Sechs Variationen über W. H. Monks "Abide with me"

Die Hymn genannte geistliche Melodie Abide with me und ihr Satz von W. H. Monk ist in Großbritannien eine der heimlichen Nationalhymnen, hat aber auch in Deutschland einige Bekanntheit erlangt und findet sich unter der Nummer 488 im evangelischen Kirchengesangbuch. Die Melodie wird in den Six Variations auf unterschiedliche Weise satztechnisch und charakterlich bearbeitet. Variation I ist ein von zarten Oboensoli durchbrochenes Klangband mit kleinen nervösen Bewegungen an der Oberfläche, die Melodie wird im Alt geführt. Variation II umschreibt die in allen Stimmen auftauchende Melodie mit beinahe romantischen parallelgeführten Harmonien. Variation III ist ein poly-tonaler, die Melodieabschnitte nach Renaissance-Art durch alle Stimmen imitierender Satz mit cantus firmus im Tenor. In Variation IV wird eine Art gregorianische Melodie in den tiefen Stimmen innig vorgetragen, zu der die Hauptmelodie in parallelen Terzen ungewohnte Harmonik erzeugt. Variation V wendet den ganzen Satz in abgedunkeltes Moll, worauf Variation VI als Finale um so heller erstrahlt: die Musik lässt die im Text erwähnte Siegesgewissheit im Zeichen des Kreuzes, Zuversicht und das durch die Wolken hervor-brechende überirdische Licht hörbar werden. Was mag es da bedeuten, dass ausgerechnet in dieser Variation die Melodie in Oktaven im Bass geführt wird?