Christian Dimpker
N. 23 Utopia IV
Dauer: 9'
Solisten:
trumpet
N. 23 Utopia IV
Übersetzung, Abdrucke und mehr
Christian Dimpker
N. 23 Utopia IV Digital verfügbarInstrumentierung: Für 1-3 Trompeten und 0-3 Sprecherïnnen
Ausgabeart: Noten
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Werkeinführung
Utopia IV kann von ein bis drei Trompeterïnnen und bis zu drei Sprecherïnnen aufgeführt werden. Utopia ist ein offenes Stück: Es wird vor jeder Aufführung festgelegt welche Klänge auf welche Weise kombiniert werden. Aufgrund der vielen Kombinationsmöglichkeiten wird das Stück bei jeder Aufführung anders erklingen. Die Spielerïnnen haben mit jedem neuen Takt die Auswahl zwischen drei Gruppen. Es wird im Vorhinein durch Würfelwurf entschieden welche Gruppe gespielt wird. So gehen die Spieler in jedem neuen Takt vor. Zudem artikulieren sie platonisch geprägte Textfragmente aus Thomas Mores Werk Utopia durch Trichter. Weiter werden die Trompetenklänge permanent durch ein sog. akustischen Filterbaum transformiert. Dazu wird eine Konstruktion vor den Spielern installiert, die es erlaubt die Klänge auf fünf verschiedene Arten zu filtern. Runde Boxen hängen dazu von einem Rahmen herab, wobei die mittlere „Box“ eine kleine Trommel ist. Es ist dahingehend zudem genau notiert welche Bewegungen die Trompeter mit ihren Instrumenten ausführen.
Was braucht man, um dieses Werk aufzuführen?
In diesem Stück ist die Reihenfolge nicht fixiert, sondern wird auf aleatorische Weise von den Interpreten bestimmt. Es gibt drei Gruppen von oben nach unten (1, 2, 3). Um zu wissen mit welcher Gruppe das Stück beginnt, rollt die Trompeterïn einen Würfel (oder simuliert diese Aktion) und markiert die erste Gruppe. Sie bestimmt dann auf gleiche Weise welche Gruppe auf die erste folgt und markiert sie etc. Auf diese Weise wird die Reihenfolge der Ereignisse vor jeder Aufführung in Bezug auf den „Original“-Teil der Partitur festgelegt. Diese Prozedur wird dann auch auf die Teile „Variation I“ und „Variation II“ angewandt. Gibt es mehr als ein Trompeterïn/Sprecherin, gehen sie genauso vor. Die Spielerïn bestimmt zudem, ob es Pausen zwischen den Gruppen gibt und, falls es eine Pause gibt, wie lang diese ist. Die Gültigkeit jeglicher Anweisung endet nach jeder Gruppe. Falls es keine andere Anweisung gibt, spielt die Trompeterïn ordinario zu Beginn. Zudem soll die Sprecherïn Exzerpte aus Thomas Mores Utopia durch einen Trichter artikulieren. Die Sprecherïn und die Trompete sind als ein Instrument zu verstehen. Die ursprüngliche Idee des Stückes war die Trompeterïn den Text durch die Trompeten artikulieren und durch Griffe einfärben zu lassen. Nun aber färbt die Trompeterïn durch ihr Spiel die gesprochenen Passagen ein. Allerdings kann auch die Trompeterïn die Rolle der Sprecherïn einnehmen, indem sie im Vorhinein die Passagen selbst einspricht und während der Aufführung über einen Lautsprecher wiedergibt. Drei Exzerpte werden auf die drei Gruppen verteilt. Alle Fragmente werden in der Originalsprache des Textes, und somit Latein, abgebildet. Aus diesem Grund ist die Aussprache frei.
Fragment 1: Siquidem cum tuus censeat Plato respublicas ita demum futuras esse felices si aut regnent philosophi aut reges philosophentur, quam procul aberit felicitas si philosophi regibus nec dignentur saltem suum impertiri consilium? (Lat. "Dein Freund Platon denkt, dass Gemeinwesen nur glücklich sein werden, wenn Philosophen zu Königen oder Königen zu Philosophen werden. Kein Wunder, dass wir so weit vom Glück entfernt sind, wenn Philosophen sich noch nicht einmal dazu herablassen Könige in ihren Beratungen zu assistieren.")
Fragment 2: Quippe quum populum videant in plateas effusum assiduis imbribus perfundi, nec persuadere queant illis ut se subducant pluviae tectaque subeant (...) semet intra tecta continent, habentes satis quando alienae stultitiae non possunt mederi (...). (Lat. "Sie sehen die Leute durch die Straßen wimmeln und von Regen durchnässt werden; sie können sie nicht überreden nach Drinnen zu gehen und aus dem Nassen heraus. (...) So bleiben sie Drinnen und halten zumindest sich selbst trocken (...).")
Fragment 3: [I]nquam, dum apud me considero, aequior Platoni fio, minusque demiror dedignatum illis leges ferre ullas qui recusabant eas quibus ex aequo omnes omnia partirentur commoda. (Lat. "Wenn ich all diese Dinge betrachte, sympathisiere ich mehr mit Platon. Auch wundere mich umso weniger, dass er es verweigerte Gesetze für Leute zu machen, welche Gesetze ablehnten, die verlangten, dass alle Güter gleichmäßig allen zugeteilt werden.")
Zudem wird ein akustischer Filterbaum konstruiert (s. unten): Fünf runde Boxen hängen hier von einem Rahmen, während die mittlere „Box“ eine kleine Trommel mit offener Rückseite (con corde) ist. Abhängig von der Position der Trompete, wird der Klang durch eins der fünf Materialien gefiltert. Die Trompeterïn soll dazu die Position im Laufe des Stückes verändern. Die Bewegungen werden auf den Seiten V-VIII abgebildet. Sie beziehen sich auf die Klanggruppen, wobei immer eine Bewegung (1-60) mit der jeweilig zugehörigen Spielsequenz (1-60) verbunden. D.h. Bewegung 1 wird immer mit Spielsequenz 1 ausgeführt, Bewegung 2 mit Spielsequenz 2 etc. – egal welche Gruppe gewählt wurde. Allerdings kann sich die Bewegungsgeschwindigkeit von Gruppe zu Gruppe ändern und ist die Reihenfolge der Spielsequenzen in „Variation I/II“ anders. Die Bewegungssequenzen sollen kopiert / gedruckt und neben die Partitur gelegt werden. In dem „Original“-Teil der Partitur gehen alle Bewegungen ineinander über, d. h. die Position der Trompete ist immer dieselbe am Ende einer Spielsequenz wie zum Beginn der nächsten. Da sich die Reihenfolge der Spielsequenzen aber mit „Variation I/II“ ändert, ist das im weiteren Verlauf des Stückes meist nicht der Fall. Wenn diese Teile des Stückes gespielt werden, muss die Trompeterïn die Position in den Pausen zwischen den Gruppen anpassen. Die gesamte Prozedur gilt ebenso, wenn zwei oder drei Trompeterïnnen/Sprecherïnnen das Werk aufführen. Sie spielen das Stück dann gemeinsam in ihrer eigenen Reihenfolge mit ihrem eigenen Tempo (insbesondere hinsichtlich der Pausen zwischen den Gruppen). Nur die absolute Synchronisation zwischen Trompeterïn und Sprecherïn ist unbedingt einzuhalten. Alle Spieler sollen aufeinander warten, wenn sie mit den Variationen beginnen. Die (Laut-)Sprecherïn steht neben dem Filterbaum. Alle Vorzeichen gelten nur für die jeweilige Note.