

Mauricio Sotelo
Sonetos del amor oscuro – Cripta sonora para Luigi Nono
Kurz-Instrumentierung: Kl, Bkl, Schl(3), Vl(1), Va(1), Vc(1)
Dauer: 64'
Chor: 4A4T4Bar4B (in 4 Gruppen geteilt)
Solisten:
2 Cantaores
Bassflöte
Kontrabass
Instrumentierungsdetails:
Klarinette in B
Bassklarinette in B
1. Schlagzeug
2. Schlagzeug
3. Schlagzeug
Violine
Viola
Violoncello
Tonträger
live-electronics
Sotelo - Sonetos del amor oscuro – Cripta sonora para Luigi Nono für 2 Cantaores, gemischten Chor, Instrumentalensemble und Tonträger
Gedruckt/Digital
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Mauricio Sotelo
Sotelo: SonetosInstrumentierung: für 2 Cantaores, gemischten Chor, Instrumentalensemble und Tonträger
Ausgabeart: Studienpartitur
Sprache: Spanisch
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Hörbeispiel
Werkeinführung
Seit dem Tod von Luigi Nono am 8. Mai 1990 war ich von der Idee besessen, eine Art Requiem für den Meister und Freund zu schreiben. Es sollte natürlich ein ganz besonderes Werk werden, und nach meiner Vorstellung sollte es nicht nur in enger Verbindung zu den Achsen der Gedankenwelt des Venezianers stehen, der so entscheidend dazu beitrug, meine eigene Klangwelt zu formen, sondern auch einen Aspekt aufweisen, der mit Spanien zu tun hatte, ein Land, dem zu seinen Lebzeiten sein grosses Interesse galt.
Anlässlich eines meiner Musik gewidmeten monographischen Konzerts in Madrid, bei dem ein Werk uraufgeführt wurde, das Nuria, der Witwe Nonos und Tochter Schönbergs aus Anlass ihres siebzigsten Geburtstags gewidmet war, besuchte diese Madrid. Dort trafen wir uns mit unserer gemeinsamen Freundin Isabel de Falla in der berühmten Residencia de estudiantes*. Isabel brachte zu diesem Treffen ein Geschenk für ihre Freundin Nuria mit, das für das Archivio Nono in Venedig bestimmt war: einen Brief von Nono an sie, sowie die Ausgabe von Garzanti über die Sonette der dunklen Liebe von Federico García Lorca. Zu unserer Überraschung entdeckten wir ein bis dahin nicht veröffentlichtes Detail: Gigi, wie ihn die aller engsten Freunde nannten, plante, eine Komposition zu diesen tief bewegenden Gedichten Lorcas zu schreiben, und als ersten Schritt schuf er ein Netzwerk aus Worten, indem er einige Verse unterstrich, das seinem Klangraum als inneres Gerüst dienen sollte.
In meinen Gesprächen mit Nono im Winter 1989 in Berlin unterstrich dieser unablässig sein Interesse an der Kunst der Erinnerung und der mündlichen Überlieferung und empfahl mir lebhaft, den Cante jondo Andalusiens als Beispiel einer einzigartigen spektralen Architektur der Erinnerung. zu studieren.
Das wunderbare Geschenk Isabels für Nuria entpuppte sich für mich als möglicher Raum für die Verwirklichung einer 'Klangkrypta für Luigi Nono'. Darin sollten die Stimmen des cante jondo ertönen, die ihn so sehr anzogen und mit denen ich mich seit unserem ersten Treffen im Jahr 1988 in Wien beschäftigt hatte. Um das Projekt zu ergänzen, träumte ich davon, mit meinem lebenden Lieblingsmaler (von Kindheit an hatte ich sowohl die Malerei als auch die Musik geliebt), dem Iren Sean Scully zu arbeiten, den ich vor einigen Jahren in Sevilla kennen gelernt hatte.
Das Werk, das wir präsentieren, ist also das Ergebnis zahlloser 'Wunder' und, wie der Dichter Valente sagen würde 'glückhafter Schiffbrüche'. Die Uraufführung konnte nur in Lorcas Granada stattfinden, der Stadt, die Nono in seinen letzten Lebensjahren zweimal besuchen sollte.
Mein besonderer Dank gilt Enrique Gámez, der soviel Engagement und Begeisterung darauf verwendet hat, dieses Klangdenkmal zu errichten, an dessen Schöpfung er ohne Zweifel Anteil hat. Ebenso möchte ich meiner tief empfundenen Dankbarkeit für Inmaculada Tomás, Direktorin des Valencianischen Instituts für Musik, Ausdruck verleihen und allen Freunden und Mitarbeiter danken, die in Granada, Valencia, Barcelona und Madrid zu der Errichtung unserer Krypta beigetragen haben.
Das Werk - es konnte gar nicht anders sein - entspricht getreu der Idee des suono mobile oder suono caminante, der die letzte Produktion von Luigi Nono charakterisierte. Es sind nicht nur die Töne und die Interpreten, die wie eine spektrale Architektur in langsamster Fortbewegung imaginäre Landkarten-Territorien durchlaufen / schaffen, sondern es ist der Zuschauer selbst, der dem Unbekannten folgt, der zuhört und in das Innere eines Raums-Klangs-Bilds schaut:
"Ausbreitung der Leere in den Räumen der Morgendämmerung.
Die Hand ist ein gro?er brennender Vogel, der nach Westen fliegt und sich wie eine dunkel leuchtende Fackel verzehrt."
(José Ángel Valente)
Mauricio Sotelo
(Übersetzung aus dem Spanischen: Mag. Elisabeth Horn)
*) Anmerkung d. Übersetzerin: Residencia de estudiantes, wichtiges Kulturzentrum zeitgenössischer Kunst; wurde durch die Generation 27 bekannt.