

Alban Berg
3 Bruchstücke
Kurz-Instrumentierung: 1 1 2 1 - 1 1 1 0 - Schl(2), Klav, Str(4 4 3 3 2)
Dauer: 20'
Bearbeitung: Eberhard Kloke
Instrumentierungsdetails:
Flöte (+Picc
Afl(G))
Oboe (+Eh)
1. Klarinette in B (+Bkl(B))
2. Klarinette in B (+Asax(Es))
Fagott (+Kfg)
Horn in F
Trompete in C
Posaune
Schlagzeug(2)
Klavier
Violine I(4)
Violine II(4)
Viola(3)
Violoncello(3)
Kontrabass(2)
Berg - 3 Bruchstücke für Sopran, Alt, Tenor, Bariton und Ensemble
Musterseiten
Werkeinführung
Transkription nach Alban Bergs Lulu (1935),
neu ausgewählt und bearbeitet für Sopran, Mezzosopran, Tenor, Bariton und
Kammerorchester von Eberhard Kloke ©2007/08
Fragen und Antworten zur Transkription:
Abweichend von den von Berg für die Berliner Uraufführung zusammengestellten
Symphonischen Stücken aus der Oper Lulu (1935) wurden bei den vorliegenden
Lulu_Bruchstücken123 bis auf das einleitende „Lied der Lulu“ neue Passagen (Duett
Lulu-Marquis, III, 2) resp. neu transkribierte Teile (Schluss-Szene Geschwitz, Lulu, Jack
the Ripper) zu einer inhaltlich und musikalisch logischen Gesamteinheit „verschweißt“.
Durch die Reduzierung des großen Orchesterapparates auf ein Ensemble von 15-19
Spielern soll größtmögliche Transparenz und Durchhörbarkeit des Klanges erzielt
werden, was sowohl der filigranen Struktur der Musik der Oper Bergs wie der
Wedekindschen Sprachtheatralik entgegenkommen soll. Dadurch, dass vor allem bei
den einfach besetzten Holzbläsern ein differenzierter (mehrfacher) Instrumenteneinsatz
zum Tragen kommt (Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte) erscheint eine zusätzliche
Klangdifferenzierung möglich.
Große Text-Verständlichkeit aller Sänger-Protagonisten dient als Voraussetzung für
unmittelbares Erleben und Verstehen. Durch die enorme Reduzierung des "Apparates"
ist eine radikalere Realisierung von Sprech- und Gesangsnuancierung zu erreichen. Die
Möglichkeit, auf den "Opernton" beim Singen und Sprechen ganz verzichten zu können,
kommt einem Publikum mit modernen Hörgewohnheiten entgegen und lässt die
Protagonisten weniger "künstlich" erscheinen. Die Sängerpartien/Notationen sind
originalgetreu übertragen, bei der Partie der „Lulu“ ergeben sich durch den Einsatz der
ossia-Vorschläge von Berg im Wechselspiel von Stimme und Instrument zusätzliche
Nuancierungsmöglichkeiten.
In der Notation wurde von der in der 2. Wiener Schule gängigen Notationsweise
Abstand genommen, Versetzungszeichen nur für je eine Note zu setzen, und
stattdessen Anschluss gesucht an die traditionelle Notationspraxis, in der diese einen
ganzen Takt lang gelten. Die Erfahrung hat gezeigt, dass der Notentext so leichter und
schneller zu erfassen ist. Bei der Erstellung der Orchesterstimmen sind aufgrund
spieltechnischer Erwägungen jedoch manchmal Erinnerungsversetzungszeichen
gesetzt, die der Übersichtlichkeit wegen freilich nicht in der Partitur stehen. Auf die bei
Berg übliche Kennzeichnung von Haupt- und Nebenstimme oder Haupt- und
Nebenrhythmus wurde, nach nun bald 100 Jahren Aufführungspraxis mit Musik der 2.
Wiener Schule, verzichtet. Die Verläufe und Prioritäten der Melodik und Rhythmik sind
aus dem musikalischen Kontext ersichtlich.
Die Stimmen der Bühnenmusik sind als Stichnoten in den Originalstimmen enthalten.
Im einzelnen wird auf den Zusammenhang der Bruchstücke im Gesamtkontext der
Oper verwiesen. Die jeweiligen Tutti-Orchesterpassagen sind nach erfolgter Einrichtung
für Kammerorchester transkribiert worden:
1. Lied der Lulu: "Wenn sich die Menschen um meinetwillen umgebracht haben.."
Die Passage ist aus der Gesamtfassung Lulu, 2. Akt T. 490-537 entnommen, die
Anschlüsse stammen aus der Lulu-Suite/Symphonische Stücke aus der Oper
Lulu, Berg 1935.
2. Duett Marquis-Lulu: "Sag es nur gleich heraus, wie viel du haben willst..."
Die Passage ist aus der Gesamtfassung 3. Akt, T. 83-230 entnommen, darauf
folgt das Zwischenspiel T. 737 mit Auftakt bis Takt 747 und abschließend der
Schluss des Varationensatzes (Lulu-Suite/Symphonische Stücke, Berg 1935, IV.
Var. – T. 53 mit Auftakt bis 61 (Ende)).
3. Terzett Geschwitz-Jack the Ripper (Dr. Schön)-Lulu: "Wenn sie mich heut in
meinem Blut liegen sieht,...",
Die Passage ist aus der Gesamtfassung Lulu 3. Akt, T. 1146 bis Schluss 1187
entnommen, erweitert um 3 Takte aus der Parallelstelle des Adagios aus der
Lulu-Suite, Berg 1935, mit den Takten 42, 43, 43a, gefolgt von einer Passage
aus der Lulu Gesamtfassung 3. Akt, T. 1235-1278 (darin enthalten auch Teile
von Akt I, T. 958-992) mit eingefügtem Sprung auf Takt 1292 (entspricht Takt 78
des Adagios bis Schluss).
Die Besetzung im einzelnen:
Soli: Sopran, Mezzosopran, Tenor, Bariton
Kammerorchester-Besetzung: Fl (Altfl in G, Picc), Ob (Eh), 1. Klar in B (Bass-Kl in B),
Sax in Es (2. Kl in B), Fg (Kfg), Hr in F, Trp in C, Ten/Bass-Pos, Klav (auch perc), Pk-
Vibr- perc (1 Spieler) und Streichquintett. Eine Verdopplung der solistischen Streicher
wäre wg. der häufig erscheinenden Mehrstimmigkeit – resp. der divisi-Passagen –
anzuraten, also minimal Streicherbesetzung: 2 VI, 2 VII, 2 Br, 2 Vc und1 Kb (5-Saiter),
maximale Streicherbesetzung: 4 VI, 4 VII, 3 Br, 3 Vc und 2 Kb (5-Saiter).
Die Bühnenmusik kann selbstverständlich live gespielt werden oder per
Audio-Zuspielband eingesetzt werden. Sie ist ggflls. über den Verlag resp. den
Bearbeiter direkt zu erhalten.
Im Zusammenhang mit dieser Neufassung der Lulu-Bruchstücke sei ausdrücklich auf
folgende Transkriptionen des Verfassers, ebenfalls UE, verwiesen:
Alban Berg, Lulu I-III, Transkription für Soli und Kammerorchester,
Alban Berg, Lulu, Neufassung des unvollendeten III. Aktes (große Orchesterfassung).
©Eberhard Kloke, Stand Berlin, Februar 2009