
Wolfgang Rihm
Hölderlin-Fragmente
Kurz-Instrumentierung: 2 1 1 1 - 2 1 1 1 - Schl, Hf, Klav, Tsax(B), Str(4 4 4 4 4)
Dauer: 10'
Solisten:
Gesang
Instrumentierungsdetails:
Flöte (+Picc)
Altflöte in G
Englischhorn
Bassklarinette
Tenorsaxophon in B
Kontrafagott
Horn(2)
Trompete
Posaune
Tuba
Schlagzeug
Harfe
Klavier
Violine I(4)
Violine II(4)
Viola(4)
Violoncello(4)
Kontrabass(4)
Wolfgang Rihm, dessen Hölderlin-Fragmente für Gesang und Orchester 1977 entstanden sind, spricht es deutlich aus: Hölderlin ist nicht „mit Musik bedoppelbar“. Eine Chance sieht er in den Zwischenräumen, dem auratischen Umfeld Hölderlinscher Fragmente. Beim Versuch, einige von ihnen zum Klingen zu bringen, findet er den musikalischen Ansatz folglich auch nicht in der Sprache selbst, sondern darüber, darunter, „an ihren Häuten, in ihrem Klima“.
Rihms Musik unterstreicht das Fragmentarische der vertonten Texte, bricht ab und setzt wieder an. In den Bruchstücken sind historische Ausdrucksschichten abgelagert, Espressionistisches im Gesang etwa oder eine Anspielung im dritten Abschnitt, wo sich der Komponist die textinhaltliche Verwandtschaft mit dem Schubert-Lied Die Stadt zunutze macht.
Rihm, der in anderen Kompositionen zu geballten, lauten Klängen neigt, übt hier mehr das leise Musizieren, begegnet dem verehrten Dichter mit Zurückhaltung und sinnfälligem Respekt. Dem Hölderlinschen „Geist“ fühlt er sich auch künftig verpflichtet; der Forderung nach künstlerischer Offenheit versucht er nachzukommen, ohne sich „der bereits eingeführten Zeichen für ‚Offenheit’ zu bedienen“.
Joachim Noller