten:
Viola
Instrumentierungsdetails:
1. Flöte
2. Flöte
3. Flöte
1. Klarinette in B
2. Klarinette in B
3. Klarinette in B (+Bkl(B))
1. Fagott
2. Fagott
3. Fagott
1. Horn in F
2. Horn in F
3. Horn in F
4. Horn in F
1. Trompete in C
2. Trompete in C
3. Trompete in C
1. Posaune
2. Posaune
3. Posaune
1. Schlagzeug
2. Schlagzeug
3. Schlagzeug
4. Schlagzeug (+Hammer)
5. Schlagzeug (+Cimb)
Klavier (+Cel)
1.2. Violine I (+1.Pult)
3.4. Violine I (+2.Pult)
5.6. Violine I (+3. Pult)
7.8. Violine I (+4. Pult)
9.10. Violine I (+5. Pult)
11. Violine I (+9. Viola/6. Pult)
1.2. Violine II (+1. Pult)
3.4. Violine II (+2. Pult)
5.6. Violine II (+3. Pult)
7.8. Violine II (+4. Pult)
9.10. Violine II (+5. Pult)
11. Violine II (+10. Viola/6. Pult)
1.2. Viola (+1. Pult)
3.4. Viola (+2. Pult)
5.6. Viola (+3. Pult)
7.8. Viola (+4. Pult)
1.2. Violoncello (+1. Pult)
3.4. Violoncello (+2. Pult)
5.6. Violoncello (+3. Pult)
7.8. Violoncello (+4. Pult)
1.2. Kontrabass (+1. Pult)
3.4. Kontrabass (+2. Pult)
5.6. Kontrabass (+3. Pult)
Elektronik
Lentz - Monh für Viola, Orchester und Electronics
Gedruckt/Digital
Übersetzung, Abdrucke und mehr
Georges Lentz
Lentz: MonhInstrumentierung: für Viola, Orchester und Electronics
Ausgabeart: Studienpartitur
Georges Lentz
Lentz: MonhInstrumentierung: für Viola, Orchester und Electronics
Ausgabeart: Dirigierpartitur
Musterseiten
Hörbeispiel
Werkeinführung
Interview mit Tabea Zimmermann
Werkeinführung des Komponisten
Laut der pythagoreischen Lehre entsteht Sphärenmusik – eine Musik, die für Gott hörbar, für das menschliche Ohr hingegen unhörbar ist – durch die Rotation der himmlischen Sphären. Diese poetische Idee brachte mich darauf, eine Musik zu schreiben, die so 'rein' wie möglich ist und 'außerhalb der Zeit' stehen sollte. Ich nannte diese abstrakt-spekulative Musik damals 'Mysterium'. In diesem Sinne habe ich in den letzten Jahren Orchester- und Kammermusik geschrieben, die von großer Objektivität ist und jedes romantische Pathos vermeiden sollte. Mein neues Stück Monh für Viola und Orchester (2001–2005) war für mich daher eine Herausforderung. Ich konnte mir zunächst nicht vorstellen, wie ich diese objektiv-verhaltene Komponierweise mit der romantischen Auffassung des subjektiv-heldenhaften, virtuosen Solokonzerts vereinbaren könnte. Erst als ich anfing, das Soloinstrument nicht als dominierenden Helden, sondern als zerbrechliches Individuum innerhalb des gigantischen Weltalls zu sehen, fühlte ich mich frei, meine Musik in einem neuen Kontext weiterzuführen. Es handelt sich hier nicht um ein Solokonzert im herkömmlichen Sinn. Viel eher führt die Bratsche durch das Werk, verbindet, ergänzt, kommentiert, versucht innerhalb der scheinbar sinnlosen Endlosigkeit Sinn zu stiften.
Insgesamt ist Monh von der Dynamik her eher leise und verhalten. An einer Stelle jedoch, nach ungefähr zwei Dritteln des Werkes, wächst die Musik in ein riesiges Fortissimo, das ein geisterhaftes, sichtbares, jedoch vorerst unhörbares Trio völlig übertönt. Es ist wahrscheinlich besser, den symbolhaften Charakter dieser Stelle nicht zu konkret zu erklären – man kann diese Passage sicherlich auf mehrfache Weise deuten.
Gegen Anfang und Ende des Werkes erklingen computer-manipulierte Harfenklänge. Vielleicht aufgrund meiner Vertrautheit in frühester Kindheit mit Mozarts Konzert für Flöte und Harfe hat der Klang der Harfe für mich von jeher etwas 'Himmlisches' (was sich natürlich mit der klischeehaften Vorstellung der Engelsharfe deckt …). Meine Entdeckung eines als 'Engelkonzert' benannten Bildes von El Greco (mit Harfe spielendem Engel) bestärkte zunächst diese Vorstellung noch. Dann zeigte jenes Bild mir aber auch, darüber hinaus, den Weg zu einer etwas anderen Interpretation. Drohende, stürmische Wolken hängen über El Grecos Engelkonzert und wollen keine rechte Paradiesstimmung aufkommen lassen. Ähnlich meine 'Engelsharfe': durch mikrotonale Verstimmung und ins Gigantische gesteigerte Akkordschichtungen, welche auf einer normalen Harfe nicht möglich wären und den Harfenklang ins Geisterhaft-Dämonische übertragen, stellt meine 'Engelsmusik' die Frage nach der Möglichkeit einer ungetrübten Himmelsmusik in unserer Zeit.
Der Titel Monh ('Sterne' in einer der Sprachen der australischen Aborigines) weist auf einen weiteren wichtigen Einfluss hin: die Abgeschiedenheit des australischen Landesinneren, sowie die Malerei der Aborigines. Die bekannte 'Punkt'-Technik (oft über versteckten Linien) hat mich zu einer Umsetzung ins Musikalische angeregt. Die Analogie zum strahlenden Sternenhimmel in der totalen Stille des Outback liegt nahe. Meine Musik befasst sich auch und vor allem mit dem Problem, wie diese Stille zu ertragen sei, mit dem Problem der existentiellen Einsamkeit.
Georges Lentz