Sechs Lieder auf Gedichte von Serge Roon

Die Sechs Lieder auf Gedichte von Serge Roon enthalten in der Satzgestaltung viele konventionelle Elemente, die jedoch auf ungewöhnliche Weise miteinander verbunden werden. Diese Arbeitsweise, zu der auch die Zitattechnik, hier die Einbindung mehr oder weniger bekannter Musikzitate, gehört, nimmt den assoziativen Gestus der Texte auf. Dieser ist ebenfalls traditionell in seinen versartig ausgeformten Zeilen und gewinnt poetischen Ausdruck wesentlich durch die Konfrontation sehr unterschied-licher Sinnzusammenhänge. Das wichtigste musikalische Element in den Liedern ist die Polymetrik. Sie besteht z. B. in Nr. II. Bruch im asynchronen Verlauf der Partien: linke und rechte Hand des Klaviersatzes sind sehr wohl formal und motivisch hörbar aufeinander bezogen, bewegen sich aber genauso wie die darüberliegende Singstimme zeitlich verschoben und eigenständig. In anderen Sätzen (etwa Nr. IV Fahren) verlaufen gar zwei verschiedene traditionell erfundene Musiken gleichzeitig, wobei die Singstim-me zwischen den beiden Schichten hin und her wechselt. Im Ganzen ergibt sich eine gewisse Brüchigkeit, Verwirrung und Täuschung der Sinne, durch Überlagerung durchscheinender Schichten wie Lasuren in der Malerei.