Wolfgang Rihm
Der Maler träumt
Kurz-Instrumentierung: 1 2 1 2 - 1 1 1 1 - Schl(2), Hf, Klav, Vl(2), Va(3), Vc(3), Kb(2)
Dauer: 15'
Solisten:
Bariton
Instrumentierungsdetails:
Flöte
Oboe
Englischhorn
Klarinette in A (+Bkl(B))
Fagott
Kontrafagott
Horn in F
Trompete in C
Posaune
Tuba
1. Schlagzeug
2. Schlagzeug
Klavier
Harfe
1. Violine
2. Violine
1. Viola
2. Viola
3. Viola
1. Violoncello
2. Violoncello
3. Violoncello
1. Kontrabass
2. Kontrabass
Rihm - Der Maler träumt für Bariton und Ensemble
Gedruckt/Digital
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Wolfgang Rihm
Rihm: Der Maler träumtInstrumentierung: für Bariton und Ensemble
Ausgabeart: Studienpartitur
Sprache: Deutsch
Wolfgang Rihm
Rihm: Der Maler träumtInstrumentierung: für Bariton und Ensemble
Ausgabeart: Klavierauszug
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Werkeinführung
Wolfgang Rihms Der Maler träumt wurde inspiriert von einem Vortrag des deutschen Malers Max Beckmann (1884 - 1950), der 1938 in den Londoner New Burlington Galleries unter dem Titel Über meine Malerei zentrale Positionen seines Kunstverständnisses formulierte: „Im Grunde ist über Kunst genug geredet, und letzten Endes ist alles unzulänglich, wenn man mit Worten seine Taten interpretieren soll.“ Worte sind für Beckmann „zu mangelhaft, um künstlerische Probleme wirklich zu definieren. Was mir vorschwebt und was ich realisieren möchte, kann ich vielleicht besser in Form einer Art von trunkener Vision verwirklichen.“
So tritt in dieser metaphernreichen, assoziativen, poetisch wilden und sehr persönlichen Rede am Ende ein „lyrisches Ich“ hervor, „als ob eine Person aus seinem Triptychon Versuchung herausträte und zu ihm spricht – als würde der Text eine delirierende Qualität bekommen.“ (Wolfgang Rihm)
Daran hat sich Rihms Fantasie entzündet:
--- Eine meiner Figuren [vielleicht aus der Temptation]* sang mir in einer Nacht dies sonderbare Lied:
Füllt auf´s Neue Eure Kürbisse mit Alkohol und gebt mir selbst den Größten. --- Feierlich will ich Euch die großen Lichter, die Riesenkerzen anstecken. Jetzt in der Nacht. – In der tiefen schwarzen Nacht. Ihr seht uns nicht, - Ihr könnt uns nicht sehen, doch seid Ihr ich. Drum lachen wir so schön – in Morgenröthe um Mittag und in schwarzer Nacht. Sterne sind unsere Augen, Weltnebel unsere Bärte, Menschenseelen unser Herz. Wir verstecken uns, Ihr seht uns nicht, das wollen wir gerade in Morgenröthe um Mittag und in schwarzer Nacht.
Ohne Ende sind unsere Fackeln, silbern, glührot, purpurn, violett, grünblau und schwarz. Wir tragen sie im Tanze über die Meere und Gebirge über die Langeweile der Welt des Lebens.
Wir schlafen – und die Gestirne kreisen im dumpfen Traum. Wir wachen und die Sonnen treten an zum Tanz über Bankiers und Schafe – über Huren und Fürsten der Welt.
[ … ]
Habe Vertrauen zu den Dingen – [sagte er]* - lasse Dich nicht schrecken von all dem Entsetzlichen der Welt. Alles ist eingeordnet und richtig und muss seinen Weg gehen um Vollkommenheit zu erreichen --- um eine größere – nie ganz zu erreichende Vollkommenheit. Suche diesen Weg --- und Du wirst die grenzenlose Schönheit der Schöpfung aus dem eigenen „Ich“ immer tiefer verstehen, immer mehr lieben, und immer losgelöster werden, von all dem, was Dir jetzt noch jämmerlich traurig oder schrecklich ist.
Ich erwachte – und sah mich [in Holland]* inmitten einer grenzenlosen Verwirrung der Welt.
(* Die eckig eingeklammerten Passagen sind nicht vertont.)
„Ich fühle mich ihm als Künstlertypus absolut verwandt“, sagt Rihm: „ Auch, was die Stellung in einer Zeit angeht, auch seine Haltung, dass er nie vom Figürlichen abgewichen ist: seine stark verwurzelten, aber auch stark erweiterten Tendenzen; da fühle ich mich als Künstlerfigur beheimatet. Da spüre ich eine große Identifikation.
Wolfgang Schaufler