Wolfgang Rihm
Duo Concerto
Kurz-Instrumentierung: 2 2 3 2 - 2 1 1 0 - Schl, Hf, Str
Dauer: 25'
Solisten:
Violine
Violoncello
Instrumentierungsdetails:
1. Flöte
2. Flöte (+Picc)
1. Oboe
2. Oboe
1. Klarinette in A
2. Klarinette in A
Bassklarinette in B
1. Fagott
2. Fagott
1. Horn in F
2. Horn in F
Trompete in C
Posaune
Schlagzeug
Harfe
Violine I
Violine II
Viola
Violoncello
Kontrabass
Rihm - Duo Concerto für Violine, Violoncello und Orchester
Übersetzung, Abdrucke und mehr
Wolfgang Rihm
Rihm: Duo ConcertoInstrumentierung: für Violine, Violoncello und Orchester
Ausgabeart: Studienpartitur
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Werkeinführung
Wolfgang Rihm zu seinem Duo Concerto – Interview mit William Robin, New York Times
Können Sie mir etwas über den Hintergrund und die Entstehung des Duo Concertos erzählen? Wie kam es dazu, dass Sie sich entschieden haben, ein Werk für Violine, Cello und Orchester zu schreiben?
Rihm: Im Sommer 2013 war ich „composer in residence” beim Moritzburg Festivals. Jan Vogler fragte mich, ob ich nicht für ihn und seine Frau ein Stück mit Orchester komponieren wolle. Ich sagt gerne zu, hatte ich doch vor, in nächster Zeit einige konzertante Kompositionen zu schaffen, mich also der Idee des Konzertanten von verschiedenen Seiten zu nähern.
Welche Bedeutung hat für Sie die Botschaft einer internationalen Versöhnung, die Teil des Kompositionsauftrags für dieses Stück ist?
Rihm: Wenn ich komponiere, denke ich nur an Musik. Alle programmatischen Ideen, Sujets, Anlässe gehen ein in den intuitiven Strom und verwirklichen sich dort. Sie können wahrgenommen werden, spielen aber während der Arbeit keine zentrale Rolle.
Wie passt das Duo Concerto zu Ihren derzeitigen musikalischen Interessen als Komponist? 2014 schreiben Sie ein Trio Concerto – ist das für Sie ein fortlaufender Schwerpunkt?
Rihm: Wie gesagt: die Idee des Konzertanten inspiriert mich seit einiger Zeit in verstärktem Maße: Lichtes Spiel und Gedicht des Malers – zwei neue Violinkonzerte, das Hornkonzert, das 2. Klavierkonzert, das Trio Concerto – sie alle sind hauptsächlich motiviert von einer mehr gesanglichen Auffassung des Konzertanten, weniger sind es die „agonalen”, also die kämpferischen Spielformen des Konzertanten, die mich interessieren.
In der Vergangenheit gab es in einigen Ihrer Werke eine Verbindung zu Brahms, und das berühmteste Beispiel eines Doppelkonzertes stammt von Brahms. Steht dieses Werk überhaupt in Dialog mit Brahms Musik, und wenn ja, wie manifestiert sich das in der Partitur? Wenn nicht, war es eine bewusste Vermeidung des Beispielfalles?
Rihm: Brahms spielt hier, so glaube ich, keine so zentrale Rolle – eher leitet mich eine Art Bach’sches Ideal der integralen Verwobenheit des polyphonen Stromes. Das Doppelkonzert von Brahms trägt mehr die Zeichen eines Dialogs (bis hin zum Disput) – in meinem Stück geht es aber wohl darum, dass eine in sich dialogisch geführte einzelne Stimme, die aus zwei Individuen besteht, sich aussingt.
Jan Vogler und Mira Wang sind verheiratet und treten oft zusammen auf. Waren Sie sich beim Komponieren dessen bewusst, und gehen Sie im Duo Concerto auf diese Beziehung ein? Wenn ja, wie?
Rihm: Vielleich hat dieser Gedanke mitgewirkt, ich weiß es nicht. Das Verwobensein zweier Stimmen zu einer einzigen linearen Bewegung setzt sich ja fort im kleinen Orchester: die Soli sind nicht gegen ein Kollektiv gestellt, sondern integriert in ein Klanggeschehen, das seinerseits stark verwoben und verbunden ist.
Welche Herausforderung stellt ein Doppelkonzert dar, die ein Konzert mit einem Einzelinstrument nicht hätte?
Rihm: Ich glaube, die stets anwesende Polyphonie ist die größte Herausforderung. Das Ineinander der Solostimmen und des Orchester erfordert höchst sensibles Aufeinanderhören, damit die Atmung der Linien und formalen Teile perspektivisch und transparent gerät. Das Stück ist in weiten Teilen extrem kammermusikalisch gedacht.
Können Sie mir ein wenig über die Beziehung zwischen Violine und Cello in diesem Stück sagen? Mit einem Blick auf die Noten scheint es, als ob sie sich fast immer im Dialog zueinander befänden und nicht häufig als individuelle Soloinstrumente präsentiert würden. Was bedeutet das, und in welcher Beziehung steht das Duo zum Orchester?
Rihm: Wie schon angedeutet, sind die Soli eigentlich ein einziges, in sich dialogisch geführtes „Instrument”. Ihre Verschlingung ist wiederum Auslöser, der um diese Soli sich bewegenden Linienzüge des Orchesters. Alles ist gesanglich geformt und ich wünsche mir, dass das Stück eine Art organisches Fließen spürbar werden lässt, von dem ich glaube, dass es all unsere musikalischen Bemühungen begründet.
Das gängige Repertoire verfügt über eher wenige Konzerte für Violine und Cello – was bedeutet es für Sie, zu dieser Kategorie beizutragen?
Rihm: Ich habe schon immer sehr gern für zwei Soli und Orchester komponiert – denken Sie nur an die drei Doppelgesänge – ich empfinde einen großen Reiz im Komponieren für diese sehr spezifisch perspektivisch gelagerten Besetzungen. Dass das Repertoire relativ schmal ist, habe ich mir noch gar nicht klar gemacht – umso besser, wenn es sich etwas erweitert.
(c) William Robin, 2015