

Wolfgang Rihm
Musik für Klarinette und Orchester
Kurz-Instrumentierung: 2 1 0 1 - 2 0 0 0 - Schl(2), Hf, Cel, Str(12 10 8 6 4 od. 5)
Dauer: 37'
Widmung: für Jörg Widmann
Solisten:
Klarinette in A
Instrumentierungsdetails:
1. Flöte
2. Flöte
Englischhorn
Fagott
1. Horn in F
2. Horn in F
1. Schlagzeug
2. Schlagzeug
Celesta
Harfe
Violine I
Violine II
Viola
Violoncello
Kontrabass
Rihm - Musik für Klarinette und Orchester für Klarinette und Orchester
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Wolfgang Rihm
Rihm: Musik für Klarinette und OrchesterInstrumentierung: für Klarinette und Orchester
Ausgabeart: Studienpartitur

Wolfgang Rihm
Rihm: Musik für Klarinette und OrchesterInstrumentierung: für Klarinette und Orchester
Ausgabeart: Noten
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Hörbeispiel
Werkeinführung
Fassen wir den Begriff Linie ganz im Musik-Sinn: dann wird er fast zum Synonym von Melodie. Das Ganze aber verdankt sich der ausgesponnenen Linie, dem nachgesungenen Horizont, der fortgesetzt bespielten Atemgrenze. Über die Linie geht der Versuch, über Linien überhaupt etwas herauszufinden. Strategisch gedacht wird aber Linie zur Grenze. Das muss ich wieder in die Musik einholen. Dann ist es die Grenze, die durch Überschreitung der materiellen Gegebenheiten (instrumentale Möglichkeiten, Physis) aber auch der ästhetischen Übereinkünfte (Zuviel, Zuwenig, Zu sehr, Zu ...) erfahrbar wird. Über die Linie I ist ein Werk für Solo-Violoncello. Virtuoseste Eskalation.
Über die Linie II nimmt die Virtuosität bis ins Unspielbare zurück. So, dass es kaum merkbar ist, wie unter einer Oberfläche von Schönheit und deren Masken bis an die Grenzen der Statik gegangen wird: des Spielers, der Form – des Atems vor allem. Dünnes Eis bildet auch einen Linienzug zwischen den Elementen. So können wir Musik auffassen: Aggregatzustand zwischen Kristall und Auflösung. In Form gebrachte Gegenstrebigkeiten. Diese Musik für Klarinette und Orchester ist auch der Versuch, mit dem hörbar gemachten Atem den ganzen Ablauf einer musikalischen Form immer wieder an seine Grenzen zu führen. Ohne die Handreichungen der eingeführten Hilfskonstruktionen für
'Entgrenzung' zu beanspruchen. Das war das Schwerste. Es war wirklich eine Schwerstarbeit. In einigen meiner Konzertwerke verfolge ich diese Spur einer ganz der Ladung eines Linienzuges folgenden Virtuosität (Bratschenkonzert, Gesungene Zeit für Violine und Orchester). So auch hier. Nichts wird abgefackelt. Aber alles glüht. So will und hoffe ich das natürlich. Erzwingen lässt sich nichts. Trotzdem: das Überschreiten derart zu verbergen, zu 'vergeheimnissen', birgt auch Zwang in sich. Wenn es gelingt, diesen Zwang im Spiel zu lösen, ihn aufgehen zu lassen in Gesang und Färbung ---Horizont --- Perspektive --- Licht --- Ich traue Jörg Widmann alles zu.
Wolfgang Rihm