Frank Martin
Petite symphonie concertante
Kurz-Instrumentierung: 1. Orch: vln.I (4-6), vln.II (3-5), vla (2-4), vc (2-3), cb (1-2); 2. Orch: vln.I (4-6), vln.II (3-5), vla (2-4), vc (2-3), cb (1-2)
Dauer: 22'
Widmung: dédiée à Paul Sacher
Solisten:
Harfe, Cembalo, Klavier
Instrumentierungsdetails:
Orchester 1: Violine I (4-6), Violine II (3-5), Viola (2-4), Violoncello (2-3), Kontrabass (1-2)
Orchester 2: Violine I (4-6), Violine II (3-5), Viola (2-4), Violoncello (2-3), Kontrabass (1-2)
Martin - Petite symphonie concertante für Harfe, Cembalo, Klavier und 2 Streichorchester
Übersetzung, Abdrucke und mehr
Instrumentierung: für Harfe, Cembalo, Klavier und 2 Streichorchester
Ausgabeart: Studienpartitur
Hörbeispiel
Werkeinführung
Die Komposition der Petite symphonie concertante wurde im Jahre 1944 begonnen. Sie wurde dann für längere Zeit durch die Arbeit an dem Oratorium In terra pax unterbrochen, das vom Radio Genf zur Aufführung am Tage des Kriegsendes bestellt worden war. Erst im Jahre 1945 konnte ich die Komposition der Petite symphonie concertante fortführen und beenden. Dieses Werk wurde auf Wunsch von Paul Sacher geschrieben. Weder die Form noch die genaue Instrumentation wurde im Vorhinein festgelegt, aber Sacher besitzt die Kunst, dem Komponisten Ideen zu suggerieren und ihm dabei das Vergnügen zu lassen, sie selbst zu finden. Sachers Idee galt einem modernen Werk, in dem außer dem Streicherensemble jene Saiteninstrumente verwendet werden, die sonst dazu dienten, den Basso continuo auszuführen. Ich habe dieses Programm erweitert und mir die Aufgabe gestellt, alle noch heutzutage gebräuchlichen Saiteninstrumente – also Streicher, Klavier, Harfe und Cembalo – zu verwenden. Es war demnach eine instrumentale Kombination, welche die erste Anregung für meine Arbeit gab. Ich entschloss mich, die beiden Tasteninstrumente und die Harfe solistisch zu behandeln. Die Musik, die ich schrieb, führte mich dazu, das Ensemble der Streichinstrumente in zwei Gruppen von gleicher Bedeutung zu teilen.
Diese instrumentale Disposition führte mich zur klassischen Form des Symphonie- Allegros, nicht um den musikalischen Gedanken in eine festgesetzte Form zu legen („neuen Wein in alte Schläuche zu gießen”), sondern um zu sehen, ob die musikalische Materie in dieser Form mit zwei Themen gedeihen und sich entwickeln könne. Auf diese Art entstand der erste Teil dieser Symphonie mit seiner Introduktion und seinem Allegro, wobei das zweite Thema und die weitere Entwicklung die wesentlichen Elemente der Introduktion übernehmen. Dieses Allegro gleicht einem Concerto mit seinen solistischen Teilen – bei denen die drei konzertierenden Instrumente einander wechselseitig begleiten – und dem immer wiederkehrenden Orchesterpart.
Im zweiten Teil habe ich mich dem spontanen musikalischen Bewegungsausdruck hingegeben. Das melodische Hauptthema, in langsamem Zeitmaß durch die Harfe eingeführt, dann vom Klavier übernommen, entwickelt sich plötzlich in einem munteren Marschthema. Im Gegensatz zum ersten Teil und trotz zahlreicher episodischer Elemente ist hier nur ein Thema führend. Nach einer großen Steigerung schließt der Satz mit einer Art kurzer Kadenz.
Nachdem ich diese Partitur geschrieben und bevor ich die erste Aufführung gehört hatte, war ich überzeugt, dass dieses klangliche Experiment und die ungewohnte Zusammensetzung dieses instrumentalen Ensembles die Verbreitung dieser Arbeit behindern und dass es nur im Rahmen der Uraufführung – vom Collegium Musicum Zürich – in dieser Form gespielt werden würde. Ich fürchtete, dass dieses Stück nur eine instrumentale Kuriosität bleiben würde und schrieb daher eine zweite Fassung für großes Orchester ohne Soloinstrumente. Zu dieser Arbeit reizte mich außer der Aufgabe, ein kompliziertes Instrumentationsproblem zu lösen, die Chance, dem Werk mehr Aufführungsmöglichkeiten zu geben. Die Ereignisse haben gezeigt, dass diese Berechnung vollkommen falsch war. Mit der einzigen Ausnahme einer Aufführung bei den Festspielen in Luzern 1947 wurde dieses Werk überall in der Originalfassung gespielt, in der es hier veröffentlicht wird.
Frank Martin, 1950