Beat Furrer
Die Blinden
Dauer: 60'
Dichter der Textvorlage: Friedrich Hölderlin, Platon, Arthur Rimbaud, Maurice Maeterlinck
Übersetzer: Stefan Gross
Text bearbeitet von: Beat Furrer
Chor: 4S, 4A, 4T, 4B
Rollen:
3 Mezzosoprane
2 Frauen- und 6 Männerstimmen
Instrumentierungsdetails:
Fl., 2 Klar. - Trp., 2 Pos., Tuba - Schl.(3) - Vl., Vla., 2 Vcl., Kb.
Furrer - Die Blinden
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Hörbeispiel
Werkeinführung
„Noch nicht erwacht und noch nicht mehr geborgen“
Anmerkungen zur
Oper Die Blinden von Beat Furrer
Die Blinden, die nicht wissen, wo genau sie sich befinden, warten auf die Rückkehr ihres priesterlichen Führers. Kurz vor Ende des Dramas finden sie ihn tot in ihrer Mitte. Der „Plot“ von Maurice Maeterlincks „Les Aveugles“, der textlichen Hauptebene von Beat Furrers Oper „Die Blinden“, ist damit erzählt. Eine gekürzte Version dieses „drame statique“ ist mit Fragmenten aus Platons „Höhlengleichnis“ und Passagen von Friedrich Hölderin und Arthus Rimbaud zu einer Montage vereint. Die Bedrohlichkeit der Finsternis erweckt die Sehnsucht nach jenem Licht, dessen Kraft und Energie Platon und Hölderlin beschwören, dessen Gefährlichkeit Rimbaud festhält. Die vier Geschichten sind Facetten einer gemeinsamen Leidenschaft.
„Aus einer musikalischen Notwendigkeit heraus suchte ich nach verschiedenen Verhältnissen von Wort zu Musik“, erläutert Beat Furrer die Motivation zur Montage vier verschiedener Textebenen. „Die Maeterlinck-Ebene ist sprachlich homogen, sie erfordert auch einen homogenen musikalischen Ausdruck, diese Sprache ist nicht in sich gebrochen. Ich hätte eine Person in den Vordergrund rücken können, aber das ergibt für die anonyme Gesellschaft der Maeterlinck-Figuren keinen Sinn. Deswegen schien es mir sinnvoll, sehr voneinander verschiedene Texte zu verwenden. Das Höhlengleichnis ist noch weiter stilisiert, noch weiter weg von Drama.
Die Dramatik entsteht aus der Montage. Durch die Abstufung von Platon-Chor und Maeterlinck-Solisten tritt die anonyme Maeterlinck-Gesellschaft doch wieder etwas in den Vordergrund: Maeterlinck als die zentrale Ebene, als Mitte, Platon als Hintergrund, und bei Rimbaud bricht etwas auf, als ob doch einer herausgerissen wäre. Die beiden Hölderlin-Passagen sind Ruhepunkte, in denen eine andere, eine langsamere Zeit wirkt“.
Die Montage der Texte bewirkt eine langsame, dramatische Entwicklung von den Schattenbildern in Platons Höhlengleichnis zu den Trugbildern der Hölle in den Worten Arthur Rimbauds. Die Blinden befänden sich in einem dauernden, bodenlosen Fall, sagt Beat Furrer, und verweist damit auf ein Gedicht Georges Bataille, das seine Arbeit an der Oper begleitete.
Nacht ohne Stern /
Tausendfach erloschene Leere /
Ein solcher Schrei /
Durchdrang er dich jemals /
Ein so langer Sturz
Christian Scheib - aus dem CD Booklet Die Blinden von Beat Furrer (Leitung). Klangforum Wien.1991.WDR/panClassics