
Alfred Schnittke
Trio-Sonate
Dauer: 20'
Bearbeitet von: Juri Bashmet
Instrumentierungsdetails:
Violine I
Violine II
Viola
Violoncello
Kontrabass
„Für mich
sind Situationen, die äußerlich einen Erfolg garantieren, höchst verdächtig.
Darunter auch meine eigene Situation. Ich bekomme ununterbrochen, fast
tagtäglich Aufträge von vielen Menschen aus vielen Ländern. Und ich muss ständig
absagen. Alles kann ich einfach nicht tun. Nichts im Leben hat für mich eine garantierte
Entwicklung. Jede Lage birgt eine Gefahr in sich“ – Alfred Schnittke war sich 1985 der Gefährdung wie der
Vergänglichkeit seines Tuns bewusst geworden, nachdem er einen Kompositionsauftrag
erfüllt hatte. Das Streichtrio hatte er 1985 anlässlich des 100. Geburtstages
wie des 50. Todestages von Alban Berg geschrieben. Zwei Jahre später
bearbeitete Juri Baschmet das Werk für Streichorchester. Eine Dramatisierung einer
fragilen Kammermusik zum Gedenken an Alban Berg. Ein Echo auf Wien, wo
Schnittke einige Jugendjahre verbracht hatte, und eine persönlich gefärbte
Spiegelung der Musik des Fin de siècle. Berg und Mahler und sehr fern: Franz Schubert.
Schnittkes Musik ist in einem nahezu ungebrochenen spätromantischen Stil geschrieben,
auf eigenartige Weise zwischen düsterer Todesahnung und licht aufscheinender
Jenseitigkeit changierend. Durch Nacht zum Licht? Zwei Sätze stehen sich gegenüber.
Moderato. Ein unruhiger Satz, der auf einer fünftönigen Formel gründet, die in
beständiger Verwandlung begriffen alles durchzieht. Ein vielschichtiger Satz
voller Anklänge, Rückerinnerungen gleich. Schattenhaft, hektisch, nervös. Dem
steht das lichtere Adagio gegenüber. Am Ende verlieren sich die Geigen. Hohe
Töne, leise, licht. Eine Geste, die erinnert an das auskomponierte Verklingen
aller Musik am Ende der Neunten von Gustav Mahler. Wenig später, nachdem
Schnittke sein Streichtrio vollendet hatte, brach er zusammen. Er erlitt einen
Schlaganfall. Wochenlang lag er im Koma. Kann ein Werk von Kommendem künden?
Vielleicht. Später soll Schnittke von einem veränderten Zeitempfinden
gesprochen haben. Ein Freund charakterisierte das Werk: „Obwohl das Streichtrio
vor dem Schlaganfall geschrieben wurde, ist ihm trotzdem bereits jene Läuterung
eigen, die manchmal nach überstandener Krankheit eintritt. Das Streichtrio
enthält für mich die Quintessenz seiner ganzen qualvollen Suche nach jener
überirdischen Kraft, die die irdische Schwerkraft hätte überwinden können.“