Jay Schwartz
Music for Orchestra
Kurz-Instrumentierung: Str(16 14 12 10 8 oder 14 12 10 10 8 oder 12 10 8 8 6)
Dauer: 18'
Instrumentierungsdetails:
Gruppe 1: Violine I (6/5/4)
Violine II (5/4/4)
Viola (4/3/3)
Violoncello (4/4/3)
Kontrabass (3/3/2)
Gruppe 2: Violine I (5/4/4)
Violine II (4/4/3)
Viola (4/3/2)
Violoncello (3/3/2)
Kontrabass (2/2/2)
Gruppe 3: Violine I (5/5/4)
Violine II (5/4/3)
Viola (4/4/3)
Violoncello (3/3/3)
Kontrabass (3/3/2)
Schwartz - Music for Orchestra für Streichorchester
Gedruckt/Digital
Übersetzung, Abdrucke und mehr
Instrumentierung: für Streichorchester
Ausgabeart: Dirigierpartitur
Instrumentierung: für Streichorchester
Ausgabeart: Studienpartitur
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Hörbeispiel
Werkeinführung
Homogene Besetzungen haben immer eine starke Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Vielleicht ist dies der Hang zu einer nahezu übertriebenen Einfachheit. Mit Sicherheit ist das 'organische' einer homogenen Instrumentation das, was mich künstlerisch und musikalisch am meisten interessiert. Meine Art, einen musikalischer Verlauf, eine 'Entwicklung' oder 'Durchführung' eines Stoffes zu verstehen, geht von einer Metamorphose aus. Ereignisse werden stets aus dem 'natürlichen' Verlauf – meistens sehr langsam – entwickelt. Diese Idee der Metamorphose im Zusammenhang mit einer homogenen Instrumentalgruppe ergibt für mich einen Kompositionsprozess, dessen Technik der eines Bildhauers ähnlich ist. Am Anfang ist mir als erste Idee die Form des Stückes klar. (Da meine formalen Ideen zur Musik meist eher schlicht sind, ist diese keine sonderlich großartige Leistung! Im Gegenteil: ich versuche meine ersten Gedanken und die Form sehr einfach zu halten.) Im Verlauf der Ausarbeitung der Ideen konkretisieren sich Züge eines Bildes, die sich, wie bei der Bildhauerei, oft mit dem inhaltlichen Stoff, mit der Entdeckung des 'Inneren' des Steines ändern. Insofern ist die Metamorphose in der Komposition selbst eine Bespiegelung des eigentlichen Arbeitsprozesses. Der Ablauf der Arbeit über Wochen oder Monate ist eng verwandt mit dem Ablauf des Stückes an sich. Mir schwebt eine Form vor, die der Zuhörer vom Anfang bis zum Ende in einem einzigen Bogen verfolgen kann, eine Form, deren Sog der Zuhörer sich nicht entziehen kann; wie die Metamorphose eines einzigen Steines zu einer einzigen Gestalt.
Beeinflusst in dieser Richtung hat mich - vielleicht zunächst auf einer unterbewussten Ebene - die Sinfonien von Jean Sibelius. Obwohl er eine konservative Sprache gewählt hat, verzichtet er auf die klassische Konstruktion von Motiven und Themen und lässt ein Thema im Verlauf eines Stückes sich langsam entwickeln. Am Anfang ist eine Keimzelle, am Ende das Thema. Als Kind war ich sehr angetan und fasziniert von allen seinen Sinfonien - sicherlich auf eine eher naive Art und Weise. (Wofür ich heute übrigens dankbar bin.)
Sehr prägend für mich war auch die Kammermusik von Schubert, die Streichquartette und -quintette. Bei den Aufnahmen, die ich als Kind bis zum Überdruss hörte, waren für mich die Stellen zwischen den Themen am faszinierendsten, die langsamen, ausgedehnten Kadenzen und Übergänge, in denen man auf den Aufnahmen viel Bogenhaar und das Atmen der Musiker hörte. Diese Stellen haben sicherlich den größten Einfluss auf meine Ideen zur Musik, insbesondere was Musik für Streicher angeht. Das kleine Ereignis des Einsetzens des Tons, die erste kaum hörbaren Bogengeräusche, die Entwicklung des Klanges mit der Geschwindigkeit und dem Druck des Bogens: Das sind für mich die Komponenten meiner kompositorischen Formideen. Es ist, als ob ich diese Stellen unter die Lupe nehme und auf das tausendfache vergrößere. Oder besser: Mein Wunsch war es, in diese Stellen hinein zu kriechen, um dort in den Zwischenräumen von Stille und Klang zu verweilen.
In Music for Orchestra wird das Streichorchester in drei Gruppen unterteilt, die den Positionen 'Links', 'Mitte' und 'Rechts' entsprechen, so dass sich in jeder Gruppe ein kleines Streichorchester mit kompletter Quintett-Besetzung ergibt. Diese räumliche Aufteilung konkretisiert fast bildlich den Ausgangspunkt der Komposition: ein Unisono-Klang als Mittelpunkt, der sich in die 'links' und 'rechts' liegenden Intervalle ausbreitet und zum Cluster wird, um dann zu 'gerinnen' zu einer festen Gestalt.
Der Klang jedoch verweigert sich dem Einordnen, ist archaisch und avantgardistisch zugleich, spricht in mir dem Urmenschlichen zu. Das Gewaltige, Primitive, Urschreiende, Ausschweifende und Erhabene des Klangs umzingelt und besitzt mich.
Jay Schwartz